Nach Netflix-Doku
Drogenexperten loben Offenheit von "Haftbefehl" zu Abhängigkeit

Drogenexperten haben die viel diskutierte Netflix-Doku über Rapper Aykut Anhan, alias "Haftbefehl", gewürdigt.

    Das Bild zeigt den Oberkörper Streecks vor einer hellblau-weißen Wand. Er trägt ein graues Jackett mit Krawatte und sagt gerade etwas mit konzentriertem Blick.
    "Berührend": Auch der Bundesdrogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) hat die erschütternde Netflix-Doku über den Deutschrapper "Haftbefehl" gesehen. (Michael Kappeler / dpa )
    "Einen Riesenrespekt an Aykut", dass er seine Sucht so thematisiere und den Mut aufbringe, darüber so offen zu sprechen, sagte der Bundesdrogenbeauftragte und CDU-Politiker, Streeck, der den Film zuvor angeschaut hatte. Die Szenen seien schon heftig, aber auch irgendwie berührend. Es gehe in der Doku nicht nur um den Konsum von Drogen, sondern auch darum, "wie Drogen am Ende den Menschen konsumieren". Gerade Kokain werde in der Rap-Musik oft als harmlos und zum Teil cool dargestellt.
    Auch die Stuttgarter Drogenberaterin Elena Feller bewertete die Netflix-Dokumentation als hilfreich. Sie sei ein sehr gutes Beispiel dafür, wie krass Drogen einen beeinflussen und verändern könnten, sagte sie dem SWR. Die Haftbefehl-Doku sei ein sehr gutes wie abschreckendes Beispiel für Drogenkonsum. Man sehe die Folgeerscheinungen, wie Haftbefehl seine Familie enttäusche, wie er sich verändere. Allerdings sei 25 Jahre Kokain-Konsum für ihn nur deswegen möglich, weil er ein erfolgreicher Musiker sei, der die finanziellen Mittel und das Ansehen habe, führte Feller aus. Andere indes verlören ihre Wohnung und ihre Arbeit.

    "Haftbefehl": Ich war schon tot

    Aykut Anhan stammt aus Offenbach und wurde mit harten und nicht immer unumstrittenen Liedern zu einem Star der Deutschrap-Szene. Der Dokumentarfilm "Babo - Die Haftbefehl-Story", der unter anderem von dem Schauspieler Elyas M'Barek produziert wurde, thematisiert Anhans persönliche Probleme. In vielen Aufnahmen wirkt der Musiker schwer gezeichnet. "Ich war schon tot", sagte er selbst.
    Die Doku steht seit der Veröffentlichung vergangener Woche auf Platz 1 der Netflix-Charts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die erschütternden Einblicke in das Leben des Offenbacher Musikers mit kurdischen Wurzeln lösten auf verschiedenen Ebenen ein gewaltiges Echo aus. Der 39-Jährige konsumiert nach eigenen Angaben seit dem 13. Lebensjahr Kokain, etwa zu der Zeit beging sein Vater Suizid. Er brach die Schule ab, geriet mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt und kam früh in Jugendarrest. Die Biografie erinnert an "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" aus dem Jahr 1978.
    Diese Nachricht wurde am 05.11.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.