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Doping
Nachweisverfahren für AICAR gefunden

Schlechte Nachricht für Doper: Kölner Forscher haben ein Nachweisverfahren für die auf der Dopingverbotsliste stehende Substanz AICAR entwickelt. Betrügern droht die schnelle Entdeckung. Seit vergangenem Donnerstag ist die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA informiert. Das Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung hat im Dezember die Analysemethode zu Ende entwickelt. Seit Jahren galt die Substanz als verbotene Geheimwaffe der Ausdauersportler, wie Funde im Umfeld von Sportveranstaltungen bewiesen haben.

Von Heinz Peter Kreuzer | 15.12.2013
    Der Radsport-Weltverband UCI hat schon auf die neue Entwicklung reagiert und schickt Proben von der diesjährigen Tour de France ins Kölner Labor. Und auch andere Ausdauerathleten stehen im Fokus der Dopingfahnder. Vor der Entwicklung der Nachweismethode wurden schon Grenzwerte für AICAR entwickelt. Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung:
    "Wir haben eine Referenzpopulation von 1000 Sportlern wurde untersucht aus verschiedenen Regionen, Geschlechtern, Altersklassen etc., daraus resultierend wurde eine Art Grenzwert geschaffen. Das heißt, wenn Werte in diesem Bereich oder darüber liegen, kann man diese Urinprobe als verdächtig ansehen. Wenn das der Fall ist, dann wird sie einer weiteren Untersuchung unterzogen."
    Diese verdächtigen Proben können jetzt mit den Nachweisverfahren analysiert werden. Wenn man die Ermittlung der Grenzwerte einbezieht, dauerte die Arbeit am Nachweisverfahren für AICAR drei Jahre. Hellhörig wurden die Dopingfahnder schon 2009, als während der Tour de France leere AICAR-Verpackungen in einem Hotel des Astana-Rennstalls gefunden wurden. Zum Team gehörten damals unter anderem Lance Armstrong und Alberto Contador. Im vergangenen Jahr wurde der kolumbianische Sportmediziner Alberto Beltran mit AICAR im Gepäck am Flughafen in Madrid festgenommen. Das als Dopingsubstanz missbrauchte AICAR ist in der Medizin als Mittel gegen Typ2-Diabestes vorgesehen. Professor Thevis:
    "Durch die Gabe von AICAR, wie es in den klinischen Tests erfolgt, kann die Fettmasse reduziert werden, die Zunahme an körpereigener Fettmasse kann unterdrückt werden, da auf Grund der höheren Leistungsfähigkeit der Muskulatur mehr Energie umgesetzt werden kann. Und so können dann die Folgeerkrankungen, die durch Übergewicht, das so genannte metabolische Syndrom, auftreten, reduziert werden. Und so kann unter anderem Typ2-Diabetes in den Griff bekommen werden."
    Das Mittel wird noch klinisch erprobt, aber die Ergebnisse der Tierexperimente sind beeindruckend: "Gedopte" Mäuse liefen 44 Prozent länger als unbehandelte Tiere. Im Gegensatz zur verwandten Substanz GW1516 steigert AICAR die Ausdauer auch ohne Lauftraining. Die erhoffte Wirkung auf Ausdauersportler beschreibt Professor Thevis so:
    "Auf Grund der Tatsache, dass in der Muskulatur mehr Kraftwerke, so genannte Mitochondrien produziert werden, kann der Sportler mehr Energie umsetzen in einem gleichen Zeitraum. Und je mehr Energie sie umsetzen können, desto mehr Kraft, Energie können sie in die Pedale oder auf die Laufbahn bringen."
    Für Sportbetrüger und ihr kriminelles Umfeld Grund genug, trotz der noch unbekannten Wirkungen auf Sportler das Mittel einzusetzen. Der Bezug über das Internet ist kein Problem. Und die Dosierung der Substanz konnten die Doper der wissenschaftlichen Literatur über die klinischen Studien entnehmen. Die Kölner Forscher haben auf Basis dieser wissenschaftlichen Literatur das Nachweisverfahren entwickelt, um die Gabe körperfremden AICARs nachzuweisen:
    "In der Natur gibt es zwei Versionen des Kohlenstoffs. Das ist der Kohlenstoff 12 mit der Masse 12, und der Kohlenstoff mit der Masse 13 und deren Mischungsverhältnis spiegelt genau das wieder, was wir auch mit der Nahrung an Kohlenstoff zu uns nehmen. Wenn Sie ein synthetisches Produkt herstellen, dann ist dieses Mischungsverhältnis, diese Signatur des Kohlenstoffs anders und das kann mit Hilfe moderner analytischer Verfahren unterschieden werden."
    Da dieses Verfahren auf seit Jahren eingeführten Standard-Verfahren basiert, ist eine Evaluierung durch die Welt-Anti-Doping-Agentur nicht notwendig. Die WADA-akkreditierten Labors können es problemlos übernehmen.