Trost soll man finden, gegen den Schmerz, gegen alle Leiden der Liebe, so will es der Epilog des Stücks – viel verlangt nach eineinhalb Stunden Dunkelheit auf der Bühne, nach Musik von modern-archaischem Klang, überhaupt einem Stück, das die Geschichte Tristan und Isoldes weniger mitfühlt als dokumentiert. Und doch stellt sich am Ende, bei einem Schlussbild wie es reduzierter nicht sein könnte, eine solche Beklemmung, fast schon Trauer ein, dass dem Publikum der Schlussapplaus erst einmal zwischen den Händen steckenblieb. Die zwölf Sänger des Abends in einer Reihe, zwei Kerzen in der Hand – mehr Theater brauchte es am Ende dafür nicht.
Es war überhaupt ein Abend der sparsamen Inszenierung. Das Bühnenbild ein im Krieg zerstörtes Haus, eine Theaterruine möglicherweise, die Wände schwarz, seitlich ein Schutthaufen, in der Mitte brennt Feuer, von der Decke baumelt schief eine Stange mit erloschenen Scheinwerfern. Die zwölf Sänger in Kleidung der 40er-Jahre – die Zeit der Uraufführung von "Le vin herbé". Für das Stück spielt es genau genommen keine Rolle, wann und wo man es ansiedelt – die von Katie Mitchell gewählte zeitliche und räumliche Umgebung des 2. Weltkrieges ist eine von unendlichen Möglichkeiten; allerdings eine, in der sich die innere und äußere Verlorenheit aller Figuren eindrücklich aber mit reduziertesten theatralischen Mitteln widerspiegelt.
Es ist eben auch keine Oper sondern ein weltliches Oratorium, das Frank Martin komponiert hat. Zwölf Sänger, die mal solistisch, mal als Chor, die Geschichte Tristan und Isoldes nacherzählen. Katie Mitchell fügt dem keine Inszenierung im eigentlichen Sinne hinzu, es sind vielmehr einfache aber perfekt choreographierte Gesten, die den musikalisch-dramatischen Verlauf unterstützen; Gesten, die mehr andeuten als konkretisieren, die lieber in der Schwebe bleiben als dem Stück platte Eindeutigkeiten zuzumuten.
Martins Komposition gerät so nicht zur bloßen Stimmungsmalerei sondern bildet das Zentrum des Abends – ein strenges, herbes und dennoch von sehnsüchtigen Klängen durchwobenes Zentrum.
Man bangte ein wenig, als Intendant Jürgen Flimm gleich zwei Sängerinnen als indisponiert entschuldigte, eine davon Anna Prohaska als Isolde. Von angegriffenen Stimmbändern war dann glücklicherweise wenig zu spüren, dafür umso mehr von einer sensationellen Disziplin, die sich alle Sänger auferlegt hatten: daraus resultierend ein betörend schöner Ensembleklang, aus dem keine Stimme herausstach, der voll und durchsichtig zugleich in den Raum schwebte, ein einziger silbrig-glänzender Klangtraum, den einzelnen Solostimmen fast ein wenig überlegen.
Anna Prohaskas Isolde durfte den Liebestod mal nicht hochdramatisch-wagnerisch, sondern lyrisch-verinnerlicht angehen, ebenso Tristan, den Matthias Klink selbst in den wenigen Gefühlsausbrüchen eher zurückhaltend präsentierte.
Franck Ollu schuf mit nur acht Musikern im Orchestergraben einen ebenso präzisen wie satten Klang, der das Schillertheater besser füllte als so manche Vorstellung mit vollem Orchester. Es war ein kalt-sengendes Feuer, das Ollu musikalisch entzündete – zusammen mit dem poetischen Minimalismus von Katie Mitchell entstand so ein Abend von unmittelbarer Wirkung, von düsterem Zauber und bedrückender Schönheit.
Es war überhaupt ein Abend der sparsamen Inszenierung. Das Bühnenbild ein im Krieg zerstörtes Haus, eine Theaterruine möglicherweise, die Wände schwarz, seitlich ein Schutthaufen, in der Mitte brennt Feuer, von der Decke baumelt schief eine Stange mit erloschenen Scheinwerfern. Die zwölf Sänger in Kleidung der 40er-Jahre – die Zeit der Uraufführung von "Le vin herbé". Für das Stück spielt es genau genommen keine Rolle, wann und wo man es ansiedelt – die von Katie Mitchell gewählte zeitliche und räumliche Umgebung des 2. Weltkrieges ist eine von unendlichen Möglichkeiten; allerdings eine, in der sich die innere und äußere Verlorenheit aller Figuren eindrücklich aber mit reduziertesten theatralischen Mitteln widerspiegelt.
Es ist eben auch keine Oper sondern ein weltliches Oratorium, das Frank Martin komponiert hat. Zwölf Sänger, die mal solistisch, mal als Chor, die Geschichte Tristan und Isoldes nacherzählen. Katie Mitchell fügt dem keine Inszenierung im eigentlichen Sinne hinzu, es sind vielmehr einfache aber perfekt choreographierte Gesten, die den musikalisch-dramatischen Verlauf unterstützen; Gesten, die mehr andeuten als konkretisieren, die lieber in der Schwebe bleiben als dem Stück platte Eindeutigkeiten zuzumuten.
Martins Komposition gerät so nicht zur bloßen Stimmungsmalerei sondern bildet das Zentrum des Abends – ein strenges, herbes und dennoch von sehnsüchtigen Klängen durchwobenes Zentrum.
Man bangte ein wenig, als Intendant Jürgen Flimm gleich zwei Sängerinnen als indisponiert entschuldigte, eine davon Anna Prohaska als Isolde. Von angegriffenen Stimmbändern war dann glücklicherweise wenig zu spüren, dafür umso mehr von einer sensationellen Disziplin, die sich alle Sänger auferlegt hatten: daraus resultierend ein betörend schöner Ensembleklang, aus dem keine Stimme herausstach, der voll und durchsichtig zugleich in den Raum schwebte, ein einziger silbrig-glänzender Klangtraum, den einzelnen Solostimmen fast ein wenig überlegen.
Anna Prohaskas Isolde durfte den Liebestod mal nicht hochdramatisch-wagnerisch, sondern lyrisch-verinnerlicht angehen, ebenso Tristan, den Matthias Klink selbst in den wenigen Gefühlsausbrüchen eher zurückhaltend präsentierte.
Franck Ollu schuf mit nur acht Musikern im Orchestergraben einen ebenso präzisen wie satten Klang, der das Schillertheater besser füllte als so manche Vorstellung mit vollem Orchester. Es war ein kalt-sengendes Feuer, das Ollu musikalisch entzündete – zusammen mit dem poetischen Minimalismus von Katie Mitchell entstand so ein Abend von unmittelbarer Wirkung, von düsterem Zauber und bedrückender Schönheit.