Archiv


Dunkle Blase

Der Schwan beginnt jetzt seinen jährlichen Sturzflug. Am frühen Abend steht er noch hoch am Himmel und nähert sich im Laufe der Nacht dem Westhorizont. Dabei sieht er immer weniger wie ein Schwan aus, eher macht er seinem zweiten Namen Ehre: das Kreuz des Nordens.

Damond Benningfield |
    Im Schwan, lateinisch Cygnus, wohnt eines der interessantesten Sternsysteme in unserer Milchstraßenregion: Cygnus X-1. Es ist ein Röntgen-Doppelsternsystem, das aus einem hellen blauen Überriesen und einem Schwarzen Loch besteht.

    Ein Schwarzes Loch ist ein Objekt