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Drohende Streiks
Eisenbahner fordern mehr Geld, Piloten den komfortablen Ruhestand

Bei den Arbeitskämpfen von Eisenbahnern und Lufthansa-Piloten wollen die Gewerkschaften verhindern, dass es parallel zu Streiks kommt. Mit immer schärferen Worten attackierten sich derweil die Gewerkschaft der Lokomotivführer und die Deutsche Bahn gegenseitig. Und bei der Lufthansa ist eine Lösung des Konflikts mit den Piloten nicht in Sicht.

Von Brigitte Scholtes | 25.08.2014
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    Offenbar hat die Ankündigung der Lufthansa, Billigfluggesellschaften auf der Langstrecke zu gründen, die außerhalb des Konzern-Tarifvertrags stehen, die Piloten verärgert. (Daniel Reinhardt/dpa)
    Die Lufthansa-Piloten haben angedroht, die Arbeit niederzulegen, sie sind mit dem Fortgang der Tarifverhandlungen unzufrieden. Seit dem großen Streik im April sei man nicht vorangekommen, meint Jörg Handwerg, Sprecher der Vereinigung Cockpit:
    "Es kommt nichts Konkretes rüber, jetzt mal Detailverhandlung, sondern es geht immer noch um grundsätzliche Fragen."
    Die Lufthansa-Piloten möchten rasch eine Lösung bei der Übergangsversorgung, die die Piloten noch erhalten, wenn sie mit 55 Jahren in den Ruhestand gehen. Dann zahlt ihnen der Arbeitgeber bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze einen Ausgleich von bis zu 60 Prozent des letzten Bruttogehaltes.
    Offenbar hat die Ankündigung der Lufthansa die Piloten verärgert, Billigfluggesellschaften auf der Langstrecke zu gründen, die außerhalb des Konzern-Tarifvertrags stehen, die unterwegs sind. Damit möchte sich die Kranichlinie gegen den zunehmenden Wettbewerb wappnen. Und deshalb appelliert Bettina Volken, Vorstand Personal auch an Cockpit:
    "Wir wollen gern gemeinsam mit den Gewerkschaften gegen den Wettbewerb vorgehen und nicht untereinander streiten. Das ist meine große Bitte auch an die VC, dass wir hier gemeinsam Seite an Seite vorgehen und nicht uns jetzt hier rechtlich auseinandersetzen."
    Auf Streiks vorbereitet
    Lufthansa rechnet damit, dass ein Ausstand 24 Stunden vorher angekündigt werde. Man sei aber dafür gerüstet. Cockpit hat zugesichert, dass die Kunden nicht erst am Gate erfahren, dass ihr Flug ausfalle. Und außerdem wolle man sich mit der Lokführergewerkschaft abstimmen, die ja auch zu einem Ausstand bereit ist, sagt Cockpit-Sprecher Handwerg:
    "Wir wollen nicht Deutschland lahmlegen, wir wollen nicht den Kunden treffen, das lässt sich nur nicht ganz vermeiden, sondern wir wollen unseren Arbeitgeber finanziell unter Druck setzen, damit er endlich zur Vernunft kommt."
    Auch bei der Deutschen Bahn geht es ja um Grundsätzliches: Die GDL, die Gewerkschaft der Lokomotivführer, kämpft nicht nur für mehr Geld, sondern auch dafür, das gesamte Zugpersonal vertreten zu dürfen. Das fällt bisher in den Bereich der größeren Bahngewerkschaft EVG. GDL-Chef Claus Weselsky will sich aber nicht von einem Streik abhalten lassen, auch wenn die Bundesregierung an einem Gesetz zur Tarifeinheit arbeite, nach dem in einem Unternehmen nur noch eine Gewerkschaft verhandeln soll:
    "Wir können uns den Zeitpunkt nicht aussuchen, wann wir tarifvertraglich dran sind, und es ist unbestritten, dass aufgrund der gesetzlichen Initiativen die Arbeitgeber geradezu eingeladen worden sind, hier gegen die Gewerkschaften zu mauern, um hier einen Konflikt zu provozieren, und dann in dieser provozierten Konfliktsituation der Behauptung mehr Nahrung zu geben, dass wir eine wilde Streiklandschaft von Berufsgewerkschaften haben."
    Und auch wenn die Arbeitgeber ein solches Gesetz grundsätzlich begrüßen würden: Der Lufthansa würde eine solche gesetzliche Regelung nur bedingt helfen, sagt Bettina Volken:
    "Sie wäre sicherlich sinnvoll für viele Unternehmen, dass wir die Tarifeinheit bekommen, sicherlich sehr wünschenswert, aber wir sind eben auch betroffen durch andere Gewerkschaften die streiken am Flughafen und so weiter und so fort. Das heißt, wir bräuchten beides, wir bräuchten auch Regelungen, die den Streik betreffen."
    Wann es zu ersten Streiks kommen könnte, ist aber weiter unklar.