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Dose auf dem Rückzug

Seit Monatsbeginn gilt die Neuregelung der Pfandpflicht für Getränkedosen und Einwegflaschen. Die Deutsche Umwelthilfe hat mit Testkäufen und Rückgaben die Probe auf Exempel gemacht. In einer ersten Bilanz äußerten sich die Tester zufrieden.

Von Dieter Nürnberger |
    Noch ist die Neuregelung ja erst seit ein paar Stunden in Kraft, wenn man bedenkt, dass gestern ja Feiertag war. Aber die gute Nachricht ist, dass die Rücknahme wohl im Großen und Ganzen funktioniert. Wichtig ist, dass die bisherigen Insellösungen wegfallen: Eine Einwegverpackung, die im Supermarkt A gekauft wurde, kann nun auch im Supermarkt B zurückgegeben werden, wenn dieser ein ähnliches Verpackungssortiment hat. Es gibt auch ein einheitliches Einweg-Logo auf der Verpackung Und das alles wurde heute und auch gestern getestet. Eva Leonhardt von der Deutschen Umwelthilfe:

    "Das war grundsätzlich kein Problem. Manche Supermärkte kannten jedoch dieses neue DPG-Symbol noch gar nicht. Hier musste aufgeklärt werden, aber dann war die Rückgabe kein Problem. Aldi beispielsweise hat überall neue Automaten stehen, da funktioniert das anstandslos. Wir haben bei einigen Discountern aber auch gesehen, dass die alten Insellösungs-Flaschen noch bestehen, hier wird also in zwei Systemen zurückgenommen. Für die neuen Flaschen gibt es überhaupt kein Problem, es gibt eine gewisse Übergangszeit, die alten Flaschen wurden somit auch nicht aussortiert oder weggeschmissen. Es wird parallel gesammelt. In anderen Filialen haben wir auch gesehen, dass Einweg ganz rausfliegt, damit der Laden überhaupt kein Einweg zurücknehmen muss."

    Soweit also die Bewertung der Deutschen Umwelthilfe anhand erster Testkäufe. Und auch der Einzelhandel geht davon aus, dass sich die neue Pfandregelung bewähren wird. In vielen Geschäften wurde ja auch investiert - in neue Rücknahmestationen, ein solcher Automat kostet ungefähr 20.000 Euro. Hubertus Pellengahr ist der Geschäftsführer des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels:
    "Wir gehen davon aus, dass die Rücknahme für die Konsumenten reibungslos funktionieren wird. Ein großer Teil der Dosen oder auch der PET-Flaschen wird ja noch von Hand zurückgenommen. Somit gibt es da auch keine technischen Schwierigkeiten, also kaum Verzögerungen oder gar Pannen. Die Automaten sind umgerüstet, so dass die Kunden auch fremde PET-Flaschen in den Geschäften zurückgeben, die Einweg verkaufen."

    Die Auseinandersetzung in den vergangenen Jahren um das Dosenpfand, wie die Regelung vereinfachend genannt wurde, war ja stets sehr verbissen oder ideologisch. Die Umweltverbände wollen aus ökologischen Gründen mehr Mehrweg statt Einweg. Und gerade die Dose hat ja eine vergleichsweise schlechte Umweltbilanz. Mit der nun gültigen Regelung gehen die Einschätzungen über die Zukunft der Dose aber auch weiterhin auseinander. Jürgen Resch, der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe:

    "Die Getränkedose ist in ungefähr 10.000 Geschäften zum ersten Mal völlig rausgeflogen. Die Dose wird also künftig in Deutschland eher eine exotische Rolle bei den Getränkeverpackungen spielen. Und auch andere Handelsketten haben sich entschieden, künftig auf Einweg zu verzichten, und das hat einen einfachen Grund: Dosen und Plastikflaschen werden künftig um rund zehn Cent teurer. Das macht sich bemerkbar, es stärkt die Wettbewerbsfähigkeit von Mehrweg."

    Der Einzelhandelsverband widerspricht hier. Man verweist auf den Getränke-Multi Coca-Cola, der im Vorfeld der Fußball-WM jetzt wieder vermehrt für die Dose wirbt und diese auch anbietet. Allerdings wollen auch einzelne große Handelsketten die Dose überhaupt nicht mehr im Sortiment führen. Doch rechnet der Handel eher mit einem Comeback der Dose. Hubertus Pellengahr:

    "Diese Umweltbetrachtung und -bewertung ist eher eine ideologische Beurteilung. Dosen können hervorragend recycelt werden. Gerade auch Aluminium- und der Energieeinsatz nimmt bei jeder Wiederverwertung ab. Man kann die Dose also nicht von vornherein diskriminieren. Getränke aus Dosen werden ja auch auf der ganzen Welt konsumiert. Aber auch klar: Inzwischen sind die Kunststoffflaschen da, die haben den Vorteil der Wiederverschließbarkeit, sie sind zudem sehr leicht. Dagegen muss die Dose sich durchsetzen. Die Entscheidung darüber wollen wir aber den Kunden überlassen."

    Seit der Einführung des Pfandes habe der Kunde auch längst entschieden, sagt die Deutsche Umwelthilfe. Früher wurden demnach in Deutschland jährlich rund 7,5 Milliarden Dosen verkauft, danach nur noch rund 500 Millionen.