Epstein-Affäre
US-Repräsentantenhaus genehmigt Freigabe der Epstein-Dokumente

Nach der Kehrtwende von US-Präsident Donald Trump im Epstein-Skandal stimmte das US-Repräsentantenhaus der Veröffentlichung der Epstein-Files zu. Darin ist auch von Trump die Rede. Binnen 30 Tagen müssen die Unterlagen veröffentlicht werden.

    Donald Trump, Melania Knauss, Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell
    Ein Bild aus dem Jahr 2000: Donald Trump, Melania Knauss, Jeffrey Epstein und Ghislaine Maxwell im Mar-a-Lago Club, Palm Beach, Florida. (Getty Images / Davidoff Studios Photography)
    Im Wahlkampf hatte Donald Trump die Veröffentlichung der Epstein-Dokumente gefordert, als Präsident wollte er dann doch nicht. Für seine Kehrtwende war Trump zunehmend unter Druck geraten und hat nun seine Meinung erneut geändert: Am 16.11.2026 sprach er sich überraschend für die Veröffentlichung aus.
    Das US-Repräsentantenhaus stimmte am 18.11.2025 fast einstimmig für die Freigabe der Akten. Danach ging der Gesetzentwurf im Schnellverfahren und ohne namentliche Abstimmung in den Senat. Nun muss Trump das Papier noch unterschreiben. Im Anschluss ist Justizministerin Pam Bondi verpflichtet, die Unterlagen binnen 30 Tagen zu veröffentlichen.
    Bei den Epstein-Files handelt es sich um Unterlagen des verstorbenen Investors Jeffrey Epstein: Mails, Zeugenvernehmungen und andere Schriftstücke. Demokratische Kongressabgeordnete haben mehrere Mails veröffentlicht, in denen Epstein andeutet, Trump sei über den Missbrauch minderjähriger Frauen im Bilde gewesen. Trump bestreitet hingegen, engere Beziehungen zu Epstein gehabt zu haben.
    Dem verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der 2019 nach offiziellen Angaben im Gefängnis Suizid beging, wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben.

    Inhalt

    Was steht in den veröffentlichten Mails? 

    In einer der Mails vom Januar 2019 schreibt Epstein über Trump: „Natürlich wusste er von den Mädchen.“ In einer Mail von 2011 heißt es, eines von Epsteins Missbrauchsopfern habe "Stunden" mit Trump in dem Haus des Sexualstraftäters verbracht. Der Name des Opfers ist geschwärzt. Doch das Weiße Haus gibt an, es handele sich dabei um Virginia Giuffre, die sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben genommen hatte.  
    In ihren posthum erschienenen Memoiren beschuldigt sie den ehemaligen britischen Prinzen Andrew, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Dagegen habe Giuffre "wiederholt gesagt, dass Präsident Trump in keinerlei Fehlverhalten verwickelt war", betonte Karoline Leavitt - die Sprecherin des Weißen Hauses. 
    Die Mails stammen aus Material, das der Aufsichtsausschuss des US-Repräsentantenhauses aus dem Nachlass Epsteins erhalten hatte. Der Sexualstraftäter schreibt darin seiner Komplizin Ghislaine Maxwell. Andere Mails sind an den Enthüllungsjournalisten Michael Wolff gerichtet. 
    Das Weiße Haus warf der Demokratischen Partei eine Kampagne gegen Trump vor. Die Mails seien selektiv ausgewählt und an liberale Medien durchgestochen worden. Damit solle Präsident Trump diffamiert werden.

    Wer war Jeffrey Epstein?

    Jeffrey Epstein ist inzwischen wohl der bekannteste US-amerikanische Sexualstraftäter. Der Finanzinvestor und vielfache Millionär soll zwischen 2002 und 2005 minderjährige Mädchen – teils erst 14 Jahre alt – mit Geld angelockt und unter anderem in New York, Florida und auf seiner Privatinsel in der Karibik sexuell missbraucht haben. Unterstützt wurde er dabei von seiner langjährigen Partnerin Ghislaine Maxwell.
    Der Fall fand besondere Resonanz in der Öffentlichkeit, weil Epstein enge Kontakte zu Prominenten pflegte. Bill Clinton, Bill Gates, Michael Jackson, Stephen Hawking und David Copperfield tauchten laut Gerichtsakten bei zumindest einer Veranstaltung von ihm auf.
    Auch der Bruder von König Charles, Andrew, dem mittlerweile die royalen Titel entzogen wurden, ist in den Missbrauchsfall um Jeffrey Epstein verstrickt. Videos zeigen außerdem Epstein und Trump beim Feiern. 

    Anklage wegen Missbrauchs einer 14-Jährigen

    2006 wurde Epstein erstmals wegen Missbrauchs eines 14-jährigen Mädchens angeklagt. Bei einem Deal mit der Staatsanwaltschaft plädierte er 2008 auf schuldig und musste nur 13 Monate ins Gefängnis. Das machte ihn für viele US-Amerikaner zum Symbol einer moralisch und juristisch unantastbaren Elite.
    Im Juli 2019 wurde Epstein erneut verhaftet. Ihm wurde Sexhandel mit Minderjährigen zur Last gelegt, außerdem wurde er beschuldigt, selbst gegen Geld sexuelle Handlungen an ihnen vorgenommen zu haben. Der Staatsanwaltschaft zufolge umgab er sich mit treuen Mitarbeitern und Komplizen, um eine "ständige Versorgung mit minderjährigen Opfern zum Missbrauch" sicherzustellen.

    Tod in der Gefängniszelle

    Epstein plädierte auf nicht schuldig. Doch am 10. August 2019 wurde er erhängt in seiner Gefängniszelle gefunden. Laut den Ermittlungen war es ein Suizid. Eine Untersuchung der New Yorker Gerichtsmedizin stützte dies. Dennoch kamen Zweifel auf, die Umstände nährten das Misstrauen: In der Todesnacht versäumten Wärter ihre Kontrollgänge, obwohl Epstein einen Monat zuvor bereits einen mutmaßlichen Suizidversuch unternommen hatte.
    Die Zweifel mündeten schließlich in Verschwörungstheorien. Vor allem rechte Influencer schenkten den Behördenangaben keinen Glauben und vermuten noch immer, Epstein sei getötet worden, um angebliche Machenschaften liberaler Eliten zu verschleiern. Auch Trump hat die Suizid-Version immer wieder infrage gestellt.

    Was verbindet Donald Trump mit Epstein?

    Nicht nur in den veröffentlichten Mails, auch in anderen vom US-Justizministerium im Februar 2025 veröffentlichten Unterlagen taucht Trumps Name auf. Dort gibt es beispielsweise Verweise auf Trump im Telefonbuch Epsteins. Zudem wird Trumps Name in Fluglisten für das Privatflugzeug von Epstein genannt. Der Sender NBC News veröffentlichte Videomaterial, in dem Epstein und Trump bei einer Unterhaltung während einer Party auf Trumps Anwesen Mar-a-Lago 1992 zu sehen sind.
    Trump und Epstein waren längere Zeit sogar fast Nachbarn in Florida. In einem Interview von 2002 nannte Trump Epstein einen „großartigen Mann“ – und sagte über ihn: „Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.“
    2019 distanzierte sich Trump dann von Epstein und erklärte, nichts vom Missbrauch gewusst zu haben. Epstein wiederum sagte gegenüber einem Journalisten, Trump sei ehemals sein „bester Freund“ gewesen und erhob schwere, aber unbelegte Vorwürfe. Trump ist bisher offiziell kein Fehlverhalten im Zusammenhang mit Epstein vorgeworfen worden.

    Warum verweigerte Donald Trump die komplette Veröffentlichung der Epstein-Akten?

    Im Wahlkampf hatte Trump versprochen, die Epstein-Files vollständig offenzulegen. Weil er dieses Versprechen dann lange nicht einlöste, geriet er zunehmend unter Druck. 
    Bei den sogenannten Epstein-Files handelt es sich um einen großen Berg von Unterlagen, die sich um die Sexualstraftaten des inzwischen toten Investors drehen. Darunter sind auch E-Mails, Zeugenvernehmungen und andere Schriftstücke. Bereits im Januar 2024 hatte ein US-Gericht im Verfahren gegen die Epstein-Vertraute Ghislaine Maxwell Hunderte Seiten publik gemacht.
    Inzwischen liegt weitaus mehr Material vor, das aber noch keine grundlegend neuen Erkenntnisse gebracht hat. Dabei verhielt sich die US-Regierung teils rätselhaft und mehr als ungeschickt: Justizministerin Pam Bondi sprach von einer Liste prominenter "Kunden" Epsteins, deren Existenz sie dann aber kurz darauf plötzlich bestritt.
    Um den folgenden Aufruhr der Trump-Anhänger zu beruhigen, übermittelte das Justizministerium mehr als 33.000 Seiten mit Dokumenten an einen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses, der das Material schließlich veröffentlichte. Kritiker monieren allerdings, darin stehe wenig Neues. Nach Angaben eines New Yorker Bezirksgerichts verfügt die US-Regierung über Dokumente im Umfang von 100.000 Seiten zu dem Fall.

    Trump will die Demokraten in den Skandal verstricken

    Während die US-amerikanische Öffentlichkeit auf weitere Einblicke wartete, versuchte Trump, die Demokraten mit Epstein in Verbindung zu bringen. Er behauptete, seine Vorgänger Joe Biden und Barack Obama sowie Ex-FBI-Direktor James Comey hätten die Epstein-Akten „erfunden“ und den aktuellen Hype damit ausgelöst. Alles sei „ein großer Schwindel“.
    Auch einen anzüglichen Brief an Epstein, der von demokratischen Mitgliedern des Parlamentsausschusses publik gemacht wurde, will Trump nicht geschrieben haben. Der Brief war Teil eines 2003 zusammengestellten Albums zum Geburtstag des Finanzinvestors.
    In dem Text, versehen mit Trumps Namen und Unterschrift, heißt es: „Ein Freund ist ein wunderbares Geschenk. Alles Gute zum Geburtstag - und möge jeder Tag ein weiteres wunderbares Geheimnis sein“. Der Text wird von gezeichneten Umrissen einer kurvigen Frau umgeben. Gegen das „Wall Street Journal“, das über den mutmaßlichen Brief zuvor berichtet hatte, reichte Trump eine Klage über zehn Milliarden Dollar ein.
    Das Bild zeigt eine sexuell anzügliche Geburtstagsnotiz an Jeffrey Epstein, die auf ein "wunderbares Geheimnis" anspielt und angeblich von US-Präsident Trump unterzeichnet ist. Trump bestreitet, der Urheber zu sein.
    Diesen Geburtstagsgruß soll Trump an Epstein geschrieben haben: Der US-Präsident bestreitet aber, der Urheber zu sein. (picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited)

    Wie gefährlich können die Epstein-Files für Trump werden?

    Im Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein hatte Trump einst versprochen, Licht ins Dunkel zu bringen und die geheimen Ermittlungsakten zu veröffentlichen. Dass er dieses Versprechen zunächst gebrochen hat, fiel ihm zunehmend auf die Füße.
    Nach dem Eingeständnis von Justizministerin Bondi, es gebe gar keine "Kundenliste" Epsteins mit prominenten Namen aus der Demokratischen Partei oder aus Hollywood, forderte die Rechtsaußen-Influencerin Laura Loomer die Entlassung von Bondi. "Das ist über alle Maßen widerlich", twitterte der Radiomoderator und bekannte Verschwörungstheoretiker Alex Jones.
    Der Fall Epstein bereitet mit seiner Mischung aus reichen und mächtigen Männern, einer offenbar laschen Strafverfolgung und einem dubiosen Tod ohnehin den idealen Nährboden für Argwohn. Zumal der Missbrauch Minderjähriger im Zentrum rechter Verschwörungstheorien steht, darunter das längst widerlegte sogenannte „Pizzagate“. Hier wurde behauptet, hochrangige Demokraten betrieben in einer Pizzeria in Washington einen Pädophilenring.

    Trump beschimpfte die eigene Anhängerschaft

    Trump beschimpfte zwischenzeitlich sogar seine Anhänger: Er nannte sie „Schwächlinge“ und warf ihnen vor, auf einen Schwindel der Demokraten hereingefallen zu sein.
    Trumps Motivation bleibt unklar, sein Verhalten unberechenbar. Er selbst hat sich immer wieder als Kämpfer gegen eine vermeintlich korrupte Elite inszeniert. Durch die Epstein-Affäre ist er in den Verdacht geraten, Teil des Systems zu sein, das er zu bekämpfen versprach. Wie groß Trumps Problem dabei wird, hängt letztlich davon ab, ob es tatsächlich ihn schwer belastendes Material in den Epstein-Akten gibt.

    ahe/leg/lkn (mit Agenturen)