Berlin
Diskussion um Nachfolge von Kultursenator Chialo - Kulturrat: Wegner soll Amt mit übernehmen

Nach dem Rücktritt von Berlins Kultursenator Chialo (CDU) plädiert der Deutsche Kulturrat dafür, dass der Regierende Bürgermeister Wegner das Amt zusätzlich übernimmt. Als potenzielle Nachfolgerin gilt auch die Staatssekretärin in der Berliner Kulturverwaltung, Wedl-Wilson.

    Berlins Kultursenator Joe Chialo faltet die Hände bei einer Pressekonferenz zur Neubesetzung der Intendanz der Berliner Volksbühne.
    Berlins Kultursenator Joe Chialo ist zurückgetreten. (picture alliance / dpa / Soeren Stache)
    Beide sollten gemeinsam die Verhandlungen über die Zukunft der Kultur in Berlin führen, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, Olaf Zimmermann, der Deutschen Presse-Agentur. Das sei angesichts der für 2026 geplanten Abgeordnetenhauswahl und der sehr schwierigen Haushaltslage "wahrscheinlich das Beste".

    Weitere Stimmen für Doppel-Lösung

    Auch in der Berliner Kulturszene gibt es Fürsprecher für eine solche Doppel-Lösung. Die Intendantin des”Hebbel am Ufer”Annemie Vanackere sagte dem RBB, Wegner und Wedl-Wilson erschienen ihr als "exzellentes Duo". Marcel Weber, Vorsitzender der Berliner Clubcommission erklärte, Wedl-Wilson wäre aus seiner Sicht als neue Kultursenatorin "eine gute Wahl".
    Die Staatssekretärin hatte zuletzt auch den "Kulturdialog" mit den von den Einsparungen betroffenen Einrichtungen geführt. Wedl-Wilson ist gebürtige Britin mit österreichischem Pass und war vor ihrer Zeit in Berlin unter anderem Geschäftsführerin der Innsbrucker Festwochen der Alten Musik.

    Reaktionen auf Rücktritt: "Chialo hat Vertrauen verspielt

    Joe Chialo hatte am Freitag seinen Rücktritt eingereicht und als Grund die Sparzwänge in der Kultur angegeben. Wegen der geplanten Einschnitte drohe die Schließung bundesweit bekannter Kultureinrichtungen.
    Nach Einschätzung des Kulturrats-Vorsitzenden Zimmermann hatte Chialo zunächst große Unterstützung aus der Kultur. "Es zeigt sich aber wieder einmal, dass Politik ein Beruf ist und Quereinsteiger es schwer haben". Es sei Chialo schwergefallen, Mehrheiten zu organisieren.

    Massive Einsparungen in der Berliner Kulturlandschaft

    Thomas Ostermeier, Künstlerischer Leiter der Schaubühne, nannte Chialos Begründung für den Rücktritt vorgeschoben. Er habe in der Kultur einen sehr schlechten Stand gehabt und viel Vertrauen gespielt, sagte er dem RBB. Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Berliner Senat, Schulze, kritisierte, Chialo gehe vor dem "selbst gemachten Haushaltschaos von Schwarz-Rot in die Knie."
    Der Senat hatte im Berliner Haushalt in diesem Jahr drei Milliarden Euro gestrichen. Die bundesweit bekannte Kulturlandschaft mit Theatern, Opern und einer vielfältigen freien Szene musste kurzfristig ein Minus von rund 130 Millionen Euro verkraften, knapp zwölf Prozent ihres eigentlich angedachten Budgets. 2026/27 sind weitere Einsparungen geplant.
    Diese Nachricht wurde am 04.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.