In zehn langen Stunden mit drei Stücken an zwei Tagen begab sich das Potsdamer Hans-Otto-Theater am Wochenende auf die Suche nach dem "Sinn" in unserer Welt und Wirklichkeit. Während Goethes "Faust" nach dem forscht, "was die Welt im Innersten zusammen hält", heißt es in Salman Rushdies "Satanischen Versen" bereits: "Die Welt ist ein einziger Widerspruch, an einem Ort Glückseligkeit, und nur ein Stück weiter das Inferno". Dagegen ist Kurt, Hauptfigur in Katharina Schlenders "Der Zufriedene", zwar nicht glücklich, fühlt sich aber in ehrgeizloser Durchschnittlichkeit zufrieden.
Nur unzufrieden und griesgrämig scheint dagegen der Faust in der Darstellung von Günter Junghans in der Inszenierung des Intendanten Uwe Eric Laufenberg. Faust liegt in einem Krankenhaus-Gitterbett in einem heruntergekommenem Saal, umgeben von Stelltafeln mit Tabellen, und sagt Goethes Texte auf, wobei sein Darsteller ihm die hohlen Töne und Gesten vergangener Theaterzeit mitgibt. Die Inszenierung sucht, statt den alten Text deutlich zu befragen, ihr Heil in äußerlichen Theatereffekten.
Die Fruchtbarkeitstänze des jungen Volkes beim Osterspaziergang wirken wie unfreiwillige Opernchor-Parodien, für die Zueignung und das Vorspiel auf dem Theater wird das Publikum umständlich durch den Bühneneingang auf die Hinterbühne geleitet, und für den Pudel kommt erst ein winziger Schoßhund, dann ein Dobermann, schließlich ein Darsteller mit einer Monstermaske auf die Bühne, bis endlich Mephisto im Ganzkörperfell auf Pferdehuf-Kothurnen und mit riesenhaftem Penis daherstolpert.
Nach der Hexenküche sind sie dann zu dritt, Mephisto, der alte und ein junger, eitler Faust im weißen Anzug. Fortan gehen sie gemeinsam durch die Szenen, teilen sich die Texte neu und dramaturgisch unsinnig auf und besteigen gar zu dritt ein immer redlich staunendes Gretchen. Dabei war dem späteren Darsteller des jungen Faust, als er den Schüler spielte, vom alten Faust schon die Kehle durchschnitten worden. Immerhin einen Moment von Wahrhaftigkeit und Heutigkeit gab es in diesem groben Faust-Spektakel, ganz am Schluss. Da streiten sich die drei Männer über Gretchens Seelen-Schicksal: gerettet oder gerichtet, in die Hölle oder in den Himmel?
Aus dem Himmel fallen gleich zu Beginn in der Bühnenfassung der "Satanischen Verse" die beiden erfolgreichen indischen Schauspieler Gibril und Saladin auf dem Weg zu ihrem Wohnort England. Es sind zwei in ihrem Selbstverständnis zerrissene und nach religiöser Erkenntnissicherheit suchende, sich aneinander klammernde Figuren, "eine Art zweiköpfiges Monster", wie Salman Rushdie sie nannte. Sie fallen aus einem gesprengten Flugzeug, als Opfer einer terroristischen Entführung durch Islamisten. Niemand in Rushdies vielschichtigem, durch Zeiten, Geschichten und Bedeutungen mäanderndem Text ist ganz mit sich identisch, hier ist jeder im Zweifel und ständig auf der Suche.
Die vierstündige Potsdamer Theaterfassung, ebenfalls von Uwe Eric Laufenberg inszeniert, stellt inhaltlich eine Publikumsüberforderung und ästhetisch eine Publikumsunterforderung dar. Wenn sich zwölf Darsteller in wechselnden Rollen durch die Fülle von Figuren und Geschichten kämpfen, entstehen weder Klarheit noch eine Struktur. Es wird nur posiert und arrangiert, es sind keine Unter- und Zwischentöne zu hören und alle Situationen und Figuren sind wieder nur mit wirkungssüchtiger Eindeutigkeit inszeniert.
Gibril und Saladin überleben den Absturz und gehen miteinander kämpfend durch die Welt, als ein Paar wie Faust und Mephisto. Saladin verwandelt sich in ein Ebenbild des Erzengels Gabriel und wird dabei zu einem fast willenlosen Werkzeug. Wenn er in einem Traum eine neue Religion offenbart, tut er dies für einen Propheten namens Mahound. In diesen wiederum hat sich Gibril verwandelt, der außerdem in Mephistos Teufelskostüm auftritt. Auch die einst viele Muslime provozierende Passage wird gespielt, in der der Prophet sogenannte "Satanische Verse" wieder aus dem Koran tilgen lässt, die er hatte einfügen lassen, als er den Teufel nicht von einem Engel unterscheiden konnte.
