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Doping
Weiterhin Debatten über geplantes Anti-Doping-Gesetz

Geht es nach Bundesjustizminister Heiko Maas, soll es ab 2016 ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland geben. Am kommenden Freitag wird der Gesetzentwurf erstmals im Bundestag diskutiert. Doch Sport und Politik sind sich nicht immer nicht einig.

Von Robert Kempe | 18.05.2015
    "Da wird ein neues Kapitel im Anti-Doping-Kampf aufgeschlagen in Deutschland. Bisher hat der Sport das gemacht über viele Jahre und auch mit vielen Anstrengungen. Aber jetzt hat auch der Staat gesagt, das ist auch unsere Verantwortung, auch wir wollen etwas tun, wir stellen das unter Strafe. Da wird sich jeder Sportler in Zukunft nochmal mehr überlegen müssen, ob er zu Dopingmitteln greift."
    Doch so positiv wie Maas sind längst nicht alle. So erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, dass deutsche Sportler Sammelklagen gegen das Anti-Doping-Gesetz vorbereiten würden. "Ich habe anonyme Hinweise bekommen, dass es entsprechende Aktivitäten gibt. Weil die ein oder anderen Athleten - und das sage ich explizit nicht aus der Athletenkommission des DOSB, sondern Athleten, die durchaus auch uns tendenziell eher kritisch gegenüber stehen - entsprechende Aktivitäten vorbereiten."
    Deutlicher wurde Hörmann nicht. Dafür mit seiner Kritik an der Politik. Auf der Diskussionsrunde der SPD im Bundestag war offensichtlich, dass - entgegen aller Beteuerungen - zwischen DOSB und den Parlamentariern die Meinungen über ein schärferes Strafrecht gegen Doping immer noch weit auseinanderliegen. "Kommunikation und Austausch lebt ja davon, dass man Sorgen vorträgt, dass die Sorgen ernst genommen, diskutiert und dann wieder kommentiert werden. Genau darauf warten wir noch."
    Immer wieder hatte die DOSB-Spitze in Ministerien und bei den Parlamentariern dafür geworben, den Gesetzentwurf zu entschärfen. Vor allem durch die strafrechtliche Verfolgung des Eigendopings befürchtet der Sportbund eine Schwächung des Sportrechts und mögliche Schadensersatzforderungen. Ohne Erfolg. Justizminister Maas betonte, dass die Kernpunkte des Gesetzes unangetastet bleiben werden. Die Versuche der Einflussnahme müssen nun ein Ende haben, meint die SPD-Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag. "Ich glaube, es hat wenig Gesetze in diesem Parlament gegeben, die so lange, so intensiv auch mit einem Interessenvertreter – denn das ist der Deutsche Olympische Sportbund – diskutiert worden ist. Jeder hat seine Aufgabe und der Gesetzgeber hat die Aufgabe Gesetze zu machen und insofern gehe ich jetzt davon aus, dass auch der Deutsche Olympische Sportbund akzeptiert, dass hier der Gesetzgeber ist und ein Anti-Doping-Gesetz verabschieden wird."
    Die Vorstandsvorsitzende der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA, Andrea Gotzmann, drückte über die Befürchtung des DOSB ihre Verwunderung aus und zeigte eine Lösung auf: Die NADA habe allen Verbänden mehrmals angeboten, das Ergebnismanagement bei Dopingfällen zu übernehmen. Die Haftung würde damit bei der Bonner Agentur liegen und nicht mehr bei den Sportverbänden.