Operette kann so schmissig, so spritzig sein. Zumal wenn sie gespielt wird von einem so erstklassigen Orchester wie der Dresdner Staatskapelle, wo es eine Lust ist, den Instrumental-Soli zu lauschen mit den schmelzenden Kantilenen in Geige oder Violoncello.
Operette kann so anödend-degoutant, unfreiwillig-komisch, ja ärgerlich sein, wenn sie so inszeniert wird wie hier in der Semperoper und man dann sieht, wie wenig Gespür für ästhetische Qualität die Verantwortlichen aufbringen, dass sie sie einem möglicherweise Millionenpublikum im Fernsehen anbieten zu müssen meinen wie hier in arte.
Franz Lehárs "Lustige Witwe" ist die Operette des frühen 20. Jahrhunderts. Nur drei Wochen nach Richard Strauss' "Salome" uraufgeführt, etablierte sie mit einen neuen Weiblichkeits-Typus, den der emanzipierten, selbstbewussten, erotisch aktiven Frau. Kraft bis heute hat diese Geschichte von der jungen, reichen Bankierswitwe Hanna Glawari, die, aus verarmtem Landadel stammend, nach Paris kommt, um sich endlich zu amüsieren, dabei auf ihren früheren Liebhaber Danilo trifft, der sie von Staats wegen heiraten soll, damit ihr Vermögen dem bankrotten Balkanland erhalten bleibt. In der Dresdner Inszenierung von Jérôme Savary wird daraus eine Hollywood-Klamotte, die sich möglicherweise mit Ernst Lubitschs genialer Verfilmung messen will - es stimmt aber nichts.
Natürlich kommt diese Hanna dekorativ per Hubschrauber angeschwebt vor einem bühnenfüllenden Eiffelturm. Ihre Heimatfolklore am Beginn des zweiten Akts bekommt die anglisiert radebrechende Witwe per Video im Heimkino vorgeführt. Für das Vilja-Lied nimmt sie ein bereitstehendes Bettlerkind an die Hand, das am Ende dann auch noch den Hut herumreichen darf - und was der Peinlichkeiten mehr sind.
Petra-Maria Schnitzer, die Witwe dieser Aufführung, versprüht denn auch alles andere als erotischen Charme, trifft kaum einen der hohen Töne. Aber auch ihrer Helferin beim Einfädeln der Staatshochzeit, der Botschafter-Gattin Valencienne, die für Danilos Hang zu den leichten Damen aus eigener Vergangenheit Verständnis zeigt, fehlt jegliche tiefere Charakter-Zeichnung.
Da man das MDR-Fernsehballett engagiert hat und möglichst viel Bein zeigen will, wird im dritten Akt aus dem einleitenden "Cake Walk", einem Südstaaten-Schwarzentanz, ein rockwirbelnder Cancan. Und natürlich verzichtet man beim Chauvi-Männer-Septett "Ja das Studium der Weiber ist schwer" auf die zweite Strophe, den Kontre-Gesang der Frauen. Savary macht eine Militär-Chorusline daraus mit Botschaftsdiener Njegus im Tütü.
Eine Peinlichkeit von A bis Z in dieser Alte-Männer-Klamotte ist der pontevedrinische Botschaftsrat Zeta in Gestalt des reaktivierten Gunther Emmerlich; er musste allerdings auch selten platt "aktualisierte" Texte aufsagen. Bo Skovhus als kurzfristig eingesprungener Danilo war Profi genug, um sich mit Anstand aus der Affäre zu ziehen, auch wenn ihm an stimmlicher Lyrik doch einiges fehlt.
Manfred Honeck im Graben hatte zwar das Orchester, seltener die Bühne im Griff. Der Beifall im ohnehin nicht voll besetzten Haus blieb spärlich. Die Buhs konzentrierten sich auf Emmerlich und die Darstellerin der Witwe. Die eigentlich Verantwortlichen für dies Desaster blieben freilich hinter den Kulissen. Aber, wie es in einer Anspielung in den Dialogen doch mal richtig hieß: Man kann in Sachsen eine ganze Landesbank verzocken und dennoch auf seinem Minister-Stuhl kleben bleiben.
