Barbara Kettnaker von der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste freut sich: seit der orangenen Revolution steigt die Nachfrage für Freiwilligen-Einsätze in der Ukraine. Zumeist sind es Abiturienten, die sich vermitteln lassen.
"Häufig entscheiden sich die Leute innerhalb des Freiwilligendienstes, was sie danach studieren. Also das kann in verschiedene Richtungen gehen. Die einen studieren was mit Blick Richtung Osteuropa-Studien und die anderen was Soziales. Also da klärt sich in den 12 oder 18 Monaten viel für die spätere Lebens- und Berufsplanung."
In den 12 oder 18 Monaten betreuen die Jugendlichen in Kiew und auf der Krim alte Menschen. Genauer: ehemalige Gulag-Häftlinge und NS-Verfolgte. Der soziale Einsatz erfordert gute Sprachkenntnisse, deshalb absolvieren die Freiwilligen zuvor einen Intensivkurs – in dem sie die Haupt-Sprache der jeweiligen Region lernen.
"Diejenigen, die nach Kiew oder auf die Krim gehen, die lernen russisch. Und die, die in die Westukraine gehen, lernen ukrainisch. Das heißt, wenn Freiwillige noch keine Vorkenntnisse haben, starten sie eben von Null. Also wir arbeiten da mit dem Landesspracheninstitut in Bochum zusammen und da werden verschiedene Sprachqualifikationen auch angeboten, also verschiedene Niveaus. "
Während Aktion Sühnezeichen vor allem Abiturienten vermittelt, schickt der Deutsch-Russische Austausch in Berlin hauptsächlich Studierende zu Einsätzen in die Ukraine. Die Partner vor Ort: Menschenrechts- und politische Hilfsorganisationen. Projektleiterin Evelyn Odermatt, eine gebürtige Schweizerin, berät die Freiwilligen zuvor über den besonderen Arbeitsalltag im Osten.
"Und da mache ich einfach die Leute drauf aufmerksam, dass es halt nicht so ist, wie es vielleicht in Deutschland, dass man ein Arbeitsprofil kriegt am Anfang der Beschäftigung und eine Ansprechperson sofort hat und dass man dann vielleicht Mühe hat mit der Arbeitsweise im Sinne von dass man dann Tee trinkt und da kommt wieder jemand vorbei und man will doch aber mit seiner Arbeit voran kommen und nicht abgelenkt werden und es gibt halt kleinere oder eben genau in den Regionen Organisationen, die natürlich noch immer einen in unseren Augen unorganisierten Stil haben. "
Auch enge Büros, einfache Infrastruktur und – für westliche Verhältnisse - schlichte Unterkünfte haben manchen Freiwilligen schon gefrustet. Dennoch: Was zählt, seien die Begegnungen mit den Ukrainern, weiß die Vermittlerin.
"Die Leute berichten vor allem von ihrer Integration sowohl in der Aufnahmeorganisation, die über die Arbeit hinaus geht, also dass man sich da auch außerhalb der Arbeit trifft, dass man sehr herzlich aufgenommen wird, dass man das Gefühl hat, dass seine oder ihre Arbeit auch wirklich gebraucht wird und geschätzt wird und dass man wirklich einen Einblick kriegt in den Alltag, in die Lebensweise und in die Arbeit eines Landes. "
Nicht nur Abiturienten und Studierende können auf Austausch- und Kontaktbüros zurück greifen. Auch Manager und Investoren finden Hilfe. So betreibt der Deutsche Industrie und Handelskammertag in Kiew, Lwow und Dnepopetrowsk Beratungsstellen für Unternehmer. Koordinatorin Karin Rau beantwortet Zoll- und Steuerfragen – und vermittelt auch Spezialisten – in beide Richtungen.
"Nun, wenn es ein Angebot gibt eines ukrainischen Mandanten, der sagt: ich bin speziell in der Pharmabranche zu Hause und würde mir ein Betätigungsfeld suchen bei einer deutschen Firma im Managementbereich. Dann geben wir das sehr gerne weiter und dann setzten sie sich mit der Dame oder dem Herrn in Verbindung. "
Die Ukraine ist für deutsche Unternehmer attraktiv, weil hier zu Sowjetzeiten viele Rundfunk-, Fahrzeug- und Rüstungsspezialisten ausgebildet wurden: billige Arbeitskräfte. Doch die Delegierte der Deutschen Wirtschaft kennt auch die Investitionshemmnisse.
