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Doping
Russen droht Doping-Sperre

Die Enthüllungen der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping" haben erste Folgen. Deutsche Leichtathleten fordern zudem eine radikale Reform des Weltverbands IAAF.

Von Hajo Seppelt und Daniel Bouhs | 16.08.2015
    Eine Leichtathletin steht im Startblock
    Neue ARD-Recherchen belasten den Leichtathletik-Weltverband (pa/dpa/Karmann)
    In den ARD-Beiträgen waren sie zu sehen und zu hören: Acht russische Athleten, Trainer und Verbandsärzte, die Dopingmittel nahmen oder verteilten. Der Weltleichtathletikverband IAAF hat nun reagiert: Nach Informationen der "Sportschau" soll der nationale Verband seine Leute gemäß den IAAF-Richtlinien bestrafen. Heißt: Athleten wie Olympiasiegerin Maria Savinova droht eine weltweite Wettkampf-Sperre für vier Jahre – mindestens. Trainern und Ärzten sogar eine lebenslange. Außerdem dürften etliche Titel und Medaillen aberkannt werden.
    Den Informationen zufolge hat die russische Leichtathletik gleich noch ein Problem: Erst im vergangenen Monat sollen sechs russische Geher positiv auf Epo getestet worden sein. Aber auch über Russland hinaus gibt es Probleme: Wie jetzt bekannt wurde, hat es bereits 2013 bei Nachtests von Dopingproben der Teilnehmer der Leichtathletik-WM 2009 in Berlin drei positive Dopingtests gegeben – genommen wurden dafür gerade mal 20 Proben. Im Schnitt war also rund jeder siebte getestete Athlet allein schon hier positiv.
    Deutsche Sportler gehen unterdessen mit ihrem Frust über die internationale Leichtathletik-Szene an die Öffentlichkeit. Der ehemalige Geher André Höhne, der inzwischen Trainer ist, sagte der "Sportschau":
    "Ich komme mittlerweile so ein bisschen in Erklärungsnot vor den Kindern, vor den Eltern, um denen unseren Sport, die Leichtathletik, irgendwie noch schönzureden. Und zu sagen, passt auf: Das macht Sinn, wir können Wettkämpfe bestreiten, wir können uns auch messen."
    Zusammen mit dem Diskuswerfer Robert Harting und dem 800-Meter-Läufer Robin Schembera startet Höhne eine Transparenz-Offensive: Der "Sportschau" gaben die drei ihre Werte zur Veröffentlichung frei, die sich in der geheimen IAAF-Datenbank finden, die ARD und "Sunday Times" gemeinsam ausgewertet haben – alle sind im sauberen Bereich. Harting sagte:
    "Wenn eindeutig ist, wie wir arbeiten und das an unserem Innersten zu erkennen ist – ist doch gar keine Frage, dass man das irgendwie zeigen kann."
    Die Sportler fordern eine radikale Reform von der IAAF. Die hält unterdessen seit zwei Jahren eine Studie zurück, an der die Athleten der WM 2011 anonym teilnahmen. Die Erhebung liegt der "Sportschau" vor. Danach gaben mindestens 29 Prozent an, gedopt zu haben. Die Trefferquote bei Doping-Kontrollen zu denselben Zeitpunkten: nur maximal zwei Prozent. Eine riesige Diskrepanz.