Dabei hat das Haus mit Operette so seine Erfahrungen. Bei Peter Konwitschny und seiner "Csárdásfürstin" mündeten sie in einen Rechtsstreit. Und hier?
Operette kann so anödend-degoutant, unfreiwillig-komisch, ja ärgerlich sein, wenn sie so inszeniert wird wie hier in der Semperoper und man dann sieht, wie wenig Gespür für ästhetische Qualität die Verantwortlichen aufbringen, dass sie sie einem möglicherweise Millionenpublikum im Fernsehen anbieten zu müssen meinen wie hier in arte.
Franz Lehárs "Lustige Witwe" ist die Operette des frühen 20. Jahrhunderts. Nur drei Wochen nach Richard Strauss' "Salome" uraufgeführt, etablierte sie mit einen neuen Weiblichkeits-Typus, den der emanzipierten, selbstbewussten, erotisch aktiven Frau. Kraft bis heute hat diese Geschichte von der jungen, reichen Bankierswitwe Hanna Glawari, die, aus verarmtem Landadel stammend, nach Paris kommt, um sich endlich zu amüsieren, dabei auf ihren früheren Liebhaber Danilo trifft, der sie von Staats wegen heiraten soll, damit ihr Vermögen dem bankrotten Balkanland erhalten bleibt. In der Dresdner Inszenierung von Jérôme Savary wird daraus eine Hollywood-Klamotte, die sich möglicherweise mit Ernst Lubitschs genialer Verfilmung messen will - es stimmt aber nichts.
Natürlich kommt diese Hanna dekorativ per Hubschrauber angeschwebt vor einem bühnenfüllenden Eiffelturm. Ihre Heimatfolklore am Beginn des zweiten Akts bekommt die anglisiert radebrechende Witwe per Video im Heimkino vorgeführt. Für das Vilja-Lied nimmt sie ein bereitstehendes Bettlerkind an die Hand, das am Ende dann auch noch den Hut herumreichen darf - und was der Peinlichkeiten mehr sind.
Petra-Maria Schnitzer, die Witwe dieser Aufführung, versprüht denn auch alles andere als erotischen Charme, trifft kaum einen der hohen Töne. Aber auch ihrer Helferin beim Einfädeln der Staatshochzeit, der Botschafter-Gattin Valencienne, die für Danilos Hang zu den leichten Damen aus eigener Vergangenheit Verständnis zeigt, fehlt jegliche tiefere Charakter-Zeichnung.
Da man das MDR-Fernsehballett engagiert hat und möglichst viel Bein zeigen will, wird im dritten Akt aus dem einleitenden "Cake Walk", einem Südstaaten-Schwarzentanz, ein rockwirbelnder Cancan. Und natürlich verzichtet man beim Chauvi-Männer-Septett "Ja das Studium der Weiber ist schwer" auf die zweite Strophe, den Kontre-Gesang der Frauen. Savary macht eine Militär-Chorusline daraus mit Botschaftsdiener Njegus im Tütü.
Eine Peinlichkeit von A bis Z in dieser Alte-Männer-Klamotte ist der pontevedrinische Botschaftsrat Zeta in Gestalt des reaktivierten Gunther Emmerlich; er musste allerdings auch selten platt "aktualisierte" Texte aufsagen. Bo Skovhus als kurzfristig eingesprungener Danilo war Profi genug, um sich mit Anstand aus der Affäre zu ziehen, auch wenn ihm an stimmlicher Lyrik doch einiges fehlt.
Manfred Honeck im Graben hatte zwar das Orchester, seltener die Bühne im Griff. Der Beifall im ohnehin nicht voll besetzten Haus blieb spärlich. Die Buhs konzentrierten sich auf Emmerlich und die Darstellerin der Witwe. Die eigentlich Verantwortlichen für dies Desaster blieben freilich hinter den Kulissen. Aber, wie es in einer Anspielung in den Dialogen doch mal richtig hieß: Man kann in Sachsen eine ganze Landesbank verzocken und dennoch auf seinem Minister-Stuhl kleben bleiben.
Dabei hat das Haus mit Operette so seine Erfahrungen. Bei Peter Konwitschny und seiner "Csárdásfürstin" mündeten sie in einen Rechtsstreit. Und hier?