Alep, Binu, Invar, Dono, Alwa – diese Wörter ergeben keinen Sinn. Und das sollen sie auch nicht. Denn Forscher von der Universität Münster haben diese Kunstwörter nur zu einem Zweck entwickelt. Ihre Versuchspersonen sollten Vokabeln pauken, die für sie absolut neu sein mussten, weil sie eben keiner natürlichen Sprache entstammen. Von Binu, Alep oder Dono hat noch nie jemand zuvor etwas gehört. Während des Paukens sitzen die Versuchspersonen vor einem Computermonitor, auf dem beispielsweise ein Bild von einem Baum erscheint, gleichzeitig erklingt über Lautsprecher das Wort Binu.
Schon eine Sekunde später dann die nächste Vokabel: Alwa für Fahrrad. Ob die Bedeutung des Wortes mit der Abbildung auf dem Monitor tatsächlich übereinstimmt, entscheiden die Versuchspersonen über eine Richtig- oder Falsch-Taste. Dieses skurril anmutende Paukexperiment hat sich Professor Stefan Knecht von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Münster zusammen mit seinen Mitarbeitern ausgedacht, weil er wissen will, wie sich das Lernen verstärken lässt.
"Für Lernen gelten natürliche Mechanismen der Lernbeeinflussung. Und wenn Sie sich eine Situation vorstellen, zum Beispiel wie gut kann man sich an eine sechsstellige Nummer merken. Dann ist es natürlich so, wenn ein Verliebter die Telefonnummer seiner Angebeteten hört, der die nur einmal hören muss und die sitzt, sieht aber ganz anders aus mit dem Krönungsdatum Karls des Großen. Die können sie dem zehnmal erzählen, die sitzt dann immer noch nicht. Der Unterschied zwischen diesen Effizienzen des Lernens wird im Gehirn sehr wahrscheinlich im wesentlichen über das dopaminerge System, über das Gehirndopamin vermittelt. Insofern glaube ich, dass wir durch unsere Beeinflussung des Gehirndopaminspiegels auch zum besseren Verständnis von Lernverstärkung beitragen. "
Wenn die erhöhte Dopaminausschüttung im Gehirn bei einem Verliebten dafür sorgt, dass er sich die Telefonnummer seiner Angebeteten besser merken kann, dann lassen sich mit erhöhtem Dopaminspiegel vielleicht auch Vokabeln besser lernen. Selbst, wenn sie so sinnlos sind wie Binu, Dono oder Alwa. Ein Medikament gegen Parkinson, das so genannte Levodopa, kann den Dopaminspiegel erhöhen. Den völlig gesunden Versuchspersonen in seiner Studie verabreichte Stefan Knecht allerdings nur ein Achtel bis ein Zehntel der Menge, die zur Behandlung dieser Erkrankung üblicherweise vorgesehen ist. Am Ende überprüfte er, ob seine Versuchspersonen mit dem Parkinsonmedikament mehr Vokabeln gelernt hatten als ohne diese Unterstützung.
"Im Mittel hat die Gruppe nach Scheinmedikamentengabe 85 Prozent erreicht und die Gruppe nach Dopaminerhöhung hat 95 Prozent Richtigkeit erreicht. Das heißt wir haben hier eine zwanzigprozentige Erhöhung. Praktisch umgesetzt bedeutet das also, statt 100 Wörter zu lernen, konnten nach Dopaminspiegelerhöhung 120 Wörter gelernt werden."
So mancher Student wäre vermutlich froh, sich das Lernen durch solche Medikamente zu erleichtern. Aber davor warnt Stefan Knecht:
"Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass diese Dopaminspiegelerhöhungen nur Sinn machen, um den Effekt von Pauken zu verbessern. Im normalen Arbeitsalltag wird nicht gepaukt, sondern da wird intelligent, schnell reagierend, umsichtig, vernetzt gearbeitet, da geht es nicht um Pauken. Von ärztlicher Seite halte ich schlichtweg gar nichts davon, dass dieses Medikament gegeben oder genommen wird außerhalb ganz klar umschriebener medizinischer Notwendigkeiten. "
Die medizinische Notwendigkeit, das Lernen zu verbessern, besteht beispielsweise bei Patienten, die nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen können. Für sie lohnt sich das Risiko einer Medikamenteneinnahme. Die ersten dieser Patienten haben bereits begonnen, nach dem von Stefan Knecht entwickelten System Sprache neu zu erlernen. Allerdings heißen ihre Vokabeln nicht Binu, Dono oder Alwa, sondern ganz einfach Baum, Koffer oder Fahrrad.
