Wer Abensberg nicht kennt, hat nicht viel versäumt. Die kleine niederbayerische Stadt duckt sich abgeschieden am Rande von Gäuboden und Hallertau so weg, dass sie auch auf dem hier relativ flachen Land kaum auffällt: ein paar Kirchen, Reste einer Stadtmauer, am beunruhigendsten ist noch die sogenannte Erlebnis-Brauerei, die mit frischem Weißbier für ein überschäumendes Lebensgefühl wirbt, das man sich hier freilich erst antrinken muss.
Mit der Ruhe aber wird es bald vorbei sein. Denn ein geschäftstüchtiger Abensberger Weißbierbrauer hat seiner Stadt eine architektonische Attraktion beschert, die demnächst Tausende Tagestouristen in den herrgottsverlassenen Winkel locken soll. Während die Menschheit gerade staunend die Köpfe zum 800 Meter hohen Wolkenkratzer in Dubai emporstreckt, wird nämlich in Abensberg auch ein Turm der Nachwelt übergeben. Der kann es zwar nicht an Höhe, wohl aber an überdurchschnittlicher Unsinnigkeit leicht mit dem Wüstenstachel aufnehmen.
Braumeister Leonhard Salleck hat sich wie Scheich Mohammed bin Raschid einen hochfliegenden Traum erfüllt und ihn gegen alle Schwierigkeiten, Auflagen und neidische Gegner hochgezogen: dem Kunstvervielfältiger Friedensreich Hundertwasser hatte er kurz vor dessen Tod noch Pläne für ein 35 Meter in die weißblaue Luft ragendes Bauwerk entlocken können, das jetzt tatsächlich so typisch bunt und allen geometrischen Regeln widersprechend da steht – ganz wie die dreidimensionalen Poster des Wiener Farb- und Formenjongleurs, die einst in jedem Jugendzimmer hingen.
Über fröhlich schiefe Treppen erklimmt man diesen Leuchtturm der fantastischen Nutzlosigkeit und guckt dann aus schrägen Fensterchen mit Zipfelmützendächern, von Zwergenbalkons und aus der mit Blattgold beklebten Wunder-Kuppel hinab ins wüstenöde Niederbayern. Nicht eben ein nervenaufreibender Ausblick, aber der in Dubai soll ja auch eher eintönig sein.
Mag man da unten am Golf in tausendundeiner Nacht schwelgen, in Abensberg erfüllen sich romantische Märchensehnsüchte mit infantiler Hartnäckigkeit: Echte Bäume wachsen aus dem Gemäuer, in putzigen Erkerchen scheint man über der bösen Wirklichkeit zu schweben, Keramiken funkeln wie magische Orakel und selbst auf den Toiletten im Hundertwasser-Stil spiegelt man sich in einer besseren Welt. Alles organisch hier, hightechfrei und garantiert realitätsfern. Ein Kunstwerk, das sich freilich ebenso befremdlich aus dieser monokulturellen Provinz erhebt wie der Turm in Dubai bedrohlich aus dem Nichts.
Während allerdings Bauherr Raschid nun fast pleite ist und sich von Milliardärsnachbarn aushalten lässt, hat Brauer Salleck den ganzen Zauber allein aus eigener Tasche bezahlt. Wie viel der Turm gekostet hat, sagt er nicht, er gibt nur zu, dass es die größte Investition seines Lebens war. Amortisieren soll sie sich trotzdem, denn schließlich erfüllt solch ein außergewöhnliches Bauwerk auch ganz hervorragend PR-Zwecke: Besucher, die in das friedensreiche Hundertwasser-Ambiente eintauchen wollen, müssen auf jeden Fall eine umfangreiche Brauerei-Führung mitbuchen und dürfen am Ende aus der reichhaltigen Bier-Palette wählen.
Vielleicht sollte ja der Scheich in Dubai auch jeden, der den Fahrstuhl im Hochhaus besteigen will, zuvor zu einer Tour durch seine Ölfelder verdonnern und dann noch zum Kauf von ein paar Barrel Rohöl verpflichten.
Mit der Ruhe aber wird es bald vorbei sein. Denn ein geschäftstüchtiger Abensberger Weißbierbrauer hat seiner Stadt eine architektonische Attraktion beschert, die demnächst Tausende Tagestouristen in den herrgottsverlassenen Winkel locken soll. Während die Menschheit gerade staunend die Köpfe zum 800 Meter hohen Wolkenkratzer in Dubai emporstreckt, wird nämlich in Abensberg auch ein Turm der Nachwelt übergeben. Der kann es zwar nicht an Höhe, wohl aber an überdurchschnittlicher Unsinnigkeit leicht mit dem Wüstenstachel aufnehmen.
Braumeister Leonhard Salleck hat sich wie Scheich Mohammed bin Raschid einen hochfliegenden Traum erfüllt und ihn gegen alle Schwierigkeiten, Auflagen und neidische Gegner hochgezogen: dem Kunstvervielfältiger Friedensreich Hundertwasser hatte er kurz vor dessen Tod noch Pläne für ein 35 Meter in die weißblaue Luft ragendes Bauwerk entlocken können, das jetzt tatsächlich so typisch bunt und allen geometrischen Regeln widersprechend da steht – ganz wie die dreidimensionalen Poster des Wiener Farb- und Formenjongleurs, die einst in jedem Jugendzimmer hingen.
Über fröhlich schiefe Treppen erklimmt man diesen Leuchtturm der fantastischen Nutzlosigkeit und guckt dann aus schrägen Fensterchen mit Zipfelmützendächern, von Zwergenbalkons und aus der mit Blattgold beklebten Wunder-Kuppel hinab ins wüstenöde Niederbayern. Nicht eben ein nervenaufreibender Ausblick, aber der in Dubai soll ja auch eher eintönig sein.
Mag man da unten am Golf in tausendundeiner Nacht schwelgen, in Abensberg erfüllen sich romantische Märchensehnsüchte mit infantiler Hartnäckigkeit: Echte Bäume wachsen aus dem Gemäuer, in putzigen Erkerchen scheint man über der bösen Wirklichkeit zu schweben, Keramiken funkeln wie magische Orakel und selbst auf den Toiletten im Hundertwasser-Stil spiegelt man sich in einer besseren Welt. Alles organisch hier, hightechfrei und garantiert realitätsfern. Ein Kunstwerk, das sich freilich ebenso befremdlich aus dieser monokulturellen Provinz erhebt wie der Turm in Dubai bedrohlich aus dem Nichts.
Während allerdings Bauherr Raschid nun fast pleite ist und sich von Milliardärsnachbarn aushalten lässt, hat Brauer Salleck den ganzen Zauber allein aus eigener Tasche bezahlt. Wie viel der Turm gekostet hat, sagt er nicht, er gibt nur zu, dass es die größte Investition seines Lebens war. Amortisieren soll sie sich trotzdem, denn schließlich erfüllt solch ein außergewöhnliches Bauwerk auch ganz hervorragend PR-Zwecke: Besucher, die in das friedensreiche Hundertwasser-Ambiente eintauchen wollen, müssen auf jeden Fall eine umfangreiche Brauerei-Führung mitbuchen und dürfen am Ende aus der reichhaltigen Bier-Palette wählen.
Vielleicht sollte ja der Scheich in Dubai auch jeden, der den Fahrstuhl im Hochhaus besteigen will, zuvor zu einer Tour durch seine Ölfelder verdonnern und dann noch zum Kauf von ein paar Barrel Rohöl verpflichten.