Nadine Schmidt-Maenz ist Marketingforscherin an der Universität Karlsruhe, und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, im Detail zu erforschen, wie Suchmaschinen-Nutzer suchen. Mit Hilfe einer raffinierten Software hat sie bei vier verschiedenen Suchmaschinen-Anbietern viele Millionen Suchanfragen analysiert. Ergebnis: Die Leute tun sich vor allem, in erster Linie und immer wieder neu im Erotik-Bereich um. Danach kommt lange nichts, und dann kommen weitere sehr einfache Ein-Wort-Suchanfragen zum Beispiel nach bestimmten Städten oder einzelnen Produkten wie etwa Autoreifen.
"Ich hätte es mir nicht so "schlimm" vorgestellt, in Anführungsstrichen, ich hätte gedacht, dass die Leute interessierter sind und auch längere Suchanfragen eingeben. Ich hätte gedacht, dass von der ersten Studie, die 1998 durchgeführt wurde, bis jetzt sich Unterschiede ergeben. Das hat sich nicht gezeigt."
Auch die Dauer der Suchvorgänge ist über die Jahre extrem kurz geblieben: Meist wählen die Nutzer rasch eine Website aus und setzen ihre Suche nicht weiter fort. Nur sehr selten folgen sie mehr als zwei der vorgeschlagenen Pfade. Nadine Schmidt-Maenz hat auch sehr genau analysiert, wie einzelne aktuelle Themen plötzlich von vielen Nutzern angefragt werden. Zum Beispiel, wie stets donnerstags das neue Kinoprogramm gesucht wird, oder wie im Laufe des Dezembers das Stichwort "Weihnachten" immer wichtiger wird. Oder wie etwa nach der Brustentblößung von Janet Jackson während des Super Bowl im Jahr 2004 Millionen von Nutzern nach den entsprechenden Begriffen und Bildern suchten. Aus ihren Such-Analysen zieht Nadine Schmidt-Maenz nun klare Schlüsse: Unternehmen sollten aktuelle und gezielte Werbung bei den Suchmaschinenanbietern platzieren, so genannte "Adwords". Adwords sind Werbe-Links zu einer Firma, die mit angezeigt werden, wenn der Nutzer nach einem bestimmten Begriff sucht.
"Das heißt also, wenn ich weiß, dass die Leute so aktiviert sind und über dieses Thema reden, also "Janet-Jackson" und "Brust" dann kann ich das sehr schnell in einem Printmedium aufbauen oder in eine kleine Werbekampagne oder auf meiner Website als kleinen Gag, weil’s einfach anzieht. Oder ich kauf mir sofort ein Adword, was ja punktuell geht, das ist ja eine der schnellsten Marketingmaßnahmen, die man so machen kann und kann dementsprechend dieses Interesse abschöpfen, um vielleicht auf meine Seite zu kommen."
Die Marketing-Experten haben also längst verstanden, dass es auf einzelne Begriffe ankommt. Lange Sätze, komplizierte oder am Ende gar logisch verknüpfte Begriffskombinationen interessieren die Nutzer nicht. Sie erwarten von einer Suchmaschine, dass sie sich schnell und ohne Umschweife nützlich macht. Dirk Lewandowski, Informationswissenschaftler an der Universität Düsseldorf:
"Wir haben die Erfahrung gemacht in Nutzer-Studien, dass die Nutzer eine einfache Anfrage eingeben, die geben "München" ein, und es ist ihnen – wenn man sie hinterher fragt – klar, dass sie einen Stadtplan von München haben wollen. Aber sie geben nicht Stadtplan dazu ein, sondern sie geben nur "München" ein. Und die Suchmaschine soll das quasi erraten."