"Die Ukraine ist bekannt als überbordend bürokratisches Land. Der Präsident der Ukraine hat gesagt: Für mich ist die Korruption number one. Und ich habe immer nicht dieses Wort Korruption gebraucht, sondern überbordende Bürokratie. Wenn Sie jeden Weg drei mal gehen müssen, so ist das für mich bürokratisch. Oder ein Unternehmer hat mir jetzt vor wenigen Tagen gesagt: seit einem halben Jahr könnte ich mit über 100 Leuten schon arbeiten, wenn nicht diese verdammte Bürokratie wäre! Und da ist was dran. "
Ein Großteil des Ost-West-Austausches läuft allerdings nicht über Organisationen. Vor allem Ukrainer, die hierher kommen - gerade Studenten - sind häufig auf sich allein gestellt.
"Die meisten, die ich kenne, sind schon aus eigenen Kräften nach Deutschland gekommen und haben einen Job neben dem Studium. Es ist nicht einfach, aber es ist machbar und jetzt muss man natürlich auch gucken, wenn jetzt Studiengebühren eingeführt werden, wird es natürlich schwieriger sein. "
Oksana Solomon ist eine von etwa rund 6000 ukrainischen Studierenden in Deutschland. Die Volkswirtschafts-Studentin muss – wie viele ihrer Landsleute - ohne Stipendium auskommen. Umso wichtiger: soziale Netzwerke, wie der Bund Ukrainischer Studenten in Deutschland.
"Vom Bund der ukrainischen Studenten gibt’s in einigen Städten wie Hamburg und besonders in München Stammtische, wo sich ukrainische Studenten treffen und austauschen. In Berlin ist es erstmal im Entstehen. "
Ukrainer, die in Deutschland waren und Deutsche, die in der Ukraine waren, vergessen ihr Gastland nur selten. So die Bilanz vieler Studenten und Austausch-Experten.
"Eigentlich bestehen bei allen intensive Bindungen, auch danach, das heißt Brief-, E-mail-Kontakt, auch Reisen in beide Richtungen folgen dann häufig. Also das ist schon ne Erfahrung, die die Leute nicht mehr loslässt. "
"Häufig entscheiden sich die Leute innerhalb des Freiwilligendienstes, was sie danach studieren. Also das kann in verschiedene Richtungen gehen. Die einen studieren was mit Blick Richtung Osteuropa-Studien und die anderen was Soziales. Also da klärt sich in den 12 oder 18 Monaten viel für die spätere Lebens- und Berufsplanung."
In den 12 oder 18 Monaten betreuen die Jugendlichen in Kiew und auf der Krim alte Menschen. Genauer: ehemalige Gulag-Häftlinge und NS-Verfolgte. Der soziale Einsatz erfordert gute Sprachkenntnisse, deshalb absolvieren die Freiwilligen zuvor einen Intensivkurs – in dem sie die Haupt-Sprache der jeweiligen Region lernen.
"Diejenigen, die nach Kiew oder auf die Krim gehen, die lernen russisch. Und die, die in die Westukraine gehen, lernen ukrainisch. Das heißt, wenn Freiwillige noch keine Vorkenntnisse haben, starten sie eben von Null. Also wir arbeiten da mit dem Landesspracheninstitut in Bochum zusammen und da werden verschiedene Sprachqualifikationen auch angeboten, also verschiedene Niveaus. "
Während Aktion Sühnezeichen vor allem Abiturienten vermittelt, schickt der Deutsch-Russische Austausch in Berlin hauptsächlich Studierende zu Einsätzen in die Ukraine. Die Partner vor Ort: Menschenrechts- und politische Hilfsorganisationen. Projektleiterin Evelyn Odermatt, eine gebürtige Schweizerin, berät die Freiwilligen zuvor über den besonderen Arbeitsalltag im Osten.
