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Du, deine Uni und dein Telefon

SMS, E-Mail, Instant Messaging, RSS-Feeds, Podcasts - wer das nicht kennt, ist nicht auf der Höhe der Zeit, was Kommunikation unter Studierenden angeht. Eine kleine studentische Firma an der TU Dresden hat eine Prepaidkarte mit einem kostenlosen Handy-Portal entwickelt - alles abgestimmt auf die Bedürfnisse von Studenten.

Von Mark Michel |
    "Ich geh jetzt gerade durch das youni-Portal... hier kann ich gerade den Speiseplan der TU Dresden durchsehen, was super ist, ich hab hier meine Mails die ich auslesen kann, ich kann sie lesen, ich kann sie beantworten, Ich bin hier auf der Netzzeitung, hier mein Fußballverein Borrussia Mönchengladbach, die RSS-Feeds, ja ob sie mal wieder verloren haben..."

    Matthias Pohler ist Geschäftsführer von Elbkom, einer kleinen studentischen Unternehmens-ausgründung der TU Dresden. Auf seinem Handy-Display stellt er das Produkt vor, ein mobiles Internetportal fürs Handy. Von Studenten für Studenten entwickelt.

    "Wir haben uns am SAP-Stiftungslehrstuhl mit dem Telekommunikationsmarkt beschäftigt, haben uns in Diplomarbeiten wissenschaftlich mit dem Thema auseinander gesetzt. Wir telefonieren junge Leute miteinander? Was nutzen sie? In welchen Datentarifen sind sie unterwegs? Was wollen sie eigentlich? Haben dort 600 Studenten an der TU Dresden zu ihrem Mobilfunkverhalten befragt. Sind dann mit diesen Ergebnissen zu e-plus gegangen und haben innerhalb kürzester Zeit ein Mobilfunkangebot für Studenten, aber eben auch für alle anderen und Freidenker aufgesetzt. "

    Das ganze nannte man kurz youni, erzählt Ralph Borowski, der neben seinem Informatik-studium bei Elbkom als Programmierer arbeitet.

    "Youni ist eine Wortneuschöpfung aus "Du und deine Uni", also you und uni, und das ist zu youni zusammengeschmolzen. Ist ja eben auch für Studenten gedacht, aber ist natürlich auch erweiterbar. Man muss also keinen Studentenausweis herfaxen. Das geht hier ganz locker flockig."

    Seit April arbeiten an die 15 studentischen Mitarbeiter gemeinsam an dem UMTS-Mobilfunkangebot und dem Handy-Portal. Im Prinzip gestalten sie sich ihr Produkt so, wie sie es gern haben möchten. Denn in gewisser Weise sind sie ihre eigene Zielgruppe. Martin Frindt, der 24-jährige Wirtschaftsingenieur ist schon von Anfang an mit dabei.

    "Das youni-Portal ist ein Portal, was man mobil mit seinem Handy erreichen kann und das ist für den Nutzer vollständig kostenlos wenn er die youni-Simkarte nutzt, was dann beim Telefonieren untereinander und SMS 6 cent kostet. Ein wichtiger Innovationsschritt war aber, dass wir das Internet im Prepaid-Bereich zum ersten Mal umsonst anbieten. Wir sind die einzigen die ein kostenloses Portal anbieten, wo man surfen kann und diverse Funktionen nutzen kann. Man kann sich emails schreiben, man kann emails lesen und man kann diese community-Funktionen auch mobil nutzen. "

    Denn darum scheint es heutzutage jungen Studierenden auch zu gehen: immer unterwegs und trotzdem permanent mit Freunden in Kontakt, sagt Cornelius Pollmer, Wirtschaftsstudent und bei youni für das Marketing zuständig.

    "Da ist auch der wesentliche Unterschied zu beispielsweise Generationen unserer Eltern oder Großeltern, dass es heutzutage keine Belastung mehr ist ständig erreichbar zu sein, sondern ein Privileg. Also dass Leute darauf achten, dass sie ständig für Freunde und Bekannte erreichbar sind. Und dann ist es natürlich ein großer Schritt, dass vom mobilen Erreichbarsein, was nur Telefonieren oder SMS betrifft darauf auszuweiten, dass man eben auch Mailen und Instant-Messaging nutzen kann."

    Ihre Zelte haben die studentischen Entwickler aber nicht etwa in einem schicken Loft aufgeschlagen, sondern teilen sich zum arbeiten eine ehemalige Hausmeisterwohnung in einem alten Backsteinbau der TU Dresden. Hip sind andere, sagen sie.

    "Wir haben einmal in der Woche ein Teammeeting und sitzen dann hier teilweise zu elft in diesem kleinen kuscheligen Raum und da passiert auch viel. Und dann ist es natürlich auch so, dass Sachen dezentral passieren. Dass man dem einen sagt, komm wir brauchen bis morgen ein Logo oder einen Slogan, dann geht der bei seiner Joggingrunde im Kopf das mal durch. Und dass passiert alles noch nicht so vorgefertigt und in festen Strukturen, sondern doch noch relativ frei, was die ganze Sache doch interessant macht. "

    Überhaupt unterscheidet sich die studentische Firma vom Rest der Branche. Denn wo andere Firmen mit ähnlichen Produkten mit einem Millionenetat starten, hatten die Studierenden für ein innovatives und marktnahes Konzept gerade einmal 25.000 Euro als Startkapital zur Verfügung.

    Doch vielleicht sind genau das die Gründe, warum die Firma erfolgreich ist. Zwar ist der Markt im Bereich Telekommunikation äußerst hart umkämpft, doch nicht immer geht es dabei nur um die Etats, sondern um Ideen. Davon ist auch Martin Frindt überzeugt. Noch dazu, wenn man neben dem Studium in einer eigenen Firma arbeiten kann.

    "Das ist natürlich der absolute Renner. Man hat natürlich andere Möglichkeiten als in einer großen strukturierten Firma wo mehr Hierarchien existieren. Wenn ich hier jemandem etwas ins Ohr flüstere, dann kann das sein dass das morgen schon ungesetzt ist oder umgesetzt werden sollte. Das ist in einer großen Firma überhaupt nicht möglich. Und dass man hier als Praktikant Produktentscheidungen treffen kann. Und vertrieblich, marketingtechnisch, entwicklungstechnisch was entwickelt werden soll, wann es entwickelt werden soll, wie es entwickelt werden soll. Was überhaupt wann wie rauskommen soll. Es ist halt sehr offen, und für viele ist es eine Art Spielwiese."