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Dopingkontrolle Nebensache

Florian Busch spielt nicht mehr für die Eishockey-Nationalmannschaft. Angeblich, weil er mit dem Doping-Kontrollsystem nicht zurechtkommt. Wer kein Nationalspieler ist, wird in Teamsportarten wie Eishockey und Fußball kaum kontrolliert. Im Handball gibt es gar keine Trainingskontrollen.

Von Daniel Drepper |
    Kontrolldichte und Meldepflichten teilt die Nationale Anti Doping Agentur nach Doping-Risiko ein. Im Gegensatz zum Kraft- und Ausdauersport haben Ball- und Teamsport für die Nationale Anti Doping Agentur nur ein mittleres Risiko. Übersetzt für die Sportarten heißt das dann beispielsweise:

    Gewichtheber oder Biathleten müssen nicht nur ihren Aufenthaltsort je drei Monate im voraus angeben und Änderungen rechtzeitig melden, sie müssen auch eine Stunde am Tag definitiv für Kontrollen bereit stehen. Diese feste Kontrollstunde entfällt bei Teamspielern. Und jene Mannschaftssportler, die nicht für die Nationalmannschaft spielen, müssen sich noch nicht einmal mehr selbst bei der NADA melden. Für sie übernimmt der jeweilige Verein die Meldung.

    Für die Deutsche Eishockey Liga erledigt seit Mai vergangenen Jahres die NADA alle Wettkampf- und Trainingskontrollen. Allerdings gab es im Vorjahr in der ersten Eishockey-Liga für etwa 400 Spieler nur 60 Trainings- und 32 Wettkampfkontrollen. Und: Kontrollen finden ausschließlich zu Trainingszeiten statt – privat werden Athleten, die keine Nationalspieler sind, überhaupt nicht behelligt.

    Im Fußball müssen sich nur die A-Nationalspieler der Männer und Frauen bei der NADA melden, insgesamt 50 Personen. Alle anderen Spieler der ersten beiden Bundesligen sind wie im Eishockey nur zu offiziellen Trainingszeiten anzutreffen. Dabei sind zum Beispiel zahlreiche Varianten des Blutdopingmittels EPO nur wenige Stunden nachweisbar. In Deutschland gab es für die 1200 Spieler der ersten und zweiten Bundesliga in der Saison 2009/2010 insgesamt nur 500 Trainingskontrollen, die meisten für die 50 Nationalspieler.

    Noch viel größere Kontrolllücken gibt es bei den deutschen Handballern. Profis, die nicht in einer der beiden A-Nationalmannschaften spielen, brauchen überhaupt keine Trainingskontrollen zu fürchten. In der ersten und den beiden zweiten Bundesligen führte die NADA im Jahr 2009 zudem nur 44 Wettkampfkontrollen durch. Andreas Thiel, Justiziar der Handball-Bundesliga:

    "Das mit der NADA vereinbarte finanzielle Volumen und die Kontrolldichte ist überschaubar, so will ich das mal nennen und da fehlen bei uns die finanziellen Möglichkeiten. Der NADA hat es genügt, eine Wettkampfkontrollvereinbarung mit der HBL abzuschließen, deswegen muss uns das auch erst mal genügen. Und zum anderen stell ich mir so vor, dass es sicherlich ein bisschen schwierig ist, Meldepflichten nach dem WADA beziehungsweise NADA-Standard für Erst- und Zweitligaspieler einzuführen."

    Dabei schaffen unabhängige und intelligente Trainingskontrollen überhaupt erst die Grundlage für einen effektiven Anti-Doping-Kampf.