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Dopingforscher unter sich

Die Olympischen Sommerspiele werfen ihre Schatten heraus: Beim Manfred Donike-Workshop, der weltweit wichtigste Kongress für Dopinganalytiker, informieren sich die Laborleiter über neue Nachweisverfahren.

Von Florian Bauer | 03.03.2012
    Es ist ein Event, das ein bisschen wie ein Geheimtreffen daher kommt. Von uns wissen Sie den Termin nicht, heißt es von verschiedenen Seiten in den Wochen vorher. Die Medien sind nicht eingeladen. Zum Manfred Donike Workshop an der Sporthochschule in Köln. Dabei gibt es doch nichts zu verbergen, bei der 30. Auflage des wohl wichtigsten wissenschaftlichen Treffens der Dopingforschung weltweit.

    Vier Tage lang wird diskutiert und vorgetragen, was auf dem Gebiet der Dopinganalytik neu und wichtig ist – oder wichtig werden wird. Über 100 Teilnehmer aus über 30 Ländern sind gekommen, darunter auch die meisten Laborleiter der 33 von der Welt-Anti-Doping-Agentur derzeit akkreditierten Dopingkontrolllabore.

    Günter Gmeiner zum Beispiel, Laborleiter des Dopinglabors im österreichischen Seibersdorf.

    "Dieser Workshop ist vergleichbar wie eine römische Piazza, also quasi ein Ort des Treffens und des Austausches, nur auf sehr hoher wissenschaftlicher Ebene."

    Das Kölner Dopingkontrolllabor lädt ein, und die Dopingforschungswelt kommt. Gesprächsthema London 2012, die Olympischen Sommerspiele, viele der diese Woche in Köln weilenden Dopinganalytiker werden im Sommer auch in London dabei sein.

    Mehr als 150 Wissenschaftler sollen mehr als 6.000 Proben nehmen. So viele wie nie zuvor bei einem Sportgroßereignis. In einem Labor, so groß wie 7 Tennisplätze. Superlative. Auch für Mario Thevis, den Leiter des Zentrums für präventive Dopingforschung in Köln. Er wird – wie schon bei den letzten Olympischen Spielen – vor Ort Proben analysieren.

    "Ich bin mir sicher, dass in London alle Möglichkeiten genutzt werden. Es ist ein Labor, das die modernsten Standards erfüllt. Die Zahlen, die genannt wurden, setzen neue Maßstäbe. Und ich erwarte, dass wir dort die umfangreichste Dopinganalytik einführen, die es bisher in der Geschichte der Olympischen Spiele gegeben hat."

    Dem Einwand, dass im olympischen zeitlichen Umfeld sowieso nur die dummen Sportler dopen, und die vielen Tests und Testverfahren daher nur Augenwischerei seien, widerspricht Peter Hemmersbach, der Chef des norwegischen Dopingkontrolllabors, nur bedingt.

    "Also Augenwischerei ist es nicht, denn die Kontrollen sind wichtig.
    Für mich sind die Olympischen Spiele ne Gelegenheit auch ein Augenmerk auf die Dopinganalytik zu richten und diesen PR-Wert für Anti-Doping-Arbeit möchte ich auch nicht missen und diese Anstrengung zurückfahren."

    Dazu könnte in London auch ein weiterer Test auf Wachstumshormon gehören. Immer wieder haben Sportler in den letzten Jahren berichtet, Wachstumshormon sei weit verbreitet als Dopingmittel im Sport.

    Nachweisbar ist es aber offenbar mit dem bisher eingesetzten Test nur die ersten paar Stunden nach Einnahme. Seit Jahren wurde deshalb vor allem in London ein weiterer Test erprobt, gefördert mit Millionen-Geldern der Welt-Anti-Doping-Agentur. Jetzt scheint er einsatzfähig zu sein. Mario Thevis:

    "Das Besondere an diesem Test ist, dass das Zeitfenster verlängert wird. Wir haben zwei Tests, so dass in Kombination ein effektiver Nachweis von Wachstumshormon gegeben ist."

    Dass dieser Test, der Wachstumshormon mehrere Tage im Körper nachweisen soll, auch in London eingesetzt wird, davon sei auszugehen, so der Tenor diese Woche in Köln. Cathrin Goebel, in jungen Jahren mit der Familie aus dem Taunus nach Australien ausgewandert, ist heute die Laborleiterin des australischen Dopingkontrolllabors in Sydney. Sie macht klar.

    "Ja, ich denke, wir erwarten das jetzt alle. Aber ich nehme an, dass Prof. Cowan, der Prof. von dem London Lab, wissen wird, wann und wie es implementiert wird."

    David Cowan, der Leiter des Londoner Labors und damit verantwortlich für die Dopinganalysen der Olympischen Spiele, wollte sich aber nicht äußern.

    In Köln wurde noch ein weiteres Testverfahren intensiv diskutiert. Ein Mitarbeiter des Dopingkontrolllabors in Lausanne, renommiert auf dem Gebiet der Blutdopinganalyse, hielt einen Vortrag über einen möglichen Nachweis von Eigenblutdoping. Bis heute gibt es dafür kein Nachweisverfahren, obwohl es nach Sportleraussagen immer wieder eingesetzt wurde. Allerdings bleibt offen, wie erfolgreich das Verfahren sein kann und wann es einsetzbar wäre.

    Nicht nur diese Diskussion wird nach dem Treffen in Köln heute und morgen in London weitergeführt. Auf dem Laborleiter-Workshop der Welt-Anti-Doping-Agentur.