Donnerstag, 25. April 2024

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Dokument der Woche, 26.1.1990
Bonn oder Berlin?

Leipzig, Berlin, Dresden: mitten in der DDR nahmen die großen Bewegungen und Veränderungen des Herbst und Winters 1989 ihren Ausgang. Weit entfernt vom westdeutschen Politikbetrieb, im über 600 Kilometer entfernten Bonn. Das beschauliche Universitätsstädtchen am Rhein war mit Konrad Adenauers Hilfe zum Regierungssitz geworden. Und nun?

30.01.2015
    Gut, im Zusammenhang mit der "Hauptstadt Bonn" fiel immer das Wort "provisorisch", nur bis zur Wiedervereinigung, wenn Berlin wieder deutsche Hauptstadt würde. Doch 40 Jahre nach der Gründung von DDR und Bundesrepublik glaubten nur noch die Wenigsten an eine Vereinigung beider deutscher Staaten. Man hatte sich an das Provisorium und seine Vorzüge gewöhnt: an die Bescheidenheit, die dem Ausland Demut signalisierte, und dem Rest der Bundesrepublik klarmachte, dass sich niemand vor Konkurrenz oder Anziehungskraft des Regierungssitzes fürchten muss.
    Auch gewöhnt hatten sich Politiker und Journalisten an die Übersichtlichkeit der Stadt, die kurzen Wege und leichten Kontakte. Nach Dienstschluss ging der Austausch oft weiter in Bonns Kneipen und Restaurants. Das Meckern über das fehlende Flair der großen weiten Welt in Bonn gehörte natürlich immer dazu. Aber echte Umzugspläne hegte niemand, im Gegenteil: Nach vierzig Jahren freuten sich die Abgeordneten auf den Neubau des Bundestags. Doch das "Weiter so" am Rhein fand mit dem Mauerfall schlagartig ein Ende, und mit als erstes verstanden das die Stadtoberen in Bonn und die NRW-Landesregierung in Düsseldorf.
    Im Januar 1990 ging der Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels vor die Presse. Er schlug vor, die Hauptstadtfunktionen aufzuteilen, vor allem auf Berlin und Bonn. Christine Heuer berichtete für den Deutschlandfunk über den Vorstoß, mit dem Daniels offenkundig Weitsicht bewies..
    Zu diesem Dokument der Woche haben wir 25 Jahre danach folgendes Interview mit Christine Heuer geführt.