Immer mehr Online-Anbieter präsentieren darum ihre Such-Antworten mit Rubriken: Zum Beispiel beim Such-Stichwort "München" setzten sie Links zu einer Stadtkarte, zu einem Bahnfahrplan oder auch zu einem Kinoprogramm. Google verzichtet auf derartige Angebote, aber viele Portalbetreiber wie zum Beispiel T-Online oder AOL nutzen die Google-Suche als Grundlage und ergänzen die Ergebnisse mit zusätzlichen Rubriken. Das hatten sich viele Suchmaschinen- und Webentwickler vor wenigen Jahren noch ganz anders gedacht. Sie propagierten das "Semantic Web" – und damit die Idee von einer Suchmaschine, die eine komplizierte Suchanfrage in ihrer sprachlichen Bedeutung, also semantisch, versteht und so eine gezieltere Suche ermöglicht. Inzwischen aber konterkarieren die einfach strukturierten Suchanfragen die Entwicklung des Semantic Web.
"Die Frage ist, will man das überhaupt oder braucht man das überhaupt. Wir haben bislang keinen Beweis, dass die semantische Suche für den Web-Kontext wirklich bessere Ergebnisse liefert. Das hat damit zu tun, dass wenn ich eine Treffermenge mit 100.000 Treffern habe, aber das Nutzerverhalten dahin geht, dass er sich zwei Dokumente anschaut, dann ist es eigentlich egal. Dann brauche ich keine semantische Suche."
Für Lewandowski ist das Semantic Web eine verblasste Vision, für die in den vergangenen Jahren große Mengen an Forschungsmitteln bereitgestellt worden sind. Allenfalls bei spezialisierten Suchmaschinen oder bei Unternehmens-Datenbanken könnte eine solche "verstehende" Suche sinnvolle Anwendungen bieten. Viel größere Bedeutung hat in jüngster Zeit die so genannte Nutzerprofilierung oder Personalisierung der Suche gewonnen. Dahinter steckt die Idee, dass eine Suchmaschine, die mehr über ihren Nutzer weiß, sich nützlich machen kann.
"Sie sind Autofan und geben den Begriff Jaguar ein und bekommen lauter Treffer zu dem Tier oder zu dem Apple-Betriebssystem. Das ist natürlich das Falsche. Wenn die Suchmaschine erkennen kann, dass man in der Vergangenheit sehr viel über Autos recherchiert hat, dann kann sie Ihnen aufgrund ihres Profils die richtigen Treffer anbieten."
Was aber auch dazu führen könnte, dass der im Allgemeinen wortkarge Nutzer in Zukunft von seiner Suchmaschine bevormundet und überwacht wird.
"Ich hätte es mir nicht so "schlimm" vorgestellt, in Anführungsstrichen, ich hätte gedacht, dass die Leute interessierter sind und auch längere Suchanfragen eingeben. Ich hätte gedacht, dass von der ersten Studie, die 1998 durchgeführt wurde, bis jetzt sich Unterschiede ergeben. Das hat sich nicht gezeigt."
Auch die Dauer der Suchvorgänge ist über die Jahre extrem kurz geblieben: Meist wählen die Nutzer rasch eine Website aus und setzen ihre Suche nicht weiter fort. Nur sehr selten folgen sie mehr als zwei der vorgeschlagenen Pfade. Nadine Schmidt-Maenz hat auch sehr genau analysiert, wie einzelne aktuelle Themen plötzlich von vielen Nutzern angefragt werden. Zum Beispiel, wie stets donnerstags das neue Kinoprogramm gesucht wird, oder wie im Laufe des Dezembers das Stichwort "Weihnachten" immer wichtiger wird. Oder wie etwa nach der Brustentblößung von Janet Jackson während des Super Bowl im Jahr 2004 Millionen von Nutzern nach den entsprechenden Begriffen und Bildern suchten. Aus ihren Such-Analysen zieht Nadine Schmidt-Maenz nun klare Schlüsse: Unternehmen sollten aktuelle und gezielte Werbung bei den Suchmaschinenanbietern platzieren, so genannte "Adwords". Adwords sind Werbe-Links zu einer Firma, die mit angezeigt werden, wenn der Nutzer nach einem bestimmten Begriff sucht.
