Olympisches Silber für den Zehnkämpfer Frank Busemann oder Gold für Nils Schumann über 800 Meter: Siege aus der guten alten Zeit der Leichtathletik. Da war die olympische Kernsportart noch in den Medien präsent, und auch Läufer hatten ihre Chance. Jetzt holen Mehrkämpfer und vor allen Dingen die Werfer Edelmetall bei den Großereignissen. Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele, das sind die Höhepunkte dieser Sportart. Nur zwischen diesen Großereignissen ist die Leichtathletik kaum im Fernsehen präsent, beklagt Harald Schmid. Seine Duelle mit dem US-Amerikaner Ed Moses über 400 Meter Hürden elektrisierten in den 1980er Jahren die Massen. In den Stadien und vor dem Bildschirm.
"Wenn Olympia ist, ist es immer noch die Kernsportart. Das ist der Magnet für die Zuschauer im Stadion und das ist da, wo alle hingehen wollen. Wo sie ein weniger präsent ist, ist im Fernsehen. Eigentlich sehen wir die Weltmeisterschaften, sehen wir die Europameisterschaften, das ganze Drumherum, die Sportfeste sind kaum präsent."
Ursache der mangelnden TV-Präsenz ist das schlechte Marketing des Weltverbandes IAAF. Zwischenzeitlich hatte er die Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2011 und 2013 an die schwedische Agentur IEC für die Garantiesumme von 80 Millionen Euro verkauft. IEC forderte dann überhöhte Lizenzsummen, so dass viele TV-Sender erst einmal aus den Verhandlungen ausstiegen. Fast wäre die WM 2011 im südkoreanischen Daegu im wichtigsten europäischen Markt Deutschland nicht zu sehen gewesen. Erst kurz vor der WM-Eröffnung einigten sich die Parteien. Und die Diamond League, die Königsklasse der Leichtathletik, ist in Deutschland nicht mehr im Fernsehen zu sehen. Die Meetingserie ist im wahrsten Sinne des Wortes in der Versenkung verschwunden. Dabei ist das Interesse in Deutschland an der Leichtathletik gar nicht so gering. Jedenfalls in der Altersgruppe zwischen 30 und 59 Jahren. Veit Wolf von der Sponsoringberatung Repucom:
"Bei den Jüngeren, bei den 14- bis 29-Jährigen, lässt das Interesse an der olympischen Kernsportart schon etwas zu wünschen übrig. Da hängt man schon hinterher. Und da gilt es anzusetzen, um auch die jüngeren Zielgruppen jetzt und für die Zukunft zu gewinnen. Aus meiner Sicht ist die deutsche Leichtathletik, der DLV, immer wieder bestrebt, Reformen in die Wege zu leiten."
Der ehemalige Laufstar Harald Schmid warnt aber vor zu viel Veränderung:
"Den Sport an sich muss man nicht reformieren, es ist einfach eine Basissportart. Es geht um Laufen, Springen, Werfen, ganz einfach formuliert. Das sind die Grundbewegungsformen des Menschen und die werden im Wettkampfcharakter dargestellt. Soll man da noch eine Spielshow dranhängen? Das würde die Sportart komplett verfälschen, die darf schon so bleiben, wie sie ist."
Die Athleten machen sich ebenfalls Gedanken, wie man ihre Sportart reformieren könnte. So sagt Sprinter Julian Reus:
"Ich denke mal, man sollte versuchen, das Duell Mann gegen Mann wieder in den Vordergrund zu rücken. Und wegzukommen von diesem Zeitgedanken. Ich persönlich denke, dass das menschliche Auge nicht unterscheiden kann, ob jemand 90 oder 69 rennt. Dieser Run nach diesen extremen Zeiten, der hat in den letzten Jahren überhand genommen."
Mittlerweile gibt es Formate wie beispielsweise "Berlin fliegt", ein Mix aus Stabhoch- und Weitsprung. Angedacht ist auch eine "Vierschanzentournee": eine Tournee innerhalb von zehn Tagen mit den Stationen Moskau, Peking, Paris und Berlin. Deutschlands bester Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch denkt über Veränderungen bestehender Veranstaltungen nach, der Integration des Mehrkampfes in die Diamond League.
