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Dopingverdacht gegen Armstrong weiter erhärtet

Der immerwährende Dopingverdacht gegen den amerikanischen Radrennfahrer Lance Armstrong wird nach staatsanwaltlichen Ermittlungen konkreter. Über einen Teil der neuen Indizien berichtet die Zeitschrift Sports Illustrated.

Von Jürgen Kalwa | 19.01.2011
    Sie fand unter anderem heraus, dass der siebenfache Tour-de-France-Sieger nicht nur Dopingkontrolleure hinters Licht geführt haben könnte, sondern auch Grenzbeamte. So etwa 2003 auf dem Schweizer Flugplatz in Samedan bei St. Moritz, wohin Armstrong jahrelang regelmäßig zum Höhentraining flog. Bei der Einreise habe er verbotene Substanzen und Spritzen im Gepäck gehabt, konnte aber die Zöllner überzeugen, dass es sich um harmlose Vitaminpräparate handelt.

    Der Artikel erwähnt darüberhinaus Laborresultate aus den neunziger Jahren, die belegen könnten, dass der Radprofi mehr als einmal bei regulären Tests mit zu hohen Testosteronwerten aufgefallen war. Weshalb die Befunde wurden keine sportgerichtlichen Konsequenzen hatten, ist derzeit ungeklärt.

    Armstrong hat stets jede Form von Doping bestritten und wies auch in Australien am Rand der "Tour Down Under”, mit der er seine Karriere beenden will, die neuen Anschuldigungen zurück: "Ich muss mir darüber nicht die geringsten Sorgen machen”, sagte er. Sein Sprecher nannte die Enthüllungen "alte Nachrichten aus denselben alten, unglaubwürdigen Quellen”.

    Tatsächlich hatten die Reporter auch Einblick in neuere Unterlagen, wie jene, die bei der Hausdurchsuchung im November bei Armstrongs aktuellem Teamgefährten Jaroslaw Popowytsch in der Toskana beschlagnahmt wurden. Die gestatten die Schlussfolgerung, dass die Mannschaft Kontakt zu Dr. Michele Ferrari unterhielt. Der italienische Dopingspezialist hatte Armstrong einst jahrelang betreut.

    Ob die Ermittlungsresultate ausreichen, um Armstrong wegen Betrugs zum Nachteil der amerikanischen Post, jahrelang Hauptsponsor, anzuklagen, darüber lässt sich nur spekulieren. Die Entscheidung der Staatsanwaltschaft wird in den nächsten drei Wochen erwartet.