9000 Einwohner hat das südhessische Biblis, aber unter die 500 Demonstranten, mit denen das Anti-Atomkraft-Bündnis rechnet, werden sich wohl nicht allzu viele mischen. Gerade die Geschäftsleute brauchen den Meiler mit seinen 700 Stammbeschäftigten. Die Blumenhändlerin Jutta Herbold weiß zwar nichts Genaues über das Dübelproblem, aber dass die Blöcke abgeschaltet sind, spürt sie am rückläufigen Umsatz:
"Bei uns ist das immer ein zweischneidiges Schwert: auf der einen Seiten sind wir nicht so begeistert von dem, was da draußen steht, auf der anderen Seite, arbeiten wir halt alle miteinander, beziehungsweise: Mitarbeiter sind unsere Kunden genauso wie die Firma."
"Das ist halt die einzige Möglichkeit, Arbeit zu finden hier in der Gegend. Sonst muss man nach Mannheim oder Frankfurt, hier im Ried ist halt nicht viel. Und wenn sie das Kraftwerk zumachen, wo kriegen wir unsern Strom her. Wo sitzen die französischen Kraftwerke? Am Rhein. Also wenn da was passiert, kriegen wir das hier genauso ab. Das sollten sich die, die demonstrieren, auch mal überlegen","
ergänzt die Bäckerin Christtraud Schader. Recht haben sie, auf die Straße zu gehen, meint dagegen diese Kundin im Blumenladen:
""Jetzt, wo wieder rausgekommen ist, dass es nicht ordentlich gemacht ist mit den Dübeln - - im Ganzen ist das Unsicherheit, schon früher, vom allerersten Bau an haben wir uns dagegen gewehrt, unterschrieben sogar, hat nicht geholfen."
Rund 15.000 der 30 Zentimeter großen Spezial-Dübel, mit denen 2001 zentrale Rohrleitungen auch des radioaktiven Kühlkreislaufs erdbebensicherer verankert werden sollten, müssen jetzt überprüft werden. Stichproben deuten darauf hin, dass die Hälfte falsch montiert ist. Ursula Hammann, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, meint,
"dass der Kraftwerksbetreiber auf seine Vertrauenswürdigkeit, auf seine Zuverlässigkeit überprüft werden muss, denn es kann nicht sein, dass in einem solchen Hochsicherheitskomplex solche massiven gravierenden Fehler vorkommen, das kann sich eine Pommesbude leisten, aber kein Atomkraftwerk."
Der Betreiber RWE hatte Sozialdemokraten und Grüne ohnehin verprellt, indem er Ende September beantragt hatte, die Laufzeit für Biblis A um drei Jahre, also bis 2011, zu verlängern. Damit verlässt der Essener Energieriese nach Auffassung von Rot-Grün den Boden des Atomkonsenses zwischen den vier Großkonzernen und der Bundesregierung. Restlaufzeiten des nie ans Netz gegangenen Reaktors Mühlheim-Kärlich auf Biblis A zu übertragen, ist dort nicht vorgesehen. Zu entscheiden hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Fiele die Entscheidung des SPD-Ministers pro Biblis aus, würde das sehr überraschen. Der hessische CDU-Ministerpräsident Roland Koch und sein Umweltminister Wilhelm Dietzel lassen jedoch keine Gelegenheit aus, das großkoalitionäre Stillhalteabkommen in Sachen Atomausstieg zu attackieren. Die Panne bei den Dübeln hat Dietzel dabei keineswegs verunsichert:
"Ich bin der Meinung, wir sollten die Laufzeiten für die Kernkraftwerke verlängern. Und wir unterstützen als hessische Landesregierung auch den Antrag von RWE, bei Biblis A zusätzliche Produktionsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Wir haben Biblis A und B vom Netz genommen und werden alle Dübel kontrollieren und sie in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzen."
Unlängst hatte Dietzel den prominenten Klimaforscher Mojib Latif nach Wiesbaden eingeladen. Atomstrom als Klimaschutz - diese Gleichung der hessischen CDU Landesregierung wollte sich Latif jedoch nicht zu eigen machen. "Das Klimaproblem löst Deutschland ohnehin nicht allein”, sagte der Kieler Professor:
"Aber wenn wir sagen, wir schaffen es nur mit Kernenergie, werden alle anderen Länder natürlich auch versuchen, in Kernenergie zu investieren, mit Hilfe von Kernenergie das Klimaproblem in den Griff zu bekommen. Und dann reden wir davon, dass wir Tausende und Abertausende neue Kernkraftwerke weltweit bauen müssen, um den CO 2-Ausstoß signifikant zu verringern, und ich glaube, das kann in niemandes Interesse sein, denn Kernenergie wird natürlich nicht nur bei uns genutzt, sondern wird auch in instabilen Regionen genutzt, auch in Gebieten, wo die Sicherheitsstandards nicht so gut überprüft werden wie hier. Also insofern denke ich, es würde ein verheerendes Signal an den Rest der Welt senden, wenn wir es nicht ohne Kernenergie hinbekommen würden."