"Und da mache ich einfach die Leute drauf aufmerksam, dass es halt nicht so ist, wie es vielleicht in Deutschland, dass man ein Arbeitsprofil kriegt am Anfang der Beschäftigung und eine Ansprechperson sofort hat und dass man dann vielleicht Mühe hat mit der Arbeitsweise im Sinne von dass man dann Tee trinkt und da kommt wieder jemand vorbei und man will doch aber mit seiner Arbeit voran kommen und nicht abgelenkt werden und es gibt halt kleinere oder eben genau in den Regionen Organisationen, die natürlich noch immer einen in unseren Augen unorganisierten Stil haben. "
Auch enge Büros, einfache Infrastruktur und – für westliche Verhältnisse - schlichte Unterkünfte haben manchen Freiwilligen schon gefrustet. Dennoch: Was zählt, seien die Begegnungen mit den Ukrainern, weiß die Vermittlerin.
"Die Leute berichten vor allem von ihrer Integration sowohl in der Aufnahmeorganisation, die über die Arbeit hinaus geht, also dass man sich da auch außerhalb der Arbeit trifft, dass man sehr herzlich aufgenommen wird, dass man das Gefühl hat, dass seine oder ihre Arbeit auch wirklich gebraucht wird und geschätzt wird und dass man wirklich einen Einblick kriegt in den Alltag, in die Lebensweise und in die Arbeit eines Landes. "
Nicht nur Abiturienten und Studierende können auf Austausch- und Kontaktbüros zurück greifen. Auch Manager und Investoren finden Hilfe. So betreibt der Deutsche Industrie und Handelskammertag in Kiew, Lwow und Dnepopetrowsk Beratungsstellen für Unternehmer. Koordinatorin Karin Rau beantwortet Zoll- und Steuerfragen – und vermittelt auch Spezialisten – in beide Richtungen.
"Nun, wenn es ein Angebot gibt eines ukrainischen Mandanten, der sagt: ich bin speziell in der Pharmabranche zu Hause und würde mir ein Betätigungsfeld suchen bei einer deutschen Firma im Managementbereich. Dann geben wir das sehr gerne weiter und dann setzten sie sich mit der Dame oder dem Herrn in Verbindung. "
Die Ukraine ist für deutsche Unternehmer attraktiv, weil hier zu Sowjetzeiten viele Rundfunk-, Fahrzeug- und Rüstungsspezialisten ausgebildet wurden: billige Arbeitskräfte. Doch die Delegierte der Deutschen Wirtschaft kennt auch die Investitionshemmnisse.
"Die Ukraine ist bekannt als überbordend bürokratisches Land. Der Präsident der Ukraine hat gesagt: Für mich ist die Korruption number one. Und ich habe immer nicht dieses Wort Korruption gebraucht, sondern überbordende Bürokratie. Wenn Sie jeden Weg drei mal gehen müssen, so ist das für mich bürokratisch. Oder ein Unternehmer hat mir jetzt vor wenigen Tagen gesagt: seit einem halben Jahr könnte ich mit über 100 Leuten schon arbeiten, wenn nicht diese verdammte Bürokratie wäre! Und da ist was dran. "
Ein Großteil des Ost-West-Austausches läuft allerdings nicht über Organisationen. Vor allem Ukrainer, die hierher kommen - gerade Studenten - sind häufig auf sich allein gestellt.
"Die meisten, die ich kenne, sind schon aus eigenen Kräften nach Deutschland gekommen und haben einen Job neben dem Studium. Es ist nicht einfach, aber es ist machbar und jetzt muss man natürlich auch gucken, wenn jetzt Studiengebühren eingeführt werden, wird es natürlich schwieriger sein. "
Oksana Solomon ist eine von etwa rund 6000 ukrainischen Studierenden in Deutschland. Die Volkswirtschafts-Studentin muss – wie viele ihrer Landsleute - ohne Stipendium auskommen. Umso wichtiger: soziale Netzwerke, wie der Bund Ukrainischer Studenten in Deutschland.
"Vom Bund der ukrainischen Studenten gibt’s in einigen Städten wie Hamburg und besonders in München Stammtische, wo sich ukrainische Studenten treffen und austauschen. In Berlin ist es erstmal im Entstehen. "
Ukrainer, die in Deutschland waren und Deutsche, die in der Ukraine waren, vergessen ihr Gastland nur selten. So die Bilanz vieler Studenten und Austausch-Experten.
"Eigentlich bestehen bei allen intensive Bindungen, auch danach, das heißt Brief-, E-mail-Kontakt, auch Reisen in beide Richtungen folgen dann häufig. Also das ist schon ne Erfahrung, die die Leute nicht mehr loslässt. "