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Dolly for Dinner?

Biologie. - Im Januar hat die US-amerikanische Food and Drug Administration den Verzehr von Klonfleisch als für den Menschen völlig unbedenklich eingestuft. Dennoch sind viele Verbraucher skeptisch und fordern die Kennzeichnung solcher Lebensmittel. Hilfreich wäre dabei eine neue Datenbank, die auf der AAAS-Jahrestagung in Boston vorgestellt wurde.

Von Marieke Degen | 18.02.2008
    "Die FDA hat Produkte von geklonten Tieren für sicher erklärt, genauso das US-Landwirtschaftsministerium. Aber sie wollen die Produkte noch nicht auf den Markt bringen, sie befürchten wirtschaftliche Schäden. Die meisten Amerikaner wollen kein Fleisch von geklonten Tieren essen, und auch in den Exportländern wie Japan, Korea und Europa regt sich Widerstand."

    Patrick Cunningham ist Professor für Tiergenetik an der Universität von Dublin. Er weiß um die Brisanz von geklonten Nutztieren. Das kommerzielle Klonen hat längst Einzug in die Landwirtschaft erhalten, zumindest in die amerikanische. Bauern können sich zum Beispiel eine Sicherheitskopie von ihrem leistungsfähigsten Zuchtbullen anfertigen lassen. Dabei wird das Erbgut des Bullen in eine frische Eizelle injiziert. Ein eineiiger, aber jüngerer Zwilling entsteht, ein Klon. Um die 10.000 Euro kostet das, zehnmal mehr als ein normaler Bulle. Der Klon selbst ist also viel zu kostbar, um geschlachtet zu werden. Aber seine Nachkommen, die könnten irgendwann einmal in der Fleischtheke landen. Und fast alle Amerikaner würde das dann gerne wissen. Genau hier könnte Cunninghams Erfindung zum Einsatz kommen: TraceBack heißt sie. Cunningham stellt Nachforschungen an, per DNS-Analyse.

    "Wir haben das System in den 80er Jahren entwickelt. Damals haben wir die DNS von afrikanischen, indischen und europäischen Rindern verglichen, um mehr über ihre Verwandtschaftsbeziehungen zu erfahren. Dann kam die BSE-Krise, und die Menschen wollten plötzlich wissen, woher ihr Fleisch kommt. Die Methode ist die gleiche geblieben, wir haben sie nur billiger gemacht und auf den Markt gebracht."

    Traceback ist nichts anderes als eine Datenbank, in der die DNS-Profile von Rindern gespeichert sind. Seit mehreren Jahren schon wird das System in Spanien, Italien, England und Irland eingesetzt, um die Herkunft von Rindern zu kontrollieren.

    "Das System funktioniert ganz einfach. Wenn das Rind frisch geschlachtet ist, entnehmen wir eine winzige Fleischprobe und erstellen das DNS-Profil. Selbst wenn das Rind in 1000 Teile zerlegt und über diverse Läden verteilt ist, können wir immer eine DNS-Probe nehmen und mit Hilfe der Datenbank nachweisen, um welches Tier es sich handelt. Und das innerhalb eines Tages. So können wir überprüfen, ob das auch wirklich drin ist, was auf der Packung versprochen wird, zum Beispiel ob das Rind ganz konventionell gezüchtet worden ist."

    In Irland sind mittlerweile sogar dreiviertel aller Rinder registriert. Und natürlich könnten auch die DNS-Profile von geklonten Rindern erfasst werden. Sogar die Nachkommen, die ja nur noch zur Hälfte das Klonerbgut in sich tragen, ließen sich anhand des DNS-Musters identifizieren, sagt Cunningham. Für den Verbraucher heiße das: mehr Sicherheit. Das System funktioniert aber nur, wenn alle geklonten Rinder – zurzeit sind es gerade mal ein paar tausend - in der Datenbank erfasst würden. Doch gerade in den USA fehlt es an entsprechenden Gesetzen.

    "Das einzige Problem ist, dass sich die Firmen nur freiwillig dafür entscheiden können. Und so ist nie sicher, ob wirklich alle Klone registriert sind. In Europa, da bin ich mir ganz sicher, wird es irgendwann solch ein unabhängiges Register geben."

    Noch gibt es keine kommerziellen Firmen in Europa, die Lieblingsbullen kopieren. Geklont wird hier in der Regel nur zu Forschungszwecken. Aber in spätestens drei Jahren, schätzt Cunningham, könnte es soweit sein.