"Bei uns ist das immer ein zweischneidiges Schwert: auf der einen Seiten sind wir nicht so begeistert von dem, was da draußen steht, auf der anderen Seite, arbeiten wir halt alle miteinander, beziehungsweise: Mitarbeiter sind unsere Kunden genauso wie die Firma."
"Das ist halt die einzige Möglichkeit, Arbeit zu finden hier in der Gegend. Sonst muss man nach Mannheim oder Frankfurt, hier im Ried ist halt nicht viel. Und wenn sie das Kraftwerk zumachen, wo kriegen wir unsern Strom her. Wo sitzen die französischen Kraftwerke? Am Rhein. Also wenn da was passiert, kriegen wir das hier genauso ab. Das sollten sich die, die demonstrieren, auch mal überlegen","
ergänzt die Bäckerin Christtraud Schader. Recht haben sie, auf die Straße zu gehen, meint dagegen diese Kundin im Blumenladen:
""Jetzt, wo wieder rausgekommen ist, dass es nicht ordentlich gemacht ist mit den Dübeln - - im Ganzen ist das Unsicherheit, schon früher, vom allerersten Bau an haben wir uns dagegen gewehrt, unterschrieben sogar, hat nicht geholfen."
Rund 15.000 der 30 Zentimeter großen Spezial-Dübel, mit denen 2001 zentrale Rohrleitungen auch des radioaktiven Kühlkreislaufs erdbebensicherer verankert werden sollten, müssen jetzt überprüft werden. Stichproben deuten darauf hin, dass die Hälfte falsch montiert ist. Ursula Hammann, umweltpolitische Sprecherin der Grünen, meint,
"dass der Kraftwerksbetreiber auf seine Vertrauenswürdigkeit, auf seine Zuverlässigkeit überprüft werden muss, denn es kann nicht sein, dass in einem solchen Hochsicherheitskomplex solche massiven gravierenden Fehler vorkommen, das kann sich eine Pommesbude leisten, aber kein Atomkraftwerk."
Der Betreiber RWE hatte Sozialdemokraten und Grüne ohnehin verprellt, indem er Ende September beantragt hatte, die Laufzeit für Biblis A um drei Jahre, also bis 2011, zu verlängern. Damit verlässt der Essener Energieriese nach Auffassung von Rot-Grün den Boden des Atomkonsenses zwischen den vier Großkonzernen und der Bundesregierung. Restlaufzeiten des nie ans Netz gegangenen Reaktors Mühlheim-Kärlich auf Biblis A zu übertragen, ist dort nicht vorgesehen. Zu entscheiden hat Bundesumweltminister Sigmar Gabriel. Fiele die Entscheidung des SPD-Ministers pro Biblis aus, würde das sehr überraschen. Der hessische CDU-Ministerpräsident Roland Koch und sein Umweltminister Wilhelm Dietzel lassen jedoch keine Gelegenheit aus, das großkoalitionäre Stillhalteabkommen in Sachen Atomausstieg zu attackieren. Die Panne bei den Dübeln hat Dietzel dabei keineswegs verunsichert:
"Ich bin der Meinung, wir sollten die Laufzeiten für die Kernkraftwerke verlängern. Und wir unterstützen als hessische Landesregierung auch den Antrag von RWE, bei Biblis A zusätzliche Produktionsmöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Wir haben Biblis A und B vom Netz genommen und werden alle Dübel kontrollieren und sie in einen ordnungsgemäßen Zustand versetzen."
Unlängst hatte Dietzel den prominenten Klimaforscher Mojib Latif nach Wiesbaden eingeladen. Atomstrom als Klimaschutz - diese Gleichung der hessischen CDU Landesregierung wollte sich Latif jedoch nicht zu eigen machen. "Das Klimaproblem löst Deutschland ohnehin nicht allein”, sagte der Kieler Professor:
"Aber wenn wir sagen, wir schaffen es nur mit Kernenergie, werden alle anderen Länder natürlich auch versuchen, in Kernenergie zu investieren, mit Hilfe von Kernenergie das Klimaproblem in den Griff zu bekommen. Und dann reden wir davon, dass wir Tausende und Abertausende neue Kernkraftwerke weltweit bauen müssen, um den CO 2-Ausstoß signifikant zu verringern, und ich glaube, das kann in niemandes Interesse sein, denn Kernenergie wird natürlich nicht nur bei uns genutzt, sondern wird auch in instabilen Regionen genutzt, auch in Gebieten, wo die Sicherheitsstandards nicht so gut überprüft werden wie hier. Also insofern denke ich, es würde ein verheerendes Signal an den Rest der Welt senden, wenn wir es nicht ohne Kernenergie hinbekommen würden."