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Dresdner Volleyballerinnen
Jugendarbeit ermöglicht Titel

Der Dresdner SC steht in der Volleyball-Bundesliga im Finale gegen den MTV Stuttgart. Der Verein ist erfolgreich, obwohl er einen Sonderweg geht. Der DSC setzt seinen Fokus ganz bewusst stark auf den Nachwuchs - der hilft aber auch auf Topniveau.

Von Piet Kreuzer | 03.04.2021
Dresdens Jennifer Janiska, Camilla Weitzel, Jenna Gray und Lena Stigrot jubeln gemeinsam nach einem gewonnenen Punkt.
Jubel im Halbfinale: Dresden besiegte Schwerin (picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Robert Michael)
Der Dresdner SC spielt seit 1997 in der Volleyball-Bundesliga der Frauen und das mit einem sehr eigenen erfolgsversprechendem Konzept. Schon immer hat der Verein die Nachwuchsarbeit in den Fokus gestellt. Bisher einen Europapokalsieg, fünf Meistertitel und sechs Pokalsiege geholt. Aktuell stehen die Dresdnerinnen im Playoff-Finale. Gegner ist der MTV Stuttgart, der sich gegen den Titelverteidiger SSC Schwerin qualifizierte. Das nachhaltige Erfolgskonzept des Dresdner SC findet viel Beachtung, denn viele profitieren davon auch über den Verein hinaus.
"Es ist schon auffällig, dass beim Dresdner SC viele junge deutsche Spielerinnen im Kader sind", sagt Julia Retzlaff, Geschäftsleiterin Sport bei der Volleyball Bundesliga. Und ergänzt: "Aber nicht nur, dass sie sogar Bundesliga-Luft schnuppern, sondern teilweise wie beispielsweise Camilla Weitzel oder auch Emma Cyris, die Stammkräfte sind. Und dass ist absolut ein Ergebnis der guten Nachwuchsarbeit, die seit vielen Jahren an dem Standort betrieben wird."

Sichtung in über 50 Grundschulen

Der Dresdner SC setzt auf eine qualitativ hochwertige Nachwuchsarbeit und erntet dafür bundesweit Respekt. Der Verein beginnt mit der Suche nach den Talenten schon früh in den Schulen. "Wir haben enge Kooperationen mit den Grundschulen, um talentierte Mädchen zu sichten, die dann bei uns Vereinsmitglied werden und Volleyball spielen mit dem Ziel, irgendwann mal einer Camilla Weizen oder auch einer Sarah Straube in der ersten Bundesliga nachzueifern", sagt Dresdens Geschäftsführerin Sandra Zimmermann.
Spielerinnen von SC Potsdam beim Spiel der Volleyball-Bundesliga gegen MTV Stuttgart
Volleyball-Bundesliga der Frauen - Expansion in der Corona-Krise
Die Volleyball-Bundesliga der Frauen setzt ungeachtet der Corona-Krise auf einen Expansionskurs. Die Liga soll schon bald auf 16 Vereine aufgestockt werden. Ein Förderprogramm für Zweitligisten ist angelaufen, denn besonders finanziell klafft eine Riesenlücke zur Eliteliga.
Nach den Sichtungen in über 50 Grundschulen geht es für die Talente im Landes- und im Bundesstützpunkt weiter. Dresden ist ein Standort von insgesamt vier Bundesstützpunkten für junge Volleyballerinnen. Auch ehemalige Weltklassespielerinnen wie Mareen von Römer oder Stefanie Waibl haben diesen Erfolgsweg hinter sich. In dieser Saison hat Lina-Marie Lieb den Sprung in den Bundesligakader geschafft, freut sich Geschäftsführerin Zimmermann. Denn bei den Spielerinnen aus dem Nachwuchs sind längerfristige Verträge möglich.
"Wir bemühen uns, auch aus unserer Nachwuchsarbeit heraus immer wieder Spielerinnen auch langfristig mit Zwei- oder mit Dreijahresverträgen an uns zu binden, weil das im Endeffekt der Schlüssel ist, auch mittelfristig Erfolg aufzubauen."
Zwei Deesdner Spielerinnen blocken gegen eine Angreiferin.
Dresdner Spielerinnen im Block (picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert)

Langfristige Verträge mit Nachwuchsspielerinnen möglich

Damit will der DSC den Gesetzen des Marktes entgegensteuern. Üblich sind in der Volleyball-Bundesliga eigentlich Ein-Jahresverträge. Die Spielerinnen wollen flexibel bleiben, vor allem für die Zeit, wenn Angebote aus dem Ausland kommen. In vielen europäischen Ländern wird einfach besser bezahlt als in der Bundesliga. So musste Dresden noch vor dieser Saison neun Spielerinnen ersetzen, sieben wechselten, meist ins Ausland, zwei beendeten ihre Karriere. Ersetzt wurden sie durch die deutsche Nationalspielerin Jennifer Janiska, die Schweizerin Maja Storck und vier US-Amerikannerinnen. Die Mannschaft sei jedoch eine eingeschworene Gemeinschaft, sagt Mannschaftskapitänin Lena Stigrot:
"Ich glaube, dieses Jahr ist es einfach eine super gelungene, auch ein bisschen glückliche Zusammensetzung des Teams, dass einfach die Charaktere so gut zueinander passen. Das ist immer sehr, sehr schwer zu planen, weil man natürlich vor einer Saison die neuen Spieler nicht super präzise einschätzen kann. Also das passt einfach charakterlich super."
Ein wichtiger Faktor ist für Sandra Zimmermann der Coach: "Seit 2009 ist mit Alexander Waibl unser Cheftrainer bei uns in der Verantwortung und hatte die Philosophie verstetigt, in dem es immer wieder gelingt, mit jungen, talentierten Spielerinnen und ausgewählten, erfahrenen Athletinnen um Titel mitzuspielen und diese auch zu gewinnen."

Geld von regionalen Unternehmen und aus Fördermitteln

Der Dresdner SC gehört nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich zu den Top-Adressen der Liga. Der Etat liegt zwischen 1,6 und zwei Millionen Euro. Damit werden nicht nur der Profibereich, sondern auch das Nachwuchskonzept finanziert. Neben den Sponsoreinnahmen gibt es auch staatliche Gelder:
"Und darüber hinaus genießen wir die Sportförderung über Land und Bund im Zusammenhang für diese qualitativ hochwertige Ausbildung. Das heißt, damit sind unter anderem mit dem Status eines Talent- , Landes- oder Bundesstützpunktes bestimmte Fördermittel auf kommunaler, auf Landesebene und auch auf Bundesebene verbunden, die einen Teil dieses Budgets mit beitragen. Aber der Großteil dieses Budget kommt von Unternehmern aus der Region, die unsere Nachwuchsarbeit mit ihrem Engagement möglich machen.
Mit diesem Konzept ist der Dresdner SC in der Bundesliga konkurrenzfähig. Und im Finale gegen Stuttgart ist die sechste Meisterschaft möglich.