"Apell!"
Hochsicherheitsgefängnis Bukarest Rahova, sieben Uhr dreißig morgens.
"Apell!"
Abteilung zwei, Männer. Ein Wärter läuft über den Flur und schreit: "Antritt zum Apell!".
Vier Wärter treten ein in Zelle 32. Angetreten: zehn Männer - Mörder, Totschläger und Vergewaltiger. Zelle 32 ist friedlich, es gibt nur selten Streit und Beschwerden. Der Appell dauert nur eine Minute, dann sind die Männer wieder unter sich.
Zehn Männer, sechzehn Quadratmeter. Sie sind 23 Stunden am Tag eingeschlossen, täglich gibt es eine halbe Stunde lang Hofgang, eine halbe Stunde Tischtennisspielen im Gemeinschaftsraum. Im der Zelle stehen fünf schmale Doppelstockbetten und ein Fernseher, an den Wänden hängen Fotos nackter Frauen und kleine Heiligenbildchen. Es ist kalt, geheizt wird nur morgens und abends für ein paar Stunden, Warmwasser gibt es zweimal in der Woche. Cornel Arsene, ein kleiner, schmaler Mann, 37 Jahre, hat vor zehn im Streit eine Freundin seiner ehemaligen Frau erstochen. Er bekam achtzehn Jahre Haft. Das Hochsicherheitsgefängnis Rahova hat die besten Haftbedingungen, die er bisher erlebt hat.
" Am Anfang in Jilava war es sehr schwer. Das Essen war miserabel, Wasser gab es nur ungefiltert, alles war voller Läuse, wir schliefen auf uralten Strohmatratzen, und manche Wärter schlugen uns. Deshalb gab es ja auch 1997 die Gefängnisrevolte in Jilava. Vor sechs Jahren wurde ich nach Rahova verlegt. Das hier ist ein europäisches Gefängnis. Das Essen ist in Ordnung. Es gibt nur acht oder zehn Leute in der Zelle, keine Läuse und kein Dreck, auch das Wasser ist viel sauberer. Wir haben hier sogar ein Badezimmer in der Zelle. Alles ist viel besser hier."
Gefangeneneinschätzung im Büro. Mihaela Sasarman bespricht mit dem Gefängnispsychologen und den Wärtern die Probleme der Häftlinge. Die 48jährige ist Theaterwissenschaftlerin und Therapeutin. Sie arbeitet seit zwölf Jahren in rumänischen Gefängnissen, seit 1999 hilft sie in Rahova Schwerverbrechern mit einem Therapieprogramm bei ihrer Resozialisierung. Es ist das einzige derartige Projekt im gesamten rumänischen Strafvollzug. Mihaela Sasarman weiß, dass Rahova eines der besten Gefängnisse in Rumänien ist. Europäisch erscheint es ihr nicht.
" Insgesamt muss man sagen, dass die Rechte der Gefangenen nicht in vernünftiger Weise respektiert werden, nirgendwo in den Gefängnissen. In erster Linie muss mehr Personal eingestellt werden. Dann muss auch die Verpflegung und die medizinische Versorgung verbessert werden. Und schließlich: Wir, die Leute, die seit langem als externe Mitarbeiter in den Gefängnissen arbeiten, haben den Behörden immer wieder die Frage gestellt: Welche Funktion soll das Gefängnis haben? Verwahranstalt oder Ort der sozialen Reintegration? Es gibt noch immer keine klare Antwort darauf."
Zelle 32 am späten Nachmittag. Die Männer liegen auf ihren Betten und rauchen. Cornel Arsene wäscht, denn gerade ist das kalte Wasser angestellt worden. Er hängt die nassen Sachen vor das Zellengitter, dann setzt er sich müde auf sein Bett.
" Es ist schwer im Gefängnis. Selbst ein einziger Tag. Egal für welches Verbrechen du sitzt. Der ganze Mangel hier. Der kleine Raum. Die Bedingungen. Alles ist hier so, dass du dir sehnlichst wünscht, nie, nie weder einen Fehler zu machen."
Hochsicherheitsgefängnis Bukarest Rahova, sieben Uhr dreißig morgens.
"Apell!"
Abteilung zwei, Männer. Ein Wärter läuft über den Flur und schreit: "Antritt zum Apell!".
Vier Wärter treten ein in Zelle 32. Angetreten: zehn Männer - Mörder, Totschläger und Vergewaltiger. Zelle 32 ist friedlich, es gibt nur selten Streit und Beschwerden. Der Appell dauert nur eine Minute, dann sind die Männer wieder unter sich.
Zehn Männer, sechzehn Quadratmeter. Sie sind 23 Stunden am Tag eingeschlossen, täglich gibt es eine halbe Stunde lang Hofgang, eine halbe Stunde Tischtennisspielen im Gemeinschaftsraum. Im der Zelle stehen fünf schmale Doppelstockbetten und ein Fernseher, an den Wänden hängen Fotos nackter Frauen und kleine Heiligenbildchen. Es ist kalt, geheizt wird nur morgens und abends für ein paar Stunden, Warmwasser gibt es zweimal in der Woche. Cornel Arsene, ein kleiner, schmaler Mann, 37 Jahre, hat vor zehn im Streit eine Freundin seiner ehemaligen Frau erstochen. Er bekam achtzehn Jahre Haft. Das Hochsicherheitsgefängnis Rahova hat die besten Haftbedingungen, die er bisher erlebt hat.
" Am Anfang in Jilava war es sehr schwer. Das Essen war miserabel, Wasser gab es nur ungefiltert, alles war voller Läuse, wir schliefen auf uralten Strohmatratzen, und manche Wärter schlugen uns. Deshalb gab es ja auch 1997 die Gefängnisrevolte in Jilava. Vor sechs Jahren wurde ich nach Rahova verlegt. Das hier ist ein europäisches Gefängnis. Das Essen ist in Ordnung. Es gibt nur acht oder zehn Leute in der Zelle, keine Läuse und kein Dreck, auch das Wasser ist viel sauberer. Wir haben hier sogar ein Badezimmer in der Zelle. Alles ist viel besser hier."
Gefangeneneinschätzung im Büro. Mihaela Sasarman bespricht mit dem Gefängnispsychologen und den Wärtern die Probleme der Häftlinge. Die 48jährige ist Theaterwissenschaftlerin und Therapeutin. Sie arbeitet seit zwölf Jahren in rumänischen Gefängnissen, seit 1999 hilft sie in Rahova Schwerverbrechern mit einem Therapieprogramm bei ihrer Resozialisierung. Es ist das einzige derartige Projekt im gesamten rumänischen Strafvollzug. Mihaela Sasarman weiß, dass Rahova eines der besten Gefängnisse in Rumänien ist. Europäisch erscheint es ihr nicht.
" Insgesamt muss man sagen, dass die Rechte der Gefangenen nicht in vernünftiger Weise respektiert werden, nirgendwo in den Gefängnissen. In erster Linie muss mehr Personal eingestellt werden. Dann muss auch die Verpflegung und die medizinische Versorgung verbessert werden. Und schließlich: Wir, die Leute, die seit langem als externe Mitarbeiter in den Gefängnissen arbeiten, haben den Behörden immer wieder die Frage gestellt: Welche Funktion soll das Gefängnis haben? Verwahranstalt oder Ort der sozialen Reintegration? Es gibt noch immer keine klare Antwort darauf."
Zelle 32 am späten Nachmittag. Die Männer liegen auf ihren Betten und rauchen. Cornel Arsene wäscht, denn gerade ist das kalte Wasser angestellt worden. Er hängt die nassen Sachen vor das Zellengitter, dann setzt er sich müde auf sein Bett.
" Es ist schwer im Gefängnis. Selbst ein einziger Tag. Egal für welches Verbrechen du sitzt. Der ganze Mangel hier. Der kleine Raum. Die Bedingungen. Alles ist hier so, dass du dir sehnlichst wünscht, nie, nie weder einen Fehler zu machen."