"Das heißt also, wenn ich weiß, dass die Leute so aktiviert sind und über dieses Thema reden, also "Janet-Jackson" und "Brust" dann kann ich das sehr schnell in einem Printmedium aufbauen oder in eine kleine Werbekampagne oder auf meiner Website als kleinen Gag, weil’s einfach anzieht. Oder ich kauf mir sofort ein Adword, was ja punktuell geht, das ist ja eine der schnellsten Marketingmaßnahmen, die man so machen kann und kann dementsprechend dieses Interesse abschöpfen, um vielleicht auf meine Seite zu kommen."
Die Marketing-Experten haben also längst verstanden, dass es auf einzelne Begriffe ankommt. Lange Sätze, komplizierte oder am Ende gar logisch verknüpfte Begriffskombinationen interessieren die Nutzer nicht. Sie erwarten von einer Suchmaschine, dass sie sich schnell und ohne Umschweife nützlich macht. Dirk Lewandowski, Informationswissenschaftler an der Universität Düsseldorf:
"Wir haben die Erfahrung gemacht in Nutzer-Studien, dass die Nutzer eine einfache Anfrage eingeben, die geben "München" ein, und es ist ihnen – wenn man sie hinterher fragt – klar, dass sie einen Stadtplan von München haben wollen. Aber sie geben nicht Stadtplan dazu ein, sondern sie geben nur "München" ein. Und die Suchmaschine soll das quasi erraten."
Immer mehr Online-Anbieter präsentieren darum ihre Such-Antworten mit Rubriken: Zum Beispiel beim Such-Stichwort "München" setzten sie Links zu einer Stadtkarte, zu einem Bahnfahrplan oder auch zu einem Kinoprogramm. Google verzichtet auf derartige Angebote, aber viele Portalbetreiber wie zum Beispiel T-Online oder AOL nutzen die Google-Suche als Grundlage und ergänzen die Ergebnisse mit zusätzlichen Rubriken. Das hatten sich viele Suchmaschinen- und Webentwickler vor wenigen Jahren noch ganz anders gedacht. Sie propagierten das "Semantic Web" – und damit die Idee von einer Suchmaschine, die eine komplizierte Suchanfrage in ihrer sprachlichen Bedeutung, also semantisch, versteht und so eine gezieltere Suche ermöglicht. Inzwischen aber konterkarieren die einfach strukturierten Suchanfragen die Entwicklung des Semantic Web.
"Die Frage ist, will man das überhaupt oder braucht man das überhaupt. Wir haben bislang keinen Beweis, dass die semantische Suche für den Web-Kontext wirklich bessere Ergebnisse liefert. Das hat damit zu tun, dass wenn ich eine Treffermenge mit 100.000 Treffern habe, aber das Nutzerverhalten dahin geht, dass er sich zwei Dokumente anschaut, dann ist es eigentlich egal. Dann brauche ich keine semantische Suche."
Für Lewandowski ist das Semantic Web eine verblasste Vision, für die in den vergangenen Jahren große Mengen an Forschungsmitteln bereitgestellt worden sind. Allenfalls bei spezialisierten Suchmaschinen oder bei Unternehmens-Datenbanken könnte eine solche "verstehende" Suche sinnvolle Anwendungen bieten. Viel größere Bedeutung hat in jüngster Zeit die so genannte Nutzerprofilierung oder Personalisierung der Suche gewonnen. Dahinter steckt die Idee, dass eine Suchmaschine, die mehr über ihren Nutzer weiß, sich nützlich machen kann.
"Sie sind Autofan und geben den Begriff Jaguar ein und bekommen lauter Treffer zu dem Tier oder zu dem Apple-Betriebssystem. Das ist natürlich das Falsche. Wenn die Suchmaschine erkennen kann, dass man in der Vergangenheit sehr viel über Autos recherchiert hat, dann kann sie Ihnen aufgrund ihres Profils die richtigen Treffer anbieten."
Was aber auch dazu führen könnte, dass der im Allgemeinen wortkarge Nutzer in Zukunft von seiner Suchmaschine bevormundet und überwacht wird.