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Dopingverdacht
Studie: Erhöhte Testosteronwerte bei Fußballprofis

Fünf Jahre lang haben Forscher im Auftrag der UEFA über 4.000 Urinproben von fast 900 europäischen Fußballprofis genommen. Das Ergebnis: 68 Spieler, also 7,7 Prozent, wiesen erhöhte Testosteronwerte auf. Eine mögliche Erklärung dafür: Doping.

Von Philipp May |
    Doping
    "Ein ziemlich alarmierendes Ergebnis", befindet Experte Julien Baker. (picture alliance / dpa / Foto: Patrick Seeger)
    Laut der Studie, die im Auftrag der UEFA durchgeführt wurde und der ARD-Dopingredaktion und der Londoner Sunday Times vorliegt, spielte ein Großteil der anonym getesteten Profis in der Champions League. Und auch bei Europameisterschaften 2008 und 2012 wurden Proben genommen. Für Experten wie den renommierten britischen Testosteronforscher Julien Baker ist das besonders besorgniserregend:
    "Wenn die Ergebnisse korrekt sind, ist das sehr alarmierend, denn das würde bedeuten, dass in einigen der wichtigsten Wettbewerbe Europas Steroidmissbrauch betrieben wird. Und deshalb ist das ein ziemlich alarmierendes Ergebnis."
    Steroidmissbrauch in der Champions League?
    Denn die immer wieder vorgetragene Behauptung von Fußballern, Doping würde in ihrem Sport nichts bringen, hält Testosteronforscher Julien Baker für blanken Unsinn.
    "Weil es ein Sport mit ständigen Sprints ist, dazu ist es wichtig, nach Verletzungen schnell wieder fit zu werden, damit immer das beste Team spielen kann, und ein ehrgeiziger Spieler will seine Leistung immer auf dem höchsten Niveau halten, das sind alles Gründe, um Anabolika einzunehmen."
    Kritik an Methodik der Studie
    Dem stimmt auch der Mainzer Sportwisschenschaftler Perikles Simon zu. Allerdings kritisiert der Dopingforscher die Studie. Er sieht methodische Schwächen:
    "Es ist sehr schwierig zu schlussfolgern, ob das Ganze biologisch zustande kommt oder wirklich durch externe Faktoren. Ich finde eine Quote von 7,7 Prozent etwas zu hoch gegriffen."
    Dennoch: Die UEFA selbst ist offenbar alarmiert von den Ergebnissen ihrer Untersuchung. Vor einer Woche kündigte sie per Pressemitteilung an, das - Zitat - "größte Anti-Doping-Programm in der Geschichte des europäischen Fußballs" zu starten. Besonderes Augenmerk soll dabei auf die Steroid-Profile der europäischen Fußballprofis gelegt werden.