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Doppelt gemoppelt hält besser

Wenn zwei sich streiten, freut sich meistens der dritte. Ob diese Binsenweisheit auch auf diejenigen zutrifft, die künftig in Bayern aufs Lehramt studieren, bleibt abzuwarten. Über eine Änderung werden sich zumindest alle freuen, die sich vor mündlichen Prüfungen gruseln:

Von Birgit Fenzel |
    Beim Staatsexamen hat man eine gewisse Lockerung vor – man möchte das Staatsexamen nur noch schriftlich abprüfen – aber das ist eine Zentralprüfung, die für ganz Bayern gleich gestaltet sein wird und wo das Ministerium eine ganz große Mitsprachemöglichkeit hat bei der Auswahl der Prüfungsthemen.

    Eigentlich hätte Professor Wilfried Huber, Leiter des Instituts für Lehrerbildung an der TU-München, das Staatsexamen am liebsten ganz gestrichen. Doch was in Rheinland-Pfalz, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern ernsthaft in Erwägung gezogen wird, kommt der bayerischen Staatsregierung nicht in die Schultüte: Wer Lehrer werden will, hat ein Staatsexamen abzulegen und damit basta.

    Und da haben wir jetzt ne Diskrepanz zwischen dem was wir wollen und dem was der Staat noch möchte.

    Das Staatsexamen bleibt in Bayern Pflicht, aber dafür können die Lehramtsstudierenden künftig auch ihren Bachelor oder Master machen. Doppelt gemoppelt hält besser – in diesem Fall besser auf Trab, denn mit der bayerischen Sonderregelung haben die Lehramtsaspiranten die doppelte Arbeit. Aber dafür auch bessere Aussichten. Denn ganz im Geiste Bolognas möchte man damit nicht nur das Studium internationalisieren, sondern künftige Absolventen auch für alle Eventualitäten des Arbeitsmarktes rüsten.

    Weil wir kennen ja, das Lehrer anfangen Lehramt zu studieren und dann studieren sie 5 Jahre und danach kriegen sie keine Stelle, weil die Situation sich geändert hat und da müssen wir was machen das die wirklich auch was anderes tun können.

    Grundsätzlich wird das Studium in Lernabschnitte aufgeteilt. Dadurch werden die Studiengänge untereinander durchlässiger und man kann leichter von einem Lehramts- zu einem Fachstudium wechseln. In diesen Modulen werden fünf- oder siebenstündig bestimmte Fachinhalte vermittelt und nach einem Leistungspunktesystem abgeprüft. Bei den Inhalten der Module wird das Kultusministerium weiterhin ein gewichtiges Wörtchen mitzureden haben:

    Man hat sich geeinigt auf eine prozentuale Verteilung – 40% kann die Hochschule in Eigenregie machen, 60 % wird noch vom Staat vorgeschrieben. Dazu wird der Staat eine Arbeitsgruppe einsetzen, die so genannten Kerncurricula erarbeiten. In diesen Kerncurricula wird dann ziemlich genau vorgegeben sein, wie auch bisher in der LPO 1 – in der Lehrerprüfungsordnung – was in Bayern unterrichtet werden muss und zwar an allen Universitäten.

    Nach Willen des Kultusministeriums hat das Staatsexamen Vorrang vor den beiden internationalen Studienabschlüssen. Andersrum wär's besser, meint Huber.

    Wir sind der Meinung, man sollte gleich den Schritt in Richtung Bachelor und Master machen. Das auch zuerst prüfen, den Master und dann das Kerncurriculum in einer schriftlichen Prüfung abprüfen solange das Ministerium das Staatsexamen noch haben will.

    Antje Burkhardt studiert im 7. Semester an der TU Lehramt für berufsbildende Schulen. Sie selbst wird nicht mehr die Auswirkungen der Reform zu spüren bekommen, findet es aber an der Zeit, dass etwas passiert:

    Ich finde es wichtig, das die Maßgaben, die von Bologna und später auch von Berlin gesetzt worden sind erfüllt werden, auch von Bayern. Einfach, weil ich so aus Sicht der Studenten sage: Wir müssen ja auch später irgendwo arbeiten können und wenn man anfängt zu studieren ist danach noch lange nicht gesagt, das man danach einen Job beim Staat bekommt.

    Das neue Leistungspunktesystem betrachtet sie mit gemischten Gefühlen. Die häufigen Prüfungen würden das Studium anstrengender machen – aber dafür sei dann die Note im Staatsexamen nicht mehr so wichtig. Und sei einfach klasse.

    ... weil so wie’s im Moment ist, ist es ja relativ egal was man während des Studiums geleistet hat. Alles was zählt ist das Staatsexamen und wenn man in dieser Staatsexamensprüfung an irgendeinem wichtigen Punkt versagt, hat man eine miese Staatsexamensnote und die ist dann bestimmend für den Rest des Lebens.