Obwohl die Potsdamer Aufführung existentielle Sinnsuche und eine szenisch sehr ausgestellte sexuelle Lustsuche gegeneinander führte, wurde sie nicht als Provokation empfunden. Fast provokativ locker war dann das clowneske Satyrspiel der jungen Autorin Katharina Schlender, die in "Der Zufriedene" mit sprachlichem Witz und deutlich animierten Schauspielern die großen Fragen nach Glück und Zufriedenheit nicht beantwortete, sondern intelligent umkreiste. Und damit einem überlangen Theaterwochenende ein schönes offenes Ende machte.
Nur unzufrieden und griesgrämig scheint dagegen der Faust in der Darstellung von Günter Junghans in der Inszenierung des Intendanten Uwe Eric Laufenberg. Faust liegt in einem Krankenhaus-Gitterbett in einem heruntergekommenem Saal, umgeben von Stelltafeln mit Tabellen, und sagt Goethes Texte auf, wobei sein Darsteller ihm die hohlen Töne und Gesten vergangener Theaterzeit mitgibt. Die Inszenierung sucht, statt den alten Text deutlich zu befragen, ihr Heil in äußerlichen Theatereffekten.
Die Fruchtbarkeitstänze des jungen Volkes beim Osterspaziergang wirken wie unfreiwillige Opernchor-Parodien, für die Zueignung und das Vorspiel auf dem Theater wird das Publikum umständlich durch den Bühneneingang auf die Hinterbühne geleitet, und für den Pudel kommt erst ein winziger Schoßhund, dann ein Dobermann, schließlich ein Darsteller mit einer Monstermaske auf die Bühne, bis endlich Mephisto im Ganzkörperfell auf Pferdehuf-Kothurnen und mit riesenhaftem Penis daherstolpert.
Nach der Hexenküche sind sie dann zu dritt, Mephisto, der alte und ein junger, eitler Faust im weißen Anzug. Fortan gehen sie gemeinsam durch die Szenen, teilen sich die Texte neu und dramaturgisch unsinnig auf und besteigen gar zu dritt ein immer redlich staunendes Gretchen. Dabei war dem späteren Darsteller des jungen Faust, als er den Schüler spielte, vom alten Faust schon die Kehle durchschnitten worden. Immerhin einen Moment von Wahrhaftigkeit und Heutigkeit gab es in diesem groben Faust-Spektakel, ganz am Schluss. Da streiten sich die drei Männer über Gretchens Seelen-Schicksal: gerettet oder gerichtet, in die Hölle oder in den Himmel?
Aus dem Himmel fallen gleich zu Beginn in der Bühnenfassung der "Satanischen Verse" die beiden erfolgreichen indischen Schauspieler Gibril und Saladin auf dem Weg zu ihrem Wohnort England. Es sind zwei in ihrem Selbstverständnis zerrissene und nach religiöser Erkenntnissicherheit suchende, sich aneinander klammernde Figuren, "eine Art zweiköpfiges Monster", wie Salman Rushdie sie nannte. Sie fallen aus einem gesprengten Flugzeug, als Opfer einer terroristischen Entführung durch Islamisten. Niemand in Rushdies vielschichtigem, durch Zeiten, Geschichten und Bedeutungen mäanderndem Text ist ganz mit sich identisch, hier ist jeder im Zweifel und ständig auf der Suche.
Die vierstündige Potsdamer Theaterfassung, ebenfalls von Uwe Eric Laufenberg inszeniert, stellt inhaltlich eine Publikumsüberforderung und ästhetisch eine Publikumsunterforderung dar. Wenn sich zwölf Darsteller in wechselnden Rollen durch die Fülle von Figuren und Geschichten kämpfen, entstehen weder Klarheit noch eine Struktur. Es wird nur posiert und arrangiert, es sind keine Unter- und Zwischentöne zu hören und alle Situationen und Figuren sind wieder nur mit wirkungssüchtiger Eindeutigkeit inszeniert.
Gibril und Saladin überleben den Absturz und gehen miteinander kämpfend durch die Welt, als ein Paar wie Faust und Mephisto. Saladin verwandelt sich in ein Ebenbild des Erzengels Gabriel und wird dabei zu einem fast willenlosen Werkzeug. Wenn er in einem Traum eine neue Religion offenbart, tut er dies für einen Propheten namens Mahound. In diesen wiederum hat sich Gibril verwandelt, der außerdem in Mephistos Teufelskostüm auftritt. Auch die einst viele Muslime provozierende Passage wird gespielt, in der der Prophet sogenannte "Satanische Verse" wieder aus dem Koran tilgen lässt, die er hatte einfügen lassen, als er den Teufel nicht von einem Engel unterscheiden konnte.
Obwohl die Potsdamer Aufführung existentielle Sinnsuche und eine szenisch sehr ausgestellte sexuelle Lustsuche gegeneinander führte, wurde sie nicht als Provokation empfunden. Fast provokativ locker war dann das clowneske Satyrspiel der jungen Autorin Katharina Schlender, die in "Der Zufriedene" mit sprachlichem Witz und deutlich animierten Schauspielern die großen Fragen nach Glück und Zufriedenheit nicht beantwortete, sondern intelligent umkreiste. Und damit einem überlangen Theaterwochenende ein schönes offenes Ende machte.