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Droht den Hochschulen die feindliche Übernahme durch die Wirtschaft?

Dass die Hochschulen vor einem Umbruch stehen, ist vielerorts sichtbar. Dabei stellt nicht nur die Politik Forderungen nach Reformen, auch die Wirtschaft gewinnt an Einfluss auf die Hochschulen. Die Deutsche Nationalstiftung hat gestern Abend zur Diskussion nach Leipzig eingeladen. Im Rathaus setzte man sich mit dem Thema "Droht den Hochschulen die feindliche Übernahme durch die Wirtschaft?" auseinander. Die Nachfrage der Studenten war aber eher gering: Nur eine Hand voll Studierende war anwesend, darunter Vertreter des Leipziger Studentenrats. Sie beobachteten, dass Wirtschaftlichkeit an den Hochschulen zunehmend gefordert wird, und sehen darin eine Parallele dazu, dass die Wirtschaft sich stärker an den Hochschulen engagiert und ihren gestiegenen Einfluss auch ausübt. Julians Drews, Sprecherin des StudentInnenrats der Uni Leipzig: "Mein erster Punkt wären die Stiftungsprofessuren, die ganz massiv den Inhalt der Lehre bestimmen. Ein weiterer Einflusspunkt der Wirtschaft zeigt sich ganz klar in Hochschulkuratorien. Diese sollen dem Wissenschaftsminister vorschlagen, welche Projekte und Maßnahmen zu finanzieren sind." Die Studierenden beklagten auch, dass die Sprache der Wirtschaft und ihre Terminologie immer mehr und unkritisch übernommen wird. So sei in Bildungsfragen immer häufiger von Effektivität, Kosten und Nutzen die Rede.

    Den Befürchtungen der Studierenden setzten die Anwesenden Wirtschaftsvertreter entgegen, dass ihr Engagement den Hochschulen auch Gutes bringe. Professor Gerhardt Wolff, Vorstandsmitglied der VNG Verbundnetz Gas AG, fragt, warum von "feindlicher" Übernahme die Rede sei: "Wir alle haben uns unter wirtschaftlichen Zwängen gebildet, ob wir es wollen oder nicht. Das gehört zu einem normalen Leben." Wie für Handwerker gebe es auch für Studierende wirtschaftliche Zwänge. Anderes zu verlangen, sei nicht sozial.

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