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Dopingaffäre um Erfurter Sportarzt
"Die Eltern waren sehr erschrocken"

Nach der Festnahme eines Sportarztes, der mit dem Landessportbund Thüringen kooperierte, hat dort die Aufarbeitung begonnen. LSB-Chef Stefan Hügel sprach im Dlf von einem fast klassischen Täterprofil des Arztes. Ein sauberes, offizielles Leben, "damit nebenher dann offensichtlich andere Dinge möglich sind."

Stefan Hügel im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Prof. Dr. Stefan Hügel, Präsident des Landessportbundes Thüringen.
Stefan Hügel vom Landessportbund Thüringen sagte im Dlf, man wisse noch nicht, wer alles an den Dopingpraktiken beteiligt war. Eine abschließende Bewertung sei noch nicht möglich. (imago)
Nach der Verhaftung des Erfurter Arztes Mark S. während der nordischen Ski-WM, prüft der Landessportbund Thüringen, ob der Mediziner auch in weitere Dopingpraktiken verwickelt war. Seine Praxis kooperierte mit dem LSB als sportmedizinische Untersuchungsstelle. Insbesondere die Sportarten Schwimmen, Gewichtheben und Radsport hatten die Praxis genutzt, um Tauglichkeitsuntersuchungen von Landeskadern und Aufnahmeuntersuchungen für das Sportgymnasium durchzuführen. Die Aufarbeitung begann in den letzten Tagen mit Verbands- und Athletenvertretern, Sportlern und Eltern unter den etwa 60 Gesprächsteilnehmern. Zwei Tage lang wurde diskutiert unter der Leitung des LSB-Präsidenten Stefan Hügel.
Eltern hatten großes Vertrauen
Hügel sagte im Dlf, die Eltern hätten großes Vertrauen gehabt, seien im Gespräch "fast begeistert" von der fachärztlichen Begleitung durch den Sportarzt gewesen. "Das war für uns sehr überraschend". Der Arzt habe Athleten und Eltern immer sehr stark auf Doping-Bestimmungen hingewiesen. "Wir haben das Gefühl, dass es hier fast ein klassisches Täterprofil gibt: ein sehr sauberes, offizielles Leben, damit nebenher dann offensichtlich andere Dinge möglich sind", so Hügel. "Die Eltern waren sehr erschrocken über das, was nebenher gelaufen ist und hatten natürlich auch Fragen zu diesem Problem."
Junge Schwimmer und Gewichtheber seien von dem Arzt auch außerhalb der Verbandsstrukturen hausärztlich "bei Husten oder Schnupfen" betreut worden, sagte Hügel. Der Vorwurf, diese Arztbesuche könnten möglicherweise zu anderen Zwecken genutzt worden sein, wies Hügel jedoch zurück. Die Eltern seien dabei gewesen - "wir dürfen mal davon ausgehen, dass auch Eltern in dem Zuge die Wahrheit sagen."
Ermittlungen abwarten
Auf die Frage, warum es bisher noch keine externe Beratung bei den Gesprächen gegeben habe, betonte Hügel: "Wir wollten sehr schnell vor Ort sein, um mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Jetzt müssen wir die Auswertung intern machen und schauen, wie die sportärztliche Betreuung weitergeht und dann werden wir sehen, wie wir nachjustieren müssen". Für weitere Schritte müsse man die Ermittlungen der Justiz abwarten: "Wir wissen ja noch gar nicht, wer alles beteiligt ist. Schon deshalb ist eine abschließende Bewertung gar nicht möglich."
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.