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Dritter Bieter für Kaufhof

Seit zwei Jahren stehen 134 Kaufhof-Warenhäuser zum Verkauf. Bislang gab es zwei Interessenten. Neben der österreichischen Immobilienfirma Signa und dem US-Investor Nicolas Berggruen hat sich nun Wolfgang Urban als Käufer angeboten.

Andreas Kolbe im Gespräch mit Jörg Münchenberg | 14.11.2011
    Jörg Münchenberg: Zwei Bieter gab es bislang für den geplanten Verkauf der 134 Kaufhof-Warenhäuser durch den Mutterkonzern Metro. Was insofern schon erstaunlich ist, weil die Gruppe schon seit Jahren fast wie Sauerbier angeboten wird. Nun aber ist förmlich ein Bieterwettkampf entbrannt. Denn neben der österreichischen Immobilienfirma Signa und dem US-Investor Nicolas Berggruen hat nun auch Wolfgang Urban den Finger gehoben, der selbst einmal Chef bei Karstadt war.

    Andreas Kolbe aus unserer Wirtschaftsredaktion, zunächst einmal: Was sollte man über Wolfgang Urban noch wissen?

    Andreas Kolbe: Er ist ein alter Bekannter der Branche. Er war, bevor er bei KarstadtQuelle Chef wurde, sogar auch einmal Chef von Kaufhof, kennt das Unternehmen. Allerdings hat er immer den Eindruck erweckt, dass er dem Konzept Warenhaus – alles unter einem Dach – keine all zu große Zukunft mehr zutraut. Er hat bei Karstadt damals hunderte Millionen Euro ausgegeben um neue Geschäftsfelder zu erschießen, hat beispielsweise die Textilhandelskette SinnLeffers gekauft, aber auch den deutschen Ableger der US-Kaffeehauskette Starbucks oder 50 Prozent am Deutschen Sportfernsehen.

    Das alles hat dazu geführt, dass sich KarstadtQuelle seinerzeit massiv verzettelt hat, während sich im Kerngeschäft – in den Warenhäusern und beim Versandhandel – kaum etwas getan hatte. Da wurde Geld verbrannt. Und das hat dann 2004 schließlich auch dazu geführt, dass Urban gehen musste.

    Erst ein Jahr zuvor hatte er allerdings eine Vertragsverlängerung aushandeln können für sechs Jahre. Und obwohl er offiziell aus gesundheitlichen Gründen ausgeschieden ist, hat er wohl für die Restlaufzeit seines Vertrags noch Millionenbeträge kassiert. Er hat also Geld. Das will er jetzt mit einem Konsortium von wohlhabenden Unternehmerfamilien in Kaufhof, seinen ehemaligen Arbeitgeber, investieren.

    Jörg Münchenberg: Nun gibt es ja fast ein Gerangel um Kaufhof. Heißt das vielleicht anders interpretiert, die Idee des Universalkaufhauses ist doch nicht so tot, wie immer propagiert wird?

    Andreas Kolbe: Das glaube ich kaum. Nein, die Warenhäuser sind sicher nicht das Handelskonzept der Zukunft. Aber darum geht es auch gar nicht: Die meisten Investoren werden sich wohl vor allem für die Immobilien des Konzerns interessieren. Gerade jetzt in der Euro-Schuldenkrise ist es ja schwierig geworden, lukrative und sichere Geldanlagen zu finden. Die Kaufhof-Immobilien wären so etwas. Die gehören zum Großteil der Metro.

    Um mal die Bedeutung klar zu machen: Als Karstadt sich vor Jahren von seinen Immobilien getrennt hat – das waren mehr als 150 Gebäude auf einen Schlag – dafür haben die Investoren damals 3,7 Milliarden Euro auf den Tisch gelegt. Bei Kaufhof wird jetzt über einen Kaufpreis von etwa zweieinhalb Milliarden Euro spekuliert – für alles zusammen. Also da ist ganz klar, worin die Substanz von Kaufhof steckt.

    Und dass nun Investoren wie der Österreicher René Benko darauf ein Auge geworfen haben, ist dann wohl auch keine große Überraschung mehr. Denn er hat ja auch sein Vermögen mit Immobilien gemacht.

    Jörg Münchenberg: Herr Kolbe, vielleicht noch: Wie ist das geballte Interesse an Kaufhof zum jetzigen Zeitpunkt zu erklären?

    Andreas Kolbe: Das mag verschiedene Gründe haben. Zum einen ist da die Pleite des Konkurrenten Karstadt gewesen, der das lange ausgebremst hat. Das hat verunsichert. Da wollte man sicher erst einmal abwarten, ob Kaufhof nicht in ähnliche Fahrwasser gerät. Dann die Finanzkrise, die die Finanzierung von großen Übernahmen erschwert hat.

    Dass nun aber innerhalb weniger Wochen ein regelrechter Bieterwettstreit um Kaufhof begonnen hat, das mag vor allem an dem angekündigten Führungswechsel bei der Metro liegen. Denn der Kaufhof-Deal das war immer von Anfang an ein Projekt von Metro-Chef Eckhard Cordes. Der wird spätestens im kommenden Jahr gehen. Und was dann mit Kaufhof passiert, weiß man nicht. Vielleicht wird ein neuer Metro-Chef da andere Schwerpunkte setzen. Also muss man sagen, wenn man die Übernahme von Kaufhof perfekt machen will, dann wohl am besten mit Eckhard Cordes.

    Und auch er wird das Projekt mit aller Kraft verfolgen, weil es auch seine Bilanz an der Spitze des Düsseldorfer Handelskonzerns aufwerten würde. Cordes muss ja vor allem deshalb gehen, weil er – wie bei Kaufhof – viel in Aussicht gestellt, aber – aus Sicht der Aktionäre – zu wenig geliefert hat. Da will Cordes seinen Kritikern zum Abgang vielleicht auch noch einmal das Gegenteil beweisen.

    Jörg Münchenberg: Und es bleibt sicherlich spannend. Es gibt mittlerweile drei Bieter für die Metro-Tochter Kaufhof. Das waren Informationen von Andreas Kolbe, vielen Dank!