Archiv


Drahtlos bis ins Wohnzimmer

Vom 8. bis 11. Januar lockte das Spielparadies Las Vegas Entwickler, Entscheider und Verbraucher zur Consumer Electronics Show (CES). Viel erwarteten sich die Fachbesucher von der Schau zur Unterhaltungselektronik, gilt es doch, eine ganze Branche aus dem Tränental der Stagnation zu führen. Zu den Stammgästen der Veranstaltung gehört dabei auch der Microsoft-Allgewaltige Bill Gates und seine Technologie-Visionen. In diesem Jahr setzte nicht allein Gates auf Vernetzung heimischer Geräte ohne die Last allgegenwärtiger Kabel im so genannten "eHome".

Armin Amler |
    Trotz der gegenwärtigen Wirtschaftsflaute in den USA, die noch keinesfalls überstanden ist, versuchten mehr als 2000 Hersteller von Computern und Unterhaltungselektronik eine Woche lang intensiv, mit spektakulären Produkten und Strategien für das kommende Jahr die Aufmerksamkeit der Besucher zu erregen. Auch Bill Gates von Microsoft ließ dabei keine Gelegenheit aus, zu versichern, dass die Industrie vor allem für die nächsten Schritte zur Vernetzung und drahtlose Übertragung von Daten im Heim intensive Arbeit geleistet hat: "Wir werden innerhalb des Hauses eine sehr große Bandbreite bekommen, die selbst Informationen in Videoqualität drahtlos überträgt." Gleich in mehreren Referaten ging Gates auf die Aufnahme, Wiedergabe und Speicherung digitaler Video- und Audiodaten ein und unterstrich dabei die neuen Möglichkeiten, die die neue XP- und "Net"-Software gegenüber älteren Windows-Versionen dabei biete.

    Doch nicht nur der Markführer bei Betriebssystemen zielt auf die Eroberung der Heimnetzwerke. Auch das Schwergewicht der Prozessorhersteller, Intel, schielt hier nach neuen Käufergruppen: "Dazu adaptierten wir nicht einfach herkömmliche Produkte aus dem professionellen Bereich für den Heimanwender, sondern wir entwickelten neue Lösungen von Grund auf für den Heim-Bereich und den Einsatz in kleinen Unternehmen. Sie sind einfach zu benutzen und schnell zu installieren. Und sie bieten genau das, was man als Konsument für Zuhause benötigt", erklärt Douglas Schenk, Produktmanager bei Intel. Auch Steve Perlman von Moxi, einem kleineren, aber wachsenden Unternehmen, das auf der CES mit einem ganzen Unterhaltungs- und Informationszentrum für den Heimbereich Aufsehen erregte, betonte, der Kunde sei einfach nicht bereit, sich mit immer komplizierter werdenden Anlagen abzufinden: "Der durchschnittliche Verbraucher wird sich sein eigenes verkabeltes Netz nicht aufbauen. Wir werden also eine Menge drahtlose Netze bekommen."

    Die Vereinfachung der Bedienung von Hightech-Hardware und Software stand auch bei den so genannten "Gadgets", wie Handys, drahtlosen Internet-Computern und Zusatzeinrichtungen im Mittelpunkt. Das junge Unternehmen Dataplay stellte Disketten für digitale Audio-Spieler vor, die nur etwa so groß sind wie 20-Eurocent-Münzen, aber dabei eine Speicher-Kapazität von 500 MB erreichen. Entsprechende Geräte sollen für rund 300 US-Dollar angeboten werden. Gleich zwei Satelliten-Unternehmen, Sirius und XM, konkurrieren in Nordamerika um die Vorherrschaft bei neuartigen Satelliten-Radios, mit denen man von Küste zu Küste, von Nord nach Süd stets perfekten Empfang in CD-Qualität empfängt. Insgesamt werden über 160 Stationen Programme aus allen Bereichen auf diese Weise zu den Hörern bringen. Auch bekannte Kanäle wie CNN, das nichtkommerzielle nationale Public Radio und einige geschäftliche Sender sind darunter. Wie in Deutschland soll auch in den USA der verzerrte UKW-Empfang von Rundfunkstationen bald vorbei sein: Die Digitalisierung und drahtlose Datenübertragung wird noch in diesem Jahr in vollem Umfang beginnen.