"Es gibt da diese Diamond League. Da könnte man zum Beispiel sagen, dass der Zehnkämpfer immer drei Disziplinen mitmacht in der Diamond League, in der nächsten Stadt drei andere, und beim nächsten vier Disziplinen. Da wäre man schon einmal bei drei Diamond League Wettkämpfen dabei. Könnte da erstens auch Geld verdienen und zweitens wäre das auch in der Öffentlichkeit."
Neben Reformen im Wettkampf muss es aber auch eine Imagekorrektur geben: Die Weltspitze muss nicht um jeden Preis erreicht werden. Die Versuche des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, den Sport als dopingfrei darzustellen, hält Harald Schmid für noch nicht ausreichend:
"Er propagiert das nicht stark genug, dass er versucht, diese Sportart sauber zu halten. Und wenn sich dann ein junger deutscher Sportler hinstellt, etwa der Reus, der so gut sprinten kann und auch super Zeiten läuft zusammen mit Keller, und der Reus sagt: 'Ja, ich finde es gut, dass ein Sportler erwischt wird, wenn er dopt. Weil ich versuche das sauber zu schaffen.' Das ist eine klare Aussage: Da wollen junge Menschen ihren Sport sauber betreiben und so etwas sollte man auch wirklich nach außen tragen."
Sponsoringexperte Wolf glaubt, dass der DLV mit seinem Slogan "dopingfreier Sport" den richtigen Kurs für die zukünftige Vermarktung eingeschlagen hat:
"Also einen anderen Weg kann man gar nicht gehen. Also man muss diesen konsequenten Anti-Dopingweg weiter gehen. Dass die deutsche Leichtathletik diesen Weg geht, das kommt sehr glaubwürdig rüber. Was der einzelne dann immer noch macht, das bleibt im Verborgenen."
Was gegen diese Politik steht, ist das deutsche Fördersystem. Die Gelder des Bundesinnenministeriums werden nach Erfolgen bei Olympia und Weltmeisterschaften vergeben. Ohne Erfolge kein Geld. So besetzt der DLV bei den Weltmeisterschaften auch nicht alle Disziplinen, vor allem bei den Läufern gibt es Lücken. Harald Schmid hält das für falsch:
"Ich würde halt versuchen, eine schöne gute Mannschaft zu kriegen. Und vielleicht auch mal sagen: Ja, es gibt Disziplinen in der Leichtathletik, da kann man vielleicht nicht den Anschluss an die Weltspitze halten, aber wir wollen, dass wir präsent sind, wir wollen, dass diese Disziplinen weiter am Leben bleiben, also müssen wir dort auch fördern."
"Wenn Olympia ist, ist es immer noch die Kernsportart. Das ist der Magnet für die Zuschauer im Stadion und das ist da, wo alle hingehen wollen. Wo sie ein weniger präsent ist, ist im Fernsehen. Eigentlich sehen wir die Weltmeisterschaften, sehen wir die Europameisterschaften, das ganze Drumherum, die Sportfeste sind kaum präsent."
Ursache der mangelnden TV-Präsenz ist das schlechte Marketing des Weltverbandes IAAF. Zwischenzeitlich hatte er die Fernsehrechte für die Weltmeisterschaften 2011 und 2013 an die schwedische Agentur IEC für die Garantiesumme von 80 Millionen Euro verkauft. IEC forderte dann überhöhte Lizenzsummen, so dass viele TV-Sender erst einmal aus den Verhandlungen ausstiegen. Fast wäre die WM 2011 im südkoreanischen Daegu im wichtigsten europäischen Markt Deutschland nicht zu sehen gewesen. Erst kurz vor der WM-Eröffnung einigten sich die Parteien. Und die Diamond League, die Königsklasse der Leichtathletik, ist in Deutschland nicht mehr im Fernsehen zu sehen. Die Meetingserie ist im wahrsten Sinne des Wortes in der Versenkung verschwunden. Dabei ist das Interesse in Deutschland an der Leichtathletik gar nicht so gering. Jedenfalls in der Altersgruppe zwischen 30 und 59 Jahren. Veit Wolf von der Sponsoringberatung Repucom:
"Bei den Jüngeren, bei den 14- bis 29-Jährigen, lässt das Interesse an der olympischen Kernsportart schon etwas zu wünschen übrig. Da hängt man schon hinterher. Und da gilt es anzusetzen, um auch die jüngeren Zielgruppen jetzt und für die Zukunft zu gewinnen. Aus meiner Sicht ist die deutsche Leichtathletik, der DLV, immer wieder bestrebt, Reformen in die Wege zu leiten."
Der ehemalige Laufstar Harald Schmid warnt aber vor zu viel Veränderung:
"Den Sport an sich muss man nicht reformieren, es ist einfach eine Basissportart. Es geht um Laufen, Springen, Werfen, ganz einfach formuliert. Das sind die Grundbewegungsformen des Menschen und die werden im Wettkampfcharakter dargestellt. Soll man da noch eine Spielshow dranhängen? Das würde die Sportart komplett verfälschen, die darf schon so bleiben, wie sie ist."
Die Athleten machen sich ebenfalls Gedanken, wie man ihre Sportart reformieren könnte. So sagt Sprinter Julian Reus:
"Ich denke mal, man sollte versuchen, das Duell Mann gegen Mann wieder in den Vordergrund zu rücken. Und wegzukommen von diesem Zeitgedanken. Ich persönlich denke, dass das menschliche Auge nicht unterscheiden kann, ob jemand 90 oder 69 rennt. Dieser Run nach diesen extremen Zeiten, der hat in den letzten Jahren überhand genommen."
Mittlerweile gibt es Formate wie beispielsweise "Berlin fliegt", ein Mix aus Stabhoch- und Weitsprung. Angedacht ist auch eine "Vierschanzentournee": eine Tournee innerhalb von zehn Tagen mit den Stationen Moskau, Peking, Paris und Berlin. Deutschlands bester Zehnkämpfer Pascal Behrenbruch denkt über Veränderungen bestehender Veranstaltungen nach, der Integration des Mehrkampfes in die Diamond League.
"Es gibt da diese Diamond League. Da könnte man zum Beispiel sagen, dass der Zehnkämpfer immer drei Disziplinen mitmacht in der Diamond League, in der nächsten Stadt drei andere, und beim nächsten vier Disziplinen. Da wäre man schon einmal bei drei Diamond League Wettkämpfen dabei. Könnte da erstens auch Geld verdienen und zweitens wäre das auch in der Öffentlichkeit."
Neben Reformen im Wettkampf muss es aber auch eine Imagekorrektur geben: Die Weltspitze muss nicht um jeden Preis erreicht werden. Die Versuche des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, den Sport als dopingfrei darzustellen, hält Harald Schmid für noch nicht ausreichend:
"Er propagiert das nicht stark genug, dass er versucht, diese Sportart sauber zu halten. Und wenn sich dann ein junger deutscher Sportler hinstellt, etwa der Reus, der so gut sprinten kann und auch super Zeiten läuft zusammen mit Keller, und der Reus sagt: 'Ja, ich finde es gut, dass ein Sportler erwischt wird, wenn er dopt. Weil ich versuche das sauber zu schaffen.' Das ist eine klare Aussage: Da wollen junge Menschen ihren Sport sauber betreiben und so etwas sollte man auch wirklich nach außen tragen."
Sponsoringexperte Wolf glaubt, dass der DLV mit seinem Slogan "dopingfreier Sport" den richtigen Kurs für die zukünftige Vermarktung eingeschlagen hat:
"Also einen anderen Weg kann man gar nicht gehen. Also man muss diesen konsequenten Anti-Dopingweg weiter gehen. Dass die deutsche Leichtathletik diesen Weg geht, das kommt sehr glaubwürdig rüber. Was der einzelne dann immer noch macht, das bleibt im Verborgenen."
Was gegen diese Politik steht, ist das deutsche Fördersystem. Die Gelder des Bundesinnenministeriums werden nach Erfolgen bei Olympia und Weltmeisterschaften vergeben. Ohne Erfolge kein Geld. So besetzt der DLV bei den Weltmeisterschaften auch nicht alle Disziplinen, vor allem bei den Läufern gibt es Lücken. Harald Schmid hält das für falsch:
"Ich würde halt versuchen, eine schöne gute Mannschaft zu kriegen. Und vielleicht auch mal sagen: Ja, es gibt Disziplinen in der Leichtathletik, da kann man vielleicht nicht den Anschluss an die Weltspitze halten, aber wir wollen, dass wir präsent sind, wir wollen, dass diese Disziplinen weiter am Leben bleiben, also müssen wir dort auch fördern."