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DSW-Aufsichtsratsstudie
Nur wenige Frauen in DAX-Aufsichtsräten

Frauen sind in deutschen Aufsichtsräten deutlich unterrepräsentiert. Nach einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) liegt der Anteil der weiblichen Kontrolleure in den DAX-Konzernen 2014 bei knapp einem Viertel - Tendenz steigend.

Von Michael Braun |
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    In den Kontrollgremien deutscher Top-Konzerne finden sich nur wenige Frauen. (dpa/picture alliance/Wolfgang Kumm)
    Es ist immer noch eine Nachricht: "Frauen nehmen ihre Geldanlage zunehmend selbst in die Hand" meldet heute die Börse Stuttgart. Als ob das nicht selbstverständlich wäre. Ist es offenbar nicht. Auch die Macht in den Unternehmen ist nicht annähernd gleichgewichtig auf Frauen und Männer verteilt. Immerhin – die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Jella Benner-Heinacher, Vizepräsidentin der Aktionärsvereinigung DSW, nennt die Zahlen:
    "Bezogen auf die Gesamtheit der im DAX30 vorhandenen 490 Aufsichtsratsmandate lag der Anteil der Frauen 2014 bei 24,7 Prozent, wovon 13,9 Prozent durch die Arbeitnehmerseite und gerade einmal 10,8 Prozent durch die Anteilseignerseite gestellt wurden. Da sieht man: Die Arbeitnehmerseite ist etwas besser."
    Die Bundesregierung will nun einen Frauenanteil von 30 Prozent gesetzlich durchsetzen. Davon ist die Wirklichkeit mit 24,7 Prozent noch einiges entfernt, erst recht von dem 40 Prozent-Anteil, der auf EU-Ebene diskutiert wird. Immerhin: Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten ist im laufenden Jahr gestiegen, zuvor war er vor allem auf der Kapitalseite noch kleiner, die Arbeitnehmerbank gilt schon seit Jahren als besser durchmischt. Dass Frauen von der Ausbildung her weniger technische Kompetenz besäßen als Männer, lässt die DSW als Argument für die niedrige Frauenquote im Aufsichtsrat nicht gelten:
    "Ich würde dieses Argument auf jeden Fall gelten lassen für die Vorstandsseite. Wenn Sie da, sagen wir mal, Ingenieure brauchen, da gibt es natürlich deutlich weniger auf der Frauenseite. Ansonsten lohnt sich ja mal ein Blick auf den Aufsichtsrat und dann gucken Sie mal, welche Berufsgruppen denn da vertreten sind: So viele Techniker werden Sie auch auf der Herren-, der männlichen Seite nicht finden."
    Die machtvollsten Plätze besetzen in den Aufsichtsräten der großen börsennotierten Unternehmen Werner Wenning und Ulrich Lehner. Wenning, der frühere Bayer-Chef, führt nun das Kontrollgremium bei Bayer, auch das von Eon und ist zudem in zehn Ausschüssen vertreten, von denen er sechs als Vorsitzender führt. Ulrich Lehner, Oberaufseher bei der Telekom und bei ThyssenKrupp, rangiert mit der Mitgliedschaft in neun Aufsichtsratsausschüssen, darunter fünf Vorsitze, knapp dahinter. Auch beim Blick auf die ganze Liste der mächtigsten Aufsichtsräte fällt Frau Benner-Heinacher auf:
    "Eine Frau findet sich unter den Führenden des Rankings nach wie vor nicht."
    Die erste Frau im gesamten Machtranking der Aufsichtsräte rangiert auf Platz 17: Renate Köcher, die Chefin des Instituts für Demoskopie Allensbach, die Allianz, BMW und Infineon beaufsichtigt.
    Die 30 DAX-Unternehmen ließen sich ihre Aufsichtsräte im vorigen Jahr 77,3 Millionen Euro kosten, 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Immer weniger, aber noch zu oft bänden die Unternehmen die Tantiemen an den kurzfristigen Unternehmenserfolg, kritisiert die Vergütungsexpertin der DSW, Christiane Hölz:
    "Insbesondere ist das bei Commerzbank, Fresenius, SAP und VW angeraten, die sich immer noch eine dividendengekoppelte Vergütung an ihre Aufsichtsräte leisten."
    Wenn schon eine erfolgsabhängige Vergütung für die Aufsichtsräte, so die DSW, dann bitte an nachhaltige Gewinne gebunden.