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Dort spritzen, wo die Wirkung erzielt werden soll

Der Einsatz von Düngemitteln ist in Deutschland - nach Angaben des Statistischen Bundesamtes - leicht rückläufig. Aber immer noch werden Millionen von Tonnen auf den Feldern ausgebracht, weil Kalk-, Kali- oder Stickstoffdünger in der konventionellen Landwirtschaft unverzichtbar sind. Allerdings, was die Menge betrifft und wie in der Landwirtschaft mit dem Dünger umgegangen wird, darüber gibt es so manchen Streit zwischen den Bauern einerseits und den Naturschützern und auch den Wasserfachleuten auf der anderen Seite. Entschärft werden könnte dieser Streit, wenn eine Alternative zur herkömmlichen Düngung verstärkt zum Einsatz kommen würde, die jetzt erneut auf einer Veranstaltung der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft vorgestellt und diskutiert wurde: die Injektionsdüngung, die nicht nur die Umwelt schont, sondern auch Geld spart. Wie hier der Stand der Technik ist und was neue Versuchsreihen ergeben haben.

Von Mirko Smiljanic |
    Wenn es nach den Fachleuten der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft geht, sind die Tage der Oberflächendüngung gezählt. Warum - fragt sich Dr. Martin Kücke vom Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft - wird Stickstoff auf den Acker gestreut oder gespritzt, wenn er genau genommen in den Acker gehört.

    Es gibt jetzt neuartige Geräte, die den Flüssigdünger in den Boden injizieren können, also spritzen können, so dass der Nährstoff direkt in den Wurzelraum kommt. Da gibt es Sternräder, die über den Boden laufen, und immer wenn eine Düsen am Ende dieses Sternrades in den Boden sticht, wird eine Düse geöffnet und es wird ein Schuss Düngelösung in den Boden abgegeben.

    Im Abstand von 17 Zentimetern spritzen die Düsen je einen Schuss Flüssigdünger in den Boden, die Räder selbst haben einen Abstand von 25 Zentimetern. Der Düngebedarf richtet sich nach der jeweiligen Kultur und liegt etwa

    zwischen 90 und 220 Kilogramm pro Hektar, das ergibt bis 400, 500 Liter Düngelösung pro Hektar, was 10.000 Quadratmeter sind.

    Verglichen mit der konventionellen Oberflächendüngung, reagieren die Pflanzen übrigens völlig anders auf diese Form des Nährstoffangebotes.

    An den Injektionsstellen, wo die Düngestoffe konzentriert liegen, bildet sich ein dichter Wurzelfilz und die Pflanzen reagieren mit einem vitaleren, grüneren gesünderen Wachstum, was sich optisch im Feld deutlich von dem konventionell gedüngter Pflanzen abhebt.

    Eine erstaunliche Beobachtung schon deshalb, weil das neue Verfahren weit weniger Stickstoff auf, respektive in das Feld bringt als konventionelle Methoden.

    Also wir hoffen, wenn das Produktionsverfahren "Injektionsdüngung" mal produktionstechnisch optimiert ist, dass wir durchaus zwischen 15 und 25 Prozent der Düngermenge einsparen können. Das hängt eben damit zusammen, dass wir den Dünger direkt in den Wurzelraum geben, also keine gasförmigen Verluste an der Bodenoberfläche auftreten und außerdem den Dünger in einer Form in den Boden geben, in der er nicht ausgewaschen werden kann.

    Nämlich als Ammonium, das - um den Stickstoffgehalt zu erhöhen - mit Harnstoff angereichert wurde. Mehrjährige Untersuchungen in Baden-Württemberg haben gezeigt, dass so gedüngte Felder tatsächlich weit weniger Stickstoff abgeben als konventionell behandelte Äcker. Folge: Sowohl das Grundwasser als auch Oberflächengewässer werden entlastet. Entlastet - sagt Dr. Martin Kücke von der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft - werden aber auch die Pflanzen selbst.

    Getreide, welches zu stark gedüngt wird, neigt in der Regel dazu vor der Ernte umzuknicken, also in Lager zu gehen; Getreidepflanzen, die nach unserem Injektionsdüngeverfahren gedüngt wurden, zeigen deutlich geringere Lagerneigung und stehen sehr viel länger.

    Der Landwirt hat weniger Verluste, senkt also seine Kosten. Hinzu kommt, dass er mit dieser neuen Technik...

    ...nur einmal über den Acker fahren muss, bei konventioneller Getreidedüngung wird drei bis vier Mal gedüngt und über den Acker gefahren, wir kommen so den Anforderungen des Bodenschutzes sehr stark entgegen und der Landwirt spart so in den Arbeitsspitzen durchaus Zeit.