Ein Jahr lang wurde diskutiert - in Landau, in Koblenz, auch in Mainz, dort, wo die Universitätsleitung sitzt. Herausgekommen ist ein Entwicklungskonzept, das mehr Qualität in Forschung und Lehre bringen soll. Eine Anleitung zum Umbau der Universität Koblenz-Landau. Keine andere Hochschule in Deutschland sei bisher so radikal mit sich selbst ins Gericht gegangen, sagt Uni-Präsident Josef Klein.
Es ist das Ergebnis eines außerordentlich demokratischen Vorgangs gewesen. Dabei sind zum Teil auch die Fetzen geflogen. Aber am Ende hat man sich geeinigt, weil alle kompromissbereit waren.
Die Universität Koblenz-Landau ist erst 1990 aus der "Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz” entstanden. Noch heute machen Lehramtsstudenten für die Bereiche Grund- und Hauptschule, Real- sowie Sonderschule etwa die Hälfte der Studierenden aus. Auch in Zukunft - so steht es im einhundert Seiten starken Entwicklungskonzept - wird der bildungswissenschaftliche Schwerpunkt erhalten bleiben. Allerdings: die Reform der Lehrerausbildung - nach einem einheitlichen Studienabschnitt für alle soll ein zweiter folgen, der schulspezifisch angelegt ist - bedingt auch neue universitäre Strukturen. In Koblenz zum Beispiel soll der bisherige Fachbereich "Erziehungswissenschaften” künftig "Bildungswissenschaften” heißen. Die Institute für Pädagogik und Integrative Bildung sollen zusammengelegt, das bisherige Institut für Politikwissenschaft aufgelöst werden. Das Ziel: die - wie es heißt - strukturelle Kleinteiligkeit überwinden, neue, größere Einheiten schaffen, die in Forschung und Lehre besser verzahnt werden können. Das gilt auch für die Naturwissenschaften, sagt Uni-Präsident Klein.
Hier ist stärker Zusammenarbeit von bisher zersplitterten Einzelwissenschaften notwendig und deswegen war es ein besonders mutiger Schritt und ein besonders zukunftsträchtiger Schritt, dass unsere Naturwissenschaftler sich zu großen naturwissenschaftlichen, integrativ arbeitenden Instituten zusammengeschlossen haben.
Nicht nur veränderte Instituts-Strukturen und die gezielte Bündelung von Ressourcen sollen neuen Schwung bringen. Auch von den bereits genehmigten elf Junior-Professoren erhofft man sich in Zukunft einiges. Neben der Lehrerausbildung hat sich die Universität in den vergangenen Jahren neue Standbeine geschaffen. In Landau etwa die Psychologie und der Diplom-Studiengang "Umweltwissenschaften”. In Koblenz vor allem im Fachbereich Informatik. Seit zwei Jahren zum Beispiel wird der Diplom-Studiengang "Computervisualistik” angeboten. Fachleute, die künstlerische und pädagogische Elemente mit Informatik verbinden, werden außer in Koblenz in Deutschland derzeit nur noch an einer anderen Hochschule ausgebildet. Solche Angebote sollen weiter gestärkt werden. Wenn die beiden Campi in Landau und Koblenz ein stärkeres eigenes Profil gewinnen, stellt sich die Frage, ob diese Organisationsform überhaupt noch Sinn macht. Es gab schon in der Vergangenheit innerhalb und außerhalb der Hochschule immer wieder Stimmen, die eine Verselbständigung der Standorte forderten. Karl-Jürgen Wilbert, der Vorsitzende des Freundeskreises der Universität in Koblenz, hält die Doppel-Struktur längst für überholt.
Eine große Nutzanwendung der Verbindung Landau Koblenz vermag ich heutzutage nicht mehr zu erkennen. Landau ist genau so weit weg von Bonn, von Trier... Es gibt in Koblenz andere Hochschuleinrichtungen, also da lassen sich auch andere Verbünde denken.
Die Umsetzung des Entwicklungskonzepts jedenfalls öffnet am Ende auch die Möglichkeit der Trennung, sagt der Uni-Präsident.
Dann gibt es zwei Universitäts-Campi in Koblenz und in Landau, zweihundert Autobahnkilometer voneinander entfernt, und übrigens mehr als drei Bahnfahrt-Stunden voneinander entfernt, die ihr ganz anderes Profil haben, die in andere Richtungen entwickelt werden müssen und bei denen dann das Aneinandergekettet-sein nichts anderes bedeutet als Hemmung.
Die Umwandlung in zwei eigenständige Universitäten wäre ein mutiger Schritt, sagt Klein. Das ist Sache der Politik. Der Landtag in Mainz müßte die Trennung der beiden Campi beschließen.