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Drei Islam-Studiengänge in Deutschland

An den Universitäten Tübingen, Münster und Osnabrück werden Islam-Studiengänge eingerichtet. Ab dem Wintersemester können Studierende somit erstmals in deutscher Sprache islamische Theologie studieren.

Von Katja Bigalke | 14.10.2010
    Die Universitäten, die sich um den finanziellen Zuschlag für den Aufbau eines Zentrums für islamische Studien, beworben hatten, wurden vor allem an diesen Punkten gemessen: Sie mussten – natürlich - ein qualitativ überzeugendes Konzept zur Akademisierung islamischer Theologie vorweisen. Sie sollten außerdem konkretisieren, wie der Beirat arbeiten würde, der künftig über die religiöse Eignung der Wissenschaftler entscheidet. Und sie sollten finanziell auf ihr jeweiliges Bundesland bauen können. Laut Bildungsministerin Annette Schavan schnitt Tübingen offenbar in allen Punkten am besten ab:

    "Es verfügt über eine hervorragende strukturelle Voraussetzung mit dem am Standort vorhandenen forschungsstarken Theologien, und dem weiteren geisteswissenschaftlichem Umfeld."

    Bis auf einige Detailfragen sei das Konzept der Universität soweit geklärt, dass hier im Wintersemester 2011 die ersten Studierenden in deutscher Sprache islamische Theologie studieren könnten. Ähnlich fortgeschritten beurteilte die Jury die Vorschläge, die die Universitäten Münster und Osnabrück für ihre Islam-Studienzentren eingereicht hatten. Während Münster mit seiner theologischen Tradition über sehr gute strukturelle Voraussetzungen verfüge, punkte Osnabrück mit seiner Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung islamischer Lehrer und Imame. Die beiden Standorte sollen laut Jury nun ein gemeinsames Konzept erarbeiten:

    "Die Jury ist zu dem Ergebnis gekommen, dass diese unterschiedlichen Stärken gleichsam komplementär sich zueinander verhalten und sie empfehlen deshalb eine Förderung für Münster/Osnabrück als gemeinsame Wissenschaftsregion."

    Finanziell soll diese neue norddeutsche Kooperation über einen finanziellen Zuschlag abgesichert werden, der die vier Millionen Euro überschreitet, die der Bund sonst den Universitäten bis zu fünf Jahren zur Verfügung stellt. Leer ausgingen in dieser Runde die Universitäten Erlangen, Marburg und Gießen. Während Erlangen aber bei der nächsten Auswahlrunde im März eine Chance hat, fiel das gemeinsame Konzept der Unis Marburg und Gießen grundsätzlich durch. Insgesamt geht Schavan davon aus, dass die Verankerung der islamischen Theologie in der europäischen Wissenschaft einen wichtigen Teil zur Integration beitrage.

    "Wer findet, dass die Gefahr groß ist, dass der Islam als Religion instrumentalisiert wird für Gewalt und damit zur politischen Ideologie verkommt, der kann ja bei dieser Klage nicht stehenbleiben, sondern muss sich fragen, welchen Freiraum braucht diese Religion im akademischen Kontext, um als Religion sich weiterzuentwickeln. Und ich kann mir keinen besseren Kontext vorstellen als den Kontext der europäischen Universität mit all der Tradition, der sie hat."