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Doping
Bald Blutstropfentest im Breitensport?

Bald könnten nicht nur Spitzensportler, sondern auch Hobbysportler bei Radrennen, Triathlon- und Marathonwettbewerben auf Dopingsubstanzen getestet werden. Grundlage dafür ist der neue sogenannte Blutstropfen-Test. Und es gibt Hinweise, dass solche Tests im Breitensport notwendig werden.

Von Sebastian Krause | 14.05.2015
    Doping unter Hobbysportlern nimmt offenbar immer größere Ausmaße an – gerade bei den Radmarathon-Events in den Alpen, mit tausenden Teilnehmern. Die ARD-Recherche-Redaktion Sport hat entsprechende Hinweise von Insidern bekommen. Sie wollen anonym bleiben und schreiben, Zitat: "Die ersten 5-7 Teams sind in jedem Fall hier mit Doping unterwegs gewesen, aus internen Quellen bestätigt. "Es ist halt so!" "Es wird akzeptiert und es unternimmt niemand etwas gegen das Problem, weil es schlecht für das Geschäft ist." "Dieses scheinbar fast flächendeckende und ausufernde Doping kann überhaupt nicht im Sinne des fairen Breitensports sein."
    Immer mehr Hobbyradsportler fordern, endlich auch bei Breitensport-Rennen Dopingkontrollen einzuführen. Denn generell richtet sich der Anti-Doping-Kampf bislang fast ausschließlich gegen Spitzensportler.
    Der Bayerische Justizminister Winfried Bausback will im geplanten neuen Anti-Doping-Gesetz auch den Breitensport miteinbeziehen. Weil auch er offensichtlich seine Informanten hat. "Ich habe viel Kontakt mit Sportlern, die in Kraftdisziplinen unterwegs sind, Bergradrennen, Triathleten, und da hört man, dass das Phänomen Doping auch in diesem Bereich ein nicht seltenes Phänomen ist."
    Test ist günstig und einfacher als bisherige Verfahren
    Mit dem neuen Blutstropfentest sieht die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA jetzt erstmals eine Möglichkeit, auch im Breitensport Dopingkontrollen einzuführen. Weil der Test viel kostengünstiger und einfacher ist, als die bisherigen Urin- und Blutkontrollen.
    Bevor die ersten Hobbysportler kontrolliert und dann womöglich positiv getestet werden, müsste aber noch einiges geregelt werden, sagt NADA-Chefin Andrea Gotzmann: "Hier allgemeingültige Regeln zu formulieren, die auch anerkannt werden. Die dann auch zwischen den Veranstaltern Anwendung finden. Auch das kostet Geld, das müsste der Veranstalter machen, aber er müsste dann auch den Teilnehmern die Zustimmung abverlangen, dass hinterher irgendetwas passiert, dass eine Konsequenz eintritt. Und ob Sie dann jemandem verbieten können, weiterzulaufen und an Massensport-Veranstaltungen im Breitensport teilzunehmen, das sind Fragen, die geklärt werden müssen."
    Veranstalter denken bereits über Einsatz nach, einige skeptisch
    Sobald der Test von der Welt-Anti-Doping Agentur WADA anerkannt ist, könnte er dann tatsächlich bei Ausdauer-Rennen im Breitensport eingesetzt werden. Auf Anfrage der ARD-Recherche-Redaktion Sport denken mehrere Veranstalter darüber nach, anhand des neuen Tests Dopingkontrollen einzuführen bzw. die Zahl der Kontrollen zu erhöhen. Der Chef von IRONMAN-Europa, Thomas Dieckhoff, teilt mit: "Sollte der Test zugelassen werden, werden wir umgehend die Einsatzmöglichkeiten bei IRONMAN-Rennen prüfen."
    Andere Veranstalter von Rad-, Triathlon- und Marathon-Rennen in Deutschland, Österreich und der Schweiz äußern sich dagegen skeptisch. Sie sehen keine rechtliche Grundlage für Dopingtests bei Hobbysportlern, gerade, wenn sie keinem Verein oder Verband angehören. Auch die Kosten und der organisatorische Aufwand seien weiterhin zu groß. Außerdem müssten Dopingkontrollen von einer unabhängigen Institution durchgeführt werden, und nicht vom Veranstalter selbst, sonst wären sie nicht seriös, so die Argumentation.
    Egal wie, es sollte sich auf jeden Fall etwas ändern, sagt der Moderator des Ötztaler Radmarathons, Othmar Peer. "Das ist für mich als Moderator immer ein bisschen schwierig: Da soll ich im Ziel Stimmung machen, und weiß genau, also das ist sicher nicht mit rechten Dingen zugegangen."
    Italien könnte Vorbild sein
    Peer hat den Ötztaler Radmarathon mit aufgebaut und gilt als bestens vernetzt in der Szene. Seiner Meinung nach sollten sich die Dopingjäger in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein Beispiel an Italien neben. Dort werden seit Jahren Doping-Kontrollen bei Breitensport-Radrennen durchgeführt, mit Erfolg: "Die Italiener haben in der Richtung schon sehr viele Erfolge gehabt. Sie haben immer wieder einen Top-Mann rausgefischt, auch Damen, die da gedopt worden sind und dann auch nicht mehr aufschienen in den Ergebnis-Listen. Aber das ist nur in Italien so, sonst weiß in ganz Europa eigentlich nichts."
    Die Maratona des Dolomites in den Südtiroler Dolomiten ist eine der beliebtesten Radmarathon-Veranstaltungen für Breitensportler überhaupt, mit 9.000 Teilnehmern jedes Jahr. Auf Anfrage teilt der Veranstalter mit, dass Dopingkontrollen von der italienischen Anti-Doping-Agentur ohne Ankündigung durchgeführt werden. Um überhaupt am Rennen teilnehmen zu dürfen, müssen die Hobbysportler versichern, niemals positiv getestet oder im Zusammenhang mit Dopingmitteln auffällig geworden zu sein. In den Teilnahmebedingungen heißt es außerdem:
    "Im Fall von positivem Anti-Doping-Test an der Maratona des Dolomites bzw. bei nachgewiesenem positiven Test in den sechs Monaten nach der Maratona bei anderen Sportveranstaltungen muss der Konkurrent dem Organisationskomitee der Maratona dles Dolomites als Ersatz für den schweren Schaden für das Image des Events die Summe von € 50.000,00 zahlen. Bei Zugehörigkeit zu einem Sportverein ist dieser durch Mithaftung zur Zahlung der Sanktion verpflichtet."
    Die rechtliche Grundlage, warum die Veranstalter des Dolomiten-Radmarathons Dopingkontrollen auch bei ausländischen Teilnehmern mit so harten Sanktionen durchführen dürfen, ist übrigens das strenge Anti-Doping-Gesetz in Italien.