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Dr. PDF

Unter Wissenschaftlern ist PDF das Format der Wahl, wenn sie ihre Arbeiten elektronisch veröffentlichen. Mittlerweile erlauben PDF-Dokumente das Einfügen von Fotos, dreidimensionalen Grafiken, interaktiven Animationen oder Ton- und Videoaufnahmen. In der Medizin lassen sich so Diagnose-Ergebnisse besonders anschaulich darstellen.

Von Jens Rosbach |
    Ein PDF-Dokument mit dem Video eines schlagenden Herzens. Ein PDF-Dokument mit der Tonaufnahme eines schnarchenden Patienten. Ein PDF-Dokument mit der dreidimensionalen Abbildung eines Gehirns, das von allen Seiten betrachtet werden kann.

    "Also der Vorteil dieser 3D-PDF-Technologie besteht darin, dass jetzt Personen, die auch keine Vorkenntnisse haben, solche Bilder sich ansehen können, damit herumspielen können, sie drehen können, zoomen können. Und das ist früher nur möglich gewesen, indem man sehr komplizierte Programme eingesetzt hat, für die man erhebliche Vorkenntnisse benötigt und auch ganz besondere Computer, Hardware - die einem Normalsterblichen gar nicht zur Verfügung stehen."

    Andreas Ziegler arbeitet als Immungenetiker an der Berliner Charité und hat kürzlich eine Studie über den Nutzen von PDFs in der Medizin mitverfasst. Die Bilanz des Professors: Das Portable Document Format erlaubt es Wissenschaftlern wie auch praktischen Ärzten, ihre Multimedia-Daten besonders gut aufzubereiten.

    "Kollegen, denen wir diese Abbildungen gezeigt haben, die sind alle ganz aus dem Häuschen, weil es eben sehr, sehr einfach ist."

    Bereits jetzt setzen viele medizinische Firmen auf das PDF-Format. So wie das Erlangener Unternehmen 3D-Shape. Seine Forscher haben einen sogenannten Weichgewebs-Scanner entwickelt, der die Oberfläche des menschlichen Körpers dreidimensional und in Farbe erfassen kann - mithilfe eines Lichtprojektions-Verfahrens. Firmenvertreter Marcus Sellerer bietet die Diagnose-Technik etwa Kieferorthopäden und plastischen Chirurgen an.

    "Die Dermatologie nutzt natürlich auch diese Verfahren zur Erhebung zum Beispiel von Muttermalen. Bei diesen Hautdefekten ist auch sehr entscheidend, dass Sie Veränderungen erfassen können. Sodass Sie dann feststellen können: Ein Muttermal hat sich so und so vergrößert, sodass der Mediziner diese Information gut dokumentieren kann."

    Die Daten des Körper-Scanners werden über eine Importfunktion ins PDF-Programm eingefügt. Dies ist möglich, weil das PDF-Programm nicht nur das Foto-Format JPG oder Videoformat MP4 unterstützt, sondern auch einige 3D-Formate aus der medizinischen Messtechnik. Andere Datei-Formate hingegen, die etwa in der Computer-Tomographie üblich sind, lassen sich bislang nur über aufwendige Zwischenschritte ins PDF-Dokument integrieren. Hier besteht noch Forschungsbedarf. Liegen die Diagnose-Ergebnisse aber erst einmal in PDF-Form vor, kann der Arzt beliebige Patienteninformationen selbst hinzufügen. Der Mediziner benötigt dazu lediglich ein PDF-Schreibprogramm von Acrobat:

    "Man kann das in einem Selbststudium sicherlich in ein, zwei Stunden sich selbst aneignen. Da sehe ich eigentlich überhaupt keine Probleme."

    Viele Ärzte verwenden bereits heute PDF-Dokumente, um Diagnosen per Mail an Kollegen zu versenden. Allerdings benutzen sie zumeist nur einfache Textdateien. Multimedia-PDFs sind in der Regel größer. Sie müssen deshalb häufig per CD verschickt oder über einen Internetserver zur Verfügung gestellt werden. Charité-Professor Andreas Ziegler ist aber überzeugt, dass es den klassischen Arztbrief bald nur noch digital, also in PDF-Form gibt. Können dann auch die Patienten ihre erkrankten Organe zu Hause auf dem Bildschirm ansehen? Ziegler schüttelt den Kopf: Dafür seien die Daten einfach zu brisant.

    "In Bezug auf Patienten habe ich doch einige Probleme zu glauben, dass es ne gute Idee ist, dass man zum Beispiel einen Patienten mit einem 3D-Bild eines diagnostizierten Tumors nach Hause laufen lässt. Ich glaube, es wäre eine gute Idee, wenn solche Darstellungen zum Beispiel eines Tumors wirklich nur dann einem Patienten gezeigt werden, wenn ein Arzt, der Erklärungen abgeben kann, dabei ist."

    Veröffentlichung: "Effectively incorporating selected multimedia content into medical publications"