Sonntag, 19. Mai 2024

Vorwürfe gegen Rammstein
DJV kritisiert Anwaltsschreiben an Medien: "Der Versuch, Medien einen Maulkorb anzulegen"

Im Zusammenhang mit Anschuldigungen gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann kritisiert der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) ein Schreiben einer Berliner Anwaltskanzlei. Die Juristen wollten damit Medien einschüchtern, die über die Vorwürfe gegen Lindemann berichteten und recherchierten, erklärte der DJV.

09.06.2023
    Till Lindemann in rotem Konstüm auf der Bühne bei einem Konzert seiner Band Rammstein.
    "Rammstein"-Frontmann Till Lindemann bei einem Konzert im Dezember 2022. (imago / Eyepix Group / Carlos Santiago)
    Der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall betonte laut Mitteilung, die Drohung mit rechtlichen Schritten gegen Journalistinnen und Journalisten sei der Versuch, Medien einen Maulkorb anzulegen.
    Verdachtsberichterstattung sei zulässig, so lange sie sich an presserechtliche Spielregeln halte und über gesicherte Fakten berichte, so Überall. Dass sich der Rammstein-Sänger in Schweigen hülle, verhindere Berichterstattung nicht, so lange weitere glaubwürdige Informationen vorlägen.
    Die auf Medien- und Presserecht spezialisierte Kanzlei hatte in einem Informationsschreiben erklärt, die von mehreren Frauen erhobenen Vorhaltungen seien "ausnahmslos unwahr". Man werde wegen sämtlicher Anschuldigungen dieser Art umgehend rechtliche Schritte einleiten. Die Kanzlei wirft Medien in diesem Zusammenhang "unzulässige Verdachtsberichterstattung" vor. Außerdem sei gegen die Vorgabe verstoßen worden, "ausgewogen und objektiv" zu berichten, so die Rechtsanwälte Schertz und Bergmann.
    Till Lindemann ist Frontmann der auch international sehr erfolgreichen Rockband Rammstein. Dem Schreiben von Schertz Bergmann zufolge lautet der Vorwurf, Frauen seien bei Konzerten mithilfe von K.O.-Tropfen oder Alkohol "betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können".
    Zu einem konkreten Vorwurf im Zusammenhang mit einem Konzert in Vilnius hatte sich die Band auf Twitter eindeutig distanziert. "Uns sind keine behördlichen Ermittlungen dazu bekannt", hieß es. Beim jüngsten Konzert in München verzichtete Rammstein auf einzelne Stücke mit explizit sexuellen Anspielungen in den Texten.