Irritierend an dieser Reportage über die islamistische Karriere eines jungen Deutschen ist, mit welcher Offenheit Mitglieder der Abu-Bakr-Moschee in Köln ihre Ansichten in Mikrofon und Kamera formulieren.
"Also, dass für Allah zu sterben, das größte ist, was einem Mensch passieren kann, darüber besteht kein Zweifel. Diejenigen, die auf Allahs Weg getötet wurden, nehmen auch die höchste Stellung im Paradies ein. Das ist auch nicht zu diskutieren, das ist ganz klar."
Das ist in dem Film "Koran im Kopf" eine der letzten deutlichen Worte des jungen Kölner Moslems Barino B.. Die WDR-Autoren Antonio Cascais und Marcel Kolvenbach haben den Sohn einer deutschen Katholikin und eines ägyptischen Kopten, also Christen - sie ist Lehrerin, er Mathematiker - knapp zwei Jahre begleitet.
Cascais und Kolvenbach haben die rasante Laufbahn eines jungen Erwachsenen von einem spirituell Suchenden zu einem radikalen Fundamentalisten dokumentiert. Am Ende hat Barino B. ein klares Bild von Recht und Gerechtigkeit. Die Scharia gilt ohne wenn und aber.
"Das Handabhacken von einem Dieb oder das Steinigen von Ehebrechern oder das Auspeitschen von Homosexuellen, das sind alles Gesetze, die festgeschrieben sind in der Scharia, da gibt es nichts dran zu rütteln, die aber in der Gesellschaft, wie sie noch heute in Deutschland ist, nicht ausgeführt werden kann, aber es muss das Zielen eines jeden Moslem sein, das dahingehend zu verändern."
Noch also bietet die deutsche Gesellschaft der Scharia keinen Raum, aber Barino B., die Prediger und Imame der Abu-Bakr-Moschee arbeiten daran. Er und seine Freunde mit Migrationshintergrund sind bekanntlich keine Einzelfälle in Deutschland. Der Verfassungsschutz beziffert die Anhänger radikaler Muslime hierzulande mit über 32.000, was also einem Prozent der rund 3,2 Millionen Muslime entspricht. In demografischer Hinsicht jedoch warnte schon der Philosoph Peter Sloterdijk vor der "Bevölkerungswaffe der Islamisten".
Das Irritierende dieser Fernsehreportage ist auch, mit welch gelassener Heiterkeit und lächelnder Siegesgewissheit Barino B. und die zu Wort kommenden Imame und Prediger ihre archaischen Vorstellungen formulieren. Sie gründen ihre Weltsicht auf die wortwörtliche Auslegung des Koran.
"Die Juden wurden in Affen, Schweine und Ratten verwandelt, so steht es auch im Koran, dafür, dass sie ungläubig waren und die Feinde Allahs waren, und wie können wir Menschen lieben, die die Feinde Gottes sind. Wir müssen sie von tiefstem Herzen hassen, und das wurde eben auch begründet, anhand der Quellen."
(Zitat aus Koran: Siehe, schlimmer als das Vieh sind vor Allah sind die Ungläubigen, die nicht glauben wollen.)
Der Rückzug in die Parallelgesellschaft wird von den Koranlehrern gefordert. Etwa 70.000 Kinder und Jugendliche besuchen in Deutschland Koranschulen, wo sie "mit Macht in die Welt ihrer Großväter" zurückgezogen werden, wie es im "Spiegel" kürzlich hieß.
Cascais und Kolvenbach richten ihren Blick aber konsequent auf den Kölner Einzelfall. Sie lichten die Radikalisierung nüchtern ab. Zugleich scheint es, als habe ihnen die unverhohlen vorgetragene Gesinnung die Sprache verschlagen. Sie kleben an den zahlreichen Interviewteilen, ohne einmal auf Distanz zu gehen. So hätte man gerne etwas über die Familienverhältnisse des Barino B. erfahren, über die Vorgeschichte seiner Hinwendung zum Islam. So real dieses fernsehästhetisch allerdings nicht besonders interessant komponierte Material wirkt, so fremd und unwirklich mutet das Porträt insgesamt an. Dreißig Minuten sind für ein solches Thema offensichtlich viel zu kurz. Aber zu loben ist der Mut der Autoren und des Senders, auf die Anfänge einer der größten gesellschaftspolitischen, theologischen und religiösen Herausforderungen des Westens mit diesem Schlaglicht aufmerksam gemacht zu haben.
"Es kann einem Menschen nix besseres passieren, als dass er in den Dschihad zieht, dass er auf Gottes Pfad tötet oder getötet wird, und damit direkten Eintritt ins Paradies gewinnt, so steht es geschrieben."
"Also, dass für Allah zu sterben, das größte ist, was einem Mensch passieren kann, darüber besteht kein Zweifel. Diejenigen, die auf Allahs Weg getötet wurden, nehmen auch die höchste Stellung im Paradies ein. Das ist auch nicht zu diskutieren, das ist ganz klar."
Das ist in dem Film "Koran im Kopf" eine der letzten deutlichen Worte des jungen Kölner Moslems Barino B.. Die WDR-Autoren Antonio Cascais und Marcel Kolvenbach haben den Sohn einer deutschen Katholikin und eines ägyptischen Kopten, also Christen - sie ist Lehrerin, er Mathematiker - knapp zwei Jahre begleitet.
Cascais und Kolvenbach haben die rasante Laufbahn eines jungen Erwachsenen von einem spirituell Suchenden zu einem radikalen Fundamentalisten dokumentiert. Am Ende hat Barino B. ein klares Bild von Recht und Gerechtigkeit. Die Scharia gilt ohne wenn und aber.
"Das Handabhacken von einem Dieb oder das Steinigen von Ehebrechern oder das Auspeitschen von Homosexuellen, das sind alles Gesetze, die festgeschrieben sind in der Scharia, da gibt es nichts dran zu rütteln, die aber in der Gesellschaft, wie sie noch heute in Deutschland ist, nicht ausgeführt werden kann, aber es muss das Zielen eines jeden Moslem sein, das dahingehend zu verändern."
Noch also bietet die deutsche Gesellschaft der Scharia keinen Raum, aber Barino B., die Prediger und Imame der Abu-Bakr-Moschee arbeiten daran. Er und seine Freunde mit Migrationshintergrund sind bekanntlich keine Einzelfälle in Deutschland. Der Verfassungsschutz beziffert die Anhänger radikaler Muslime hierzulande mit über 32.000, was also einem Prozent der rund 3,2 Millionen Muslime entspricht. In demografischer Hinsicht jedoch warnte schon der Philosoph Peter Sloterdijk vor der "Bevölkerungswaffe der Islamisten".
Das Irritierende dieser Fernsehreportage ist auch, mit welch gelassener Heiterkeit und lächelnder Siegesgewissheit Barino B. und die zu Wort kommenden Imame und Prediger ihre archaischen Vorstellungen formulieren. Sie gründen ihre Weltsicht auf die wortwörtliche Auslegung des Koran.
"Die Juden wurden in Affen, Schweine und Ratten verwandelt, so steht es auch im Koran, dafür, dass sie ungläubig waren und die Feinde Allahs waren, und wie können wir Menschen lieben, die die Feinde Gottes sind. Wir müssen sie von tiefstem Herzen hassen, und das wurde eben auch begründet, anhand der Quellen."
(Zitat aus Koran: Siehe, schlimmer als das Vieh sind vor Allah sind die Ungläubigen, die nicht glauben wollen.)
Der Rückzug in die Parallelgesellschaft wird von den Koranlehrern gefordert. Etwa 70.000 Kinder und Jugendliche besuchen in Deutschland Koranschulen, wo sie "mit Macht in die Welt ihrer Großväter" zurückgezogen werden, wie es im "Spiegel" kürzlich hieß.
Cascais und Kolvenbach richten ihren Blick aber konsequent auf den Kölner Einzelfall. Sie lichten die Radikalisierung nüchtern ab. Zugleich scheint es, als habe ihnen die unverhohlen vorgetragene Gesinnung die Sprache verschlagen. Sie kleben an den zahlreichen Interviewteilen, ohne einmal auf Distanz zu gehen. So hätte man gerne etwas über die Familienverhältnisse des Barino B. erfahren, über die Vorgeschichte seiner Hinwendung zum Islam. So real dieses fernsehästhetisch allerdings nicht besonders interessant komponierte Material wirkt, so fremd und unwirklich mutet das Porträt insgesamt an. Dreißig Minuten sind für ein solches Thema offensichtlich viel zu kurz. Aber zu loben ist der Mut der Autoren und des Senders, auf die Anfänge einer der größten gesellschaftspolitischen, theologischen und religiösen Herausforderungen des Westens mit diesem Schlaglicht aufmerksam gemacht zu haben.
"Es kann einem Menschen nix besseres passieren, als dass er in den Dschihad zieht, dass er auf Gottes Pfad tötet oder getötet wird, und damit direkten Eintritt ins Paradies gewinnt, so steht es geschrieben."