Donnerstag, 25. April 2024

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"Diven" von Hans Unstern
"Ich bin Fan von Manifestformaten und Behauptungen"

"Ich bin Vielzahl, ich dehne meine Identität", sagt Hans Unstern zu seinem neuen Album "Diven". Unstern verhandelt darauf Geschlechterfragen genauso wie die Frage nach dem Selbst. Und die Musik ist geprägt von einem wohl einzigartigen Instrument.

Hans Unstern im Corsogespräch mit Fabian Elsäßer | 25.04.2020
Hans Unstern posiert mit selbstgebauter Harfe
Hans Unstern und sein selbstgebautes Harfeninstrument, die V-Harfe. (Tanno Pippi)
Hans Unstern möchte ein Selbst konstruieren und dekonstruieren, bis die einzelnen Imitationen zutage kommen. "Ich würde sagen, Hans Unstern puzzelt sich zusammen, und 'Diven' ist ein Wort, das Aufwertung vertragen kann", so Unstern im Corsogespräch. Popdiven früherer Zeit wie beispielsweise Aretha Franklin seien bei diesem Konzept aber durchaus präsent.
Wie schon auf den ersten beiden Alben sind auch die Texte von "Diven" bildreich und uneindeutig. Man könne "Diven" als Hexenspruchsammlung oder auch als Manifest verstehen.
"Ich bin Fan von von Manifestformaten und Behauptungen, und vielleicht hat das auf 'Diven' abgefärbt - das kontrasexuelle Manifest zum Beispiel von Paul B. Preciado, oder 'Manifest für Gefährtinnen' von Donna Haraway."
Rückzugsorte nötig für den kreativen Prozess
Das eigene "Flamingo Manifest" wiederum ließe die Schlußfolgerung zu: Hans Unstern könnte viele Flamingos sein. Damit Flamingos und Unsterns kreative Ideen entwickeln könnten, brauche es Rückzugsorte wie eine Großstadt, in der Austausch und gegenseitiger Austausch mit einer Wahlverwandschaft möglich sei.
Kreativ ist auch das Instrumentarium, das für Unsterns erstes Album seit sieben Jahren benutzt wurde. Zusammen mit Simon Bauer baute Unstern die wuchtige V-Harfe, die teils aus Holz, teils aus Stahl besteht und sowohl händisch gezupft als auch über Computer bedient wird. Der Bau dieser Harfe sei sehr aufwändig gewesen und einer der Gründe, warum "Diven" so lange auf sich habe warten lassen.