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Doping
Nachweisverfahren für Xenon

Das britische Magazin Economist enthüllte es vor den Winterspielen in Sotschi: Die Leistungen russischer Sportler seien seit mehr als einem Jahrzehnt mit dem Edelgas Xenon "gefördert" worden. Mittlerweile steht das Edelgas auf der Verbotsliste.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Die Medienberichte über den Einsatz von Xenon als leistungssteigerndes Mittel Anfang des Jahres haben selbst Experten überrascht. Da das Edelgas zu diesem Zeitpunkt nicht verboten war, gibt es keine positiven Dopingproben. Der Einsatz von Xenon werde auch nicht bestritten, sagt Professor Mario Thevis vom Kölner Zentrum für Präventive Dopingforschung.
    "Durch die Geständnisse, Eingeständnisse genaugenommen, der russischen Verbände ist es nachweislich so, das Xenon eingesetzt wurde."
    Das Edelgas ist nach Aussage von Professor Thevis vielseitig einsetzbar.
    "Das liegt daran, dass der Effekt, der mit Xenon nach Anwendungsdauer und – menge sehr breit gestreut ist, dass wir hier einen euphorisierenden Effekt bei einer geringen, kurzzeitigen Anwendung haben. Bis hin zu einer Steigerung der Ausdauerleistungsfähigkeit, wenn denn die EPO-Spiegel gesteigert werden durch höhere und längerfristige Anwendung."
    Die Aussagen über die Wirkung des Xenons basieren auf den Unterlagen russischer Wissenschaftler. Diese haben – so berichtete der Economist - den Sportlern empfohlen, im Training und vor Wettkämpfen eine 50:50-Mischung des Gases mit Sauerstoff ein paar Minuten lang einzuatmen. Bei Tierversuchen wurde festgestellt, dass eine solche Behandlung den EPO-Wert innerhalb eines Tages um bis zu 160 Prozent steigern kann.
    Von einer Vorstellung müssen sich Xenon-Doper jetzt aber verabschieden: Gase verflüchtigen sich und seien deshalb kaum nachweisbar. Auch einige der Forscher sahen das bisher als Herausforderung an.
    "Ist es in der Tat allerdings nicht. Da wir im umgekehrten Fall alle Substanzen, die wir nachweisen, erst in Gas Form bringen müssen. Bei Xenon ist das nicht mehr erforderlich. Und dementsprechend ist der Nachweis vergleichsweise simpel. Wir messen Xenon als Gas aus Blutproben, wenn es dann daraus ausgetrieben wird."
    Deshalb konnten die Forscher so schnell ein Nachweisverfahren entwickeln - fast zeitgleich mit dem Verbot von Xenon durch die Welt-Anti-Doping-Agentur. Für die Dopingkontroll-Labore bedeutet diese Analysemethode keinen besonderen Aufwand:
    "Die gute Nachricht ist, dass wir es mit konventionellen, dopinganalytischen Instrumenten durchführen könnten. Es ist ein zusätzliches analytisches Verfahren erforderlich. Das heißt, Proben müssen hier im Besonderen vorbereitet und analysiert werden. Aber mit einem vergleichsweise geringen Aufwand."
    Die schlechte Nachricht ist: Bisher ist das Edelgas nur im Blut nacheisbar.
    "Ich würde schätzen, dass wir gegenwärtig im Vergleich zu Urinproben höchstens zehn Prozent Blutproben zur Verfügung haben"
    Aber die Dopingfahnder können nicht nur auf Blutproben aus Trainings- und Wettkampfkontrollen zurückgreifen. Um Xenon bei einem Sportler nachzuweisen können auch die Blutproben genutzt werden, die für den biologischen Athleten-Pass genommen werden. Aber das reicht noch nicht aus. Für eine effizientere Jagd auf Xenon-Doper arbeiten die Forscher intensiv an einem, Nachweisverfahren für Urin. Damit könnte auch das bisherige Nachweisfenster von 24 Stunden erweitert werden.