Kommenden Montag beginnt vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf ein Gerichtsprozess wegen Kartellabsprachen, zu dem auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Alfons Hörmann vorgeladen worden wäre. Als früherer Vorstands-Chef eines Baustoff-Unternehmens hat ihn das Bundeskartellamt 2006 wegen Preisabsprachen zur Zahlung eines Bußgeldes verurteilt. Der Allgäuer legte zunächst Einspruch ein, akzeptierte aber nun das Bußgeld von 150.000 Euro plus geschätzter Zinsen in Höhe von 75.000 Euro. Und es könnte für den DOSB-Präsidenten noch teurer werden.
Prozess abgewendet
Einen Gerichtsprozess in eigener Sache hat Alfons Hörmann zwar vermieden. Doch neben dem Bußgeld drohen dem DOSB-Präsidenten Schadenersatzforderungen, weil er als Vorstandsvorsitzender des Dachziegelherstellers Creaton AG an Preisabsprachen beteiligt gewesen sein soll.
"Es kann durchaus sein, dass sein Arbeitgeber die Creaton AG auch versucht, die Schadensersatzansprüche, die sie jetzt selber zahlen muss möglicherweise - es steht ja ein Bußgeld in Höhe von 66 Millionen Euro im Raum - dass sie versucht, das von den handelnden Personen und damit auch vom Vorstandsvorsitzenden, wiederzubekommen", erläutert der Münchner Kartellexperte Mark E. Orth.
Zudem könnten auch betroffene Bauherren wegen der zu teuren Dachziegel Regressforderungen stellen. Insgesamt bleibt durch Hörmanns Rückzieher ein fader Beigeschmack zurück. Die Frage, wie dieses Vorgehen mit dem ethischen Kodex des DOSB vereinbar sei, steht im Raum, auch wenn beim Deutschen Olympischen Sportbund selbst bislang keinerlei Aufregung herrscht.
Versuch, das Thema zu beenden
Der FAZ sagte Hörmann: Er könne sich nun weiter voll auf die Arbeit im DOSB und damit auf die Entwicklung der Olympiabewerbung konzentrieren. Einen DOSB-Präsidenten vor Gericht werde es nicht geben.
Auch wenn die Vorwürfe der illegalen Preisabsprache unter mehreren Dachziegel-Herstellern nach deutschem Recht nur eine Ordnungswidrigkeit sind, gibt Rechtsanwalt Orth zu Bedenken:
"Da empfinde ich es schon als etwas schwierig, wenn man dann solche Vorwürfe hinstellt und sagt, das sei ein Graubereich. Er sagt ja, er hätte gegrätscht, und dann eine gelbe Karte bekommen. Wenn das dann für andere, die Manipulationen im Sportbereich zu verantworten haben, auch so gilt, ist das schwierig mit der Vorbildfunktion."
Das gelte besonders in Zeiten, in denen der Sport um seine Integrität kämpft. Erst jüngst attestierte die Wochenzeitung "ZEIT" den Sportverbänden den zunehmenden Verlust ihrer Autonomie und Deutungshoheit über den Sport und wertete dies als "ein weiteres Indiz ihrer Glaubwürdigkeitskrise".