Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Doping-Prozess um Mark S.
Geständnis des Sportarztes

Der Sportarzt Mark S. hat in einer von seinen Anwälten verlesenen Erklärung vor dem Landgericht München eingeräumt, seit 2012 Manipulationen durch Blutdoping begangen zu haben. Den Vorwurf der Körperverletzung habe er jedoch zurückgewiesen, sagte ARD-Dopingexperte Sebastian Krause im Dlf.

Sebastian Krause im Gespräch mit Marina Schweizer | 29.09.2020
    Der Angeklagte (2.v.l.) steht beim Beginn des Prozess gegen ihn wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Arzneimittel- und Dopinggesetze mit seinen Anwälten Juri Goldstein (l) und Alexander Dann (2.v.r.) zusammen. Dem Angeklagten und vier Komplizen wird vorgeworfen, regelmäßig und in einer unbekannten Anzahl von Fällen Blutdoping betrieben zu haben.
    Beginn Doping-Prozess gegen Mark S. in München (dpa/ Peter Kneffel)
    Im größten deutschen Doping-Prozess seit Jahren hat der Hauptangeklagte, der Mediziner Mark S., ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er habe von 2012 an vor allem Winter- und Radsportler betreut. Es sei ihm beim Doping jedoch nicht um Geld gegangen, er habe damit keinen Gewinn erzielt. Die Staatsanwaltschaft München wirft dem 42-Jährigen fast 150 Vergehen vor – unter anderem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Ein Urteil wird kurz vor Weihnachten erwartet.
    ARD Dopingexperte Sebastian Krause, der den Prozess begleitet hat, sagte im Dlf, S. habe die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Seine Anwälte hätten eine entsprechende Erklärung verlesen. Den Vorwurf der Körperverletzung habe er jedoch entschieden zurückgewiesen. Dem Doping-Arzt wird unter anderem vorgeworfen, an einer österreichischen Radsportlerin ein Dopingpräparat ausprobiert zu haben. Das sei aber allein die Entscheidung der Radsportlerin gewesen, meint S.. Er habe sie darüber informiert, dass er keine Erfahrung mit dem Präparat habe und der Gebrauch in ihrer eigenen Verantwortung liege.
    Blutdoping-Verfahren im Gerichtssaal erklärt
    Nach der Erklärung der Anwälte habe der Sportarzt seine Blutdoping-Verfahren im Gerichtssaal erklären müssen. Die entsprechenden Geräte waren im Gerichtssaal aufgebaut. Dieser Vortrag ist nach Ansicht von Krause Teil der Strategie der Anwälte gewesen. Man habe den Eindruck vermitteln wollen, dass der Arzt absolut professionell und auf höchstem medizinischen Niveau gearbeitet habe. "Wenn sie schon ein Geständnis ablegen müssen, dann wollen sie klarmachen, dass keiner der Sportler gesundheitlich gefährdet war."

    Mark S. habe sehr gefasst gewirkt, zum Teil auch gelöst "machte Scherze, grinste im Gerichtsaal, wie, wenn ihm das Ganze Spaß machen würde", so Krauses Beobachtung. Man habe den Eindruck gewonnen, S. habe Freude daran zu erklären, wie Blutdoping funktioniere und wie es über diesen langen Zeitraum ohne einen Verdacht funktionieren konnte.