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Dopingskandal und Fußball-WM
"Für uns ist es offensichtlich, dass dieser Skandal aufgeblasen worden ist"

Russlands Präsident stellte sich in Moskau Journalisten aus aller Welt. Wie immer eine mehrstündige Wahlkampfveranstaltung. Putin ließ sich dabei auch auf keine Diskussion ein, inwieweit der Staat eine Verantwortung im russischen Sport trägt.

Von Thielko Grieß | 14.12.2017
    Russlands Präsident Wladimir Putin bei seiner jährlichen Pressekonferenz in Moskau.
    Wladimir Putin stellt sich den Fragen internationaler Journalisten. (AFP/Alexander Nemenov)
    Ohne die Präsidentschaftswahlen im März, ist sich Wladimir Putin sicher, würde um Doping in Russland weniger Aufhebens gemacht: "Für uns ist es offensichtlich, dass dieser Skandal aufgeblasen worden ist gerade vor baldigen Ereignissen des russischen politischen Kalenders. Ich weiß, dass es so ist." Belege für sein Wissen führte er nicht an, räumte aber ein: "Wir sind selbst daran schuld, weil es tatsächlich einige reale Fälle gab, in denen Doping verwendet wurde."
    Keine unbequemen Fragen
    Das sei zwar auch in anderen Ländern vorgekommen, aber darüber werde nicht so viel gesprochen. Putin ließ sich – wie immer – nicht auf eine Diskussion ein, inwiefern der Staat eine Verantwortung für das Doping im russischen Sport trägt. Von den Fragen stellenden Journalisten erkundigte sich zum Beispiel niemand danach, weshalb der in der vergangenen Woche vom IOC gesperrte Vize-Ministerpräsident Witalij Mutko nach wie vor als Chef-Organisator der Fußball-WM fungiert.
    "Wie werden wir unsere Beziehung mit dem IOC und der WADA gestalten? Konstruktiv, hoffe ich. Wir werden mit ihnen in aller Ruhe zusammenarbeiten und die Probleme lösen, die wir in der Tat haben. Aber natürlich treten wir gleichzeitig für die Interessen unserer Athleten ein, darunter auch in Gerichten, um ihnen zu helfen, ihre Ehre und Würde zu verteidigen."
    Rodtschenkow unzurechnungsfähig
    Der Präsident spielte auf Verfahren etwa vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS an, vor dem etliche russische Athleten bereits geklagt haben. An anderer Stelle äußerte er sich über den Kronzeugen der internationalen Doping-Ermittler, Grigorij Rodtschenkow. Schon seit einigen Wochen wird ihm in Russland von offizieller Seite die Zurechnungsfähigkeit abgesprochen, so auch bei dieser Pressekonferenz: "Er befindet sich unter Kontrolle und Schutz des FBI. Das ist ein Nachteil für uns, weil das bedeutet, dass er unter der Kontrolle amerikanischer Geheimdienste arbeitet. Was machen sie dort mit ihm? Welche Präparate verabreichen sie ihm, damit er das sagt, was sie bruchen? Das ist einfach lächerlich."
    Verzögerungen beim Stadionbau
    Schließlich wurde der Präsident auf die Vorbereitungen zur Fußball-Weltmeisterschaft angesprochen. "Im Sinne der Objektivität muss ich sagen, dass es bei einem von zwölf Stadien eine Verzögerung von zwei Monaten gibt." Die Ausgaben für die WM, die er nicht bezifferte, bestritten zu mehr als der Hälfte private Sponsoren – der Staat trage weniger als 50 Prozent; öffentliches Geld fließe vor allem in die Infrastruktur.
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