
Riccardo Riccó war einst als "die Kobra" gefürchtet. Ein Antritt des blonden Kletterers hinterließ oft genug lähmende Wirkung in den Beinen der Konkurrenz. Bei der Tour de France 2008 wurde er wegen des nachgewiesenen Gebrauchs des Blutdopingmittels CERA jedoch aus dem Verkehr gezogen. Kaum von der Sperre zurückgekehrt wurde er 2011 wegen Nierenversagens ins Krankenhaus eingeliefert. Der Notarzt diagnostizierte eine unsachgemäße Bluttransfusion als Ursache. Riccó erhielt nun eine zwölfjährige Sperre.
Festnahme vor Schnellrestaurant
Gelernt hat er aus alldem wohl nicht. Am 29. April 2014 nahmen ihn Ermittler der Dopingsondereinheit der Carabinieri vor einem McDonald's am Rande Livornos fest. Riccó und ein Begleiter hatten auf dem Parkplatz gerade Testosteron und ein Mittel gegen Blutarmut im Wert von über 1.000 Euro erworben. Im Hause des Lieferanten befanden sich weitere Dopingpräparate im Wert von 15.000 Euro. Riccó bestritt jegliche Betrugsabsicht. Er sei "zur falschen Zeit am falschen Ort" gewesen, sagte er lokalen Medien. Glaubhaft ist dies nicht. Das Beispiel der "Kobra" zeigt, wie tief sich die Neigung zu stimulierenden Substanzen in einen Menschen einfressen kann. Der 31Jährige ist zwar voll verantwortlich für sein Handeln. Er ist aber zugleich das Produkt eines Berufsumfelds, in dem Betrug zur Geschäftsgrundlage gehörte.