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Dokumentarfilm über Shep Gordon
Porträt des legendären Managers und Produzenten

Alice Cooper und Groucho Marx, Roger Vergé und Raquel Welch - sie alle wurden von einem Mann gemanagt, den das "Rolling Stone Magazine" einmal zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt zählte: Shep Gordon. Mike Myers porträtiert ihn jetzt in der Dokumentation "Supermensch – Wer ist Shep Gordon?".

Von Jörg Albrecht |
    "Die drei wichtigsten Dinge, die ein Manager tut: Erstens das Geld abholen. Zweitens daran denken, das Geld abzuholen. Drittens nie vergessen, daran zu denken, das Geld abzuholen."
    Ist dieser Mann, der hier augenzwinkernd mit ruhiger, leicht näselnder Stimme seinen Job beschreibt, wirklich echt? Oder ist dieser Shep Gordon womöglich nur eine Erfindung für eine Mockumentary, also einen fiktionalen Dokumentarfilm? Man könnte es nach den 90 unbändigen Minuten, in denen Mike Myers Shep Gordons kunterbunte Vita abfeuert, fast glauben. Zumal auch eine erstaunliche Ähnlichkeit seines Protagonisten mit dem Schauspieler und Komiker Larry David nicht von der Hand zu weisen ist. Aber Shep Gordon ist echt. Und das weiß wohl keiner besser als die Rock-Legende Alice Cooper, dessen Manager Gordon seit 1969 ist.
    Ohne Shep, so Cooper, wäre seine Karriere nach zwei, drei Jahren vorbei gewesen.
    Die Country-Sängerin Anne Murray ergänzt, dass sie Shep vertraut, weil er wie König Midas alles in Gold verwandeln könne.
    Shep Gordon sei die netteste Person, die er je getroffen habe, schwärmt Schauspieler Mike Myers, der hier zum ersten Mal Regie geführt hat. "Supermensch" hat er sein Porträt genannt. Im Jiddischen – Shep Gordon ist Jude – steht das Wort "Mensch" für einen integren Charakter. Kaum zu glauben, dass so jemand in Unterhaltungsindustrie überleben und sogar Karriere machen kann.
    So konstatiert Schauspieler Michael Douglas, dass Shep eine eingebaute Fähigkeit zu wahrem Mitgefühl habe. Aber er könne auch ein ... nun nicht alles muss auch übersetzt werden.
    Er versuche - so Gordon- sich in geschäftlichen Dingen von Mitgefühl leiten zu lassen. Es gebe keine Gewinner und Verlierer. Alle seien Gewinner. Ein Prinzip, das er bis heute durchgehalten hat und dass ihn auf der Beliebtheitsskala in einer Haifischbranche den Spitzenplatz eingebracht hat.
    Shep Gordons erstaunliche Karriere ist am Anfang von Sex, Drugs and Rock'n Roll begleitet. Aber auch im Drogenrausch und mit schönen Frauen im Arm ist Gordon noch kreativ. Er weiß genau, welche Strippen er ziehen muss, um seine Schützlinge ins Rampenlicht zu katapultieren. Allen voran natürlich Alice Cooper, der ihm 1969 im Landmark Motor Hotel In Hollywood über den Weg läuft. Dort hängen sie ab - viele von denen, die nicht alt werden sollten und heute zum Klub 27 zählen: Janis Joplin, Jim Morrison, Jimi Hendrix.
    Es ist eine der verrückten Anekdoten, von denen es in "Supermensch" nur so wimmelt: das Kennenlernen von Janis Joplin und Jimi Hendrix am Pool des Landmark Hotels. Hendrix habe ihm vorgeschlagen Manager zu werden. Wen er denn managen soll, habe Gordon gefragt. Hendrix´ Antwort: Alice Cooper. Und Shep Gordon kam an seinen ersten Managerjob.
    Immer neue Betätigungsfelder
    Von da an geht es Schlag auf Schlag. Mike Myers serviert die Karriere in einer rastlosen, bunt-schillernden Collage bestehend aus Interviews mit Gordon und seinen prominenten Weggefährten sowie zahllosen Archivaufnahmen. Negative Töne über Gordon gibt es dabei nicht zu vernehmen. Wahrscheinlich gibt es auch keine.
    Gordon ist der Verkäufer, der alles verkaufen kann und sich immer wieder neue Betätigungsfelder sucht, indem er sein Portfolio an Künstlern erweitert: Groucho Marx, Frankie Valli, George Clinton, Anne Murray und Teddy Pendergrass. Die Truppe wird immer bunter.
    Der Erfolg aber, so Gordon rückblickend, bedeutete ihm nichts. Stattdessen habe er sich immer eine Familie gewünscht. Jeden Star, den er kannte, habe der Ruhm kaputtgemacht. Hendrix tot, Morrison tot, Joplin tot. Alice auf Entzug. Wer ganz nach oben kam, hätte am meisten gelitten. Und er habe damals erkannt, dass er selbst drauf und dran war, so zu enden.
    Sein Haus, das er auf der Hawaii-Insel Maui kauft, wird zu Gordons Mittelpunkt seiner zweiten Lebenshälfte. Statt Erfolg und Elend müsse es doch auch die Kombination Erfolg und Glück geben. Für Gordon werden Personen wie der Meisterkoch Roger Vergé und der Dalai Lama zu Leitfiguren. Den Dalai Lama hat er zwar nie gemanagt, aber selbstverständlich schon bewirtet.
    Nur ein Traum ist bis heute unerfüllt geblieben. Shep Gordon wollte immer Vater werden. Aber er habe noch nicht aufgegeben. Vielleicht stecke ja noch ein kleiner Zwerg in ihm.