Schon eine Sekunde später dann die nächste Vokabel: Alwa für Fahrrad. Ob die Bedeutung des Wortes mit der Abbildung auf dem Monitor tatsächlich übereinstimmt, entscheiden die Versuchspersonen über eine Richtig- oder Falsch-Taste. Dieses skurril anmutende Paukexperiment hat sich Professor Stefan Knecht von der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Münster zusammen mit seinen Mitarbeitern ausgedacht, weil er wissen will, wie sich das Lernen verstärken lässt.
"Für Lernen gelten natürliche Mechanismen der Lernbeeinflussung. Und wenn Sie sich eine Situation vorstellen, zum Beispiel wie gut kann man sich an eine sechsstellige Nummer merken. Dann ist es natürlich so, wenn ein Verliebter die Telefonnummer seiner Angebeteten hört, der die nur einmal hören muss und die sitzt, sieht aber ganz anders aus mit dem Krönungsdatum Karls des Großen. Die können sie dem zehnmal erzählen, die sitzt dann immer noch nicht. Der Unterschied zwischen diesen Effizienzen des Lernens wird im Gehirn sehr wahrscheinlich im wesentlichen über das dopaminerge System, über das Gehirndopamin vermittelt. Insofern glaube ich, dass wir durch unsere Beeinflussung des Gehirndopaminspiegels auch zum besseren Verständnis von Lernverstärkung beitragen. "
Wenn die erhöhte Dopaminausschüttung im Gehirn bei einem Verliebten dafür sorgt, dass er sich die Telefonnummer seiner Angebeteten besser merken kann, dann lassen sich mit erhöhtem Dopaminspiegel vielleicht auch Vokabeln besser lernen. Selbst, wenn sie so sinnlos sind wie Binu, Dono oder Alwa. Ein Medikament gegen Parkinson, das so genannte Levodopa, kann den Dopaminspiegel erhöhen. Den völlig gesunden Versuchspersonen in seiner Studie verabreichte Stefan Knecht allerdings nur ein Achtel bis ein Zehntel der Menge, die zur Behandlung dieser Erkrankung üblicherweise vorgesehen ist. Am Ende überprüfte er, ob seine Versuchspersonen mit dem Parkinsonmedikament mehr Vokabeln gelernt hatten als ohne diese Unterstützung.
"Im Mittel hat die Gruppe nach Scheinmedikamentengabe 85 Prozent erreicht und die Gruppe nach Dopaminerhöhung hat 95 Prozent Richtigkeit erreicht. Das heißt wir haben hier eine zwanzigprozentige Erhöhung. Praktisch umgesetzt bedeutet das also, statt 100 Wörter zu lernen, konnten nach Dopaminspiegelerhöhung 120 Wörter gelernt werden."
So mancher Student wäre vermutlich froh, sich das Lernen durch solche Medikamente zu erleichtern. Aber davor warnt Stefan Knecht:
"Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass diese Dopaminspiegelerhöhungen nur Sinn machen, um den Effekt von Pauken zu verbessern. Im normalen Arbeitsalltag wird nicht gepaukt, sondern da wird intelligent, schnell reagierend, umsichtig, vernetzt gearbeitet, da geht es nicht um Pauken. Von ärztlicher Seite halte ich schlichtweg gar nichts davon, dass dieses Medikament gegeben oder genommen wird außerhalb ganz klar umschriebener medizinischer Notwendigkeiten. "
Die medizinische Notwendigkeit, das Lernen zu verbessern, besteht beispielsweise bei Patienten, die nach einem Schlaganfall nicht mehr sprechen können. Für sie lohnt sich das Risiko einer Medikamenteneinnahme. Die ersten dieser Patienten haben bereits begonnen, nach dem von Stefan Knecht entwickelten System Sprache neu zu erlernen. Allerdings heißen ihre Vokabeln nicht Binu, Dono oder Alwa, sondern ganz einfach Baum, Koffer oder Fahrrad.