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Drohenden Schlaganfall mit der Ultraschalldiagnose erkennen

Sie ist eine preiswerte und sanfte Untersuchungsmethode: die Ultraschalluntersuchung. Immer genauer werden die Bildgebungsverfahren, um Schäden an Blutgefäßen im Kopf, im Hals und im gesamten Körper risikoarm und sicher zu erkennen - und damit beispielsweise einen drohenden Schlaganfall. Vergangene Woche erörterten Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin in Hamburg die Vorteile des Gefäßultraschalls und führten neueste Verfahren vor.

Von Jörn Straehler-Pohl |
    "Gut, wir hatten ja schon gesagt, der Patient hat einen Schlaganfall erlitten vor einigen Jahren und dabei hat sich eine Arterie verschlossen und es geht jetzt darum, die anderen Arterien zu kontrollieren, damit ein weiterer Schlaganfall verhindert wird und wir beobachten jetzt regelmäßig die linke Seite. Auf der rechten Seite ist also ein Verschluss eingetreten."

    Ein kleiner Untersuchungsraum im Keller der Asklepios-Klinik in Hamburg-Wandsbek. Chefarzt Christian Arning gleitet mit der Sonde des Ultraschall-Gerätes an den Halsschlag-Adern seines 62-jährigen Patienten entlang.

    Auf dem Bildschirm pulsiert das Blut in roten und in blauen Farb-Tönen.

    "Je schneller die Strömung ist, desto heller ist das Farbsignal. Hier sehen Sie, Dunkelrot ist eine langsame Strömung, je schneller die Strömung, desto heller wird das Rot, es wird Gelb und wenn die Strömung dann noch schneller wird, springt die Farb-Darstellung um auf die andere Seite in das Blau. Genau das haben wir hier. Verengungen können wir also dadurch erkennen, dass das Blut schneller fließt, denn in einer Verengung fließt das Blut schneller als davor und dahinter."

    Die Ultraschall-Medizin ist in den vergangenen Jahren immer präziser geworden: Die Auflösung liegt inzwischen bei 0,1 Millimeter, kleinste Gewebs- und Gefäß-Veränderungen lassen sich also auf dem Bildschirm genauestens sehen. So lässt sich zum Beispiel durch die Untersuchung der Hals-Schlagadern die Gefahr eines Schlaganfalles rechtzeitig erkennen. Dann kann entschieden werden, ob eine Gefäß-Operation tatsächlich notwendig ist. Denn immerhin 40 Prozent aller Schlaganfälle entstehen durch die Verengung dieser Arterien, erklärt Chefarzt Dr. Stefan Nöldeke vom Klinikum Garmisch-Patenkirchen:

    "Wir haben die Möglichkeit, sogenanntes Plaques zu identifizieren, also Ansammlungen von Fettzellen, von Cholesterin-Partikeln, von Bindegewebszellen, die sich dann an der Gefäßwand ablagern, zu Einengungen führen, zusätzlich haben wir die Möglichkeit, Ulcerationen, also kleine Ausbuchtungen, wo sich mal Gerinnsel absiedeln können, die dann Richtung Gehirn schwemmen können und dann eine Gehirn-Embolie, also sprich einen Schlaganfall machen können."

    Doch nicht nur Schlaganfall-Risiken lassen sich inzwischen mit Ultraschall-Verfahren schmerzfrei und schonend diagnostizieren: Durch die hohe Auflösung können die Ärzte auch unterscheiden, ob sich Ablagerungen in den Arterien gebildet haben, oder der Patient unter einer Entzündung der Gefäße leidet, wie beispielsweise einer Riesenzell-Arteriitis. Die ist zwar relativ selten und entsteht erst nach dem 50. Lebensjahr, sie kann aber im schlimmsten Fall auch Arterien betreffen, die den Sehnerv versorgen, was schließlich zur Erblindung führen kann. Bei all diesen Vorteilen gibt es aber einen großen und häufig auch entscheidenden Nachteil. Chefarzt Christian Arning von der Asklepios-Klinik in Hamburg-Wandsbek:

    "Ultraschall ist eine schwierige Untersuchung, weil nicht nur Bilder bewertet werden müssen, sondern sie müssen erst einmal erstellt werden. Um die Bilder zu erstellen, muss man die Sonde sorgfältig führen, man muss das Gerät perfekt einstellen und dafür braucht es unheimlich viel Erfahrung und nur wenn man viel Erfahrung hat, wird man ein gutes Bild haben, dass man außerdem mit der entsprechenden Erfahrung bewerten muss."

    Sonst sei das Risiko einer falschen Diagnose sehr hoch. Die deutsche Gesellschaft Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin - kurz Degum zertifiziert erfahrene Ärzte.
    Professor Arning hat inzwischen die Untersuchung beendet, sein Patient zieht sich wieder an. Der Chefarzt ist zufrieden mit ihm:

    "Bei ihm ist jetzt zum Glück keine Operation erforderlich. Er achtet jetzt sehr genau auf die Risikofaktoren, er raucht nicht mehr und auf die Blut-Fette achtet er auch, er macht jetzt auch ein bisschen mehr Sport.

    Patient: Na, ja weniger

    Es könnte noch ein bisschen mehr sein, er könnte vielleicht noch ein kleines bisschen an Gewicht abnehmen. Und dass ist ganz wichtig, wenn so ein Risiko-Patient da ist, der Verengungen an verschiedenen Arterien hat, dass man die Risiko-Faktoren nach Möglichkeit alle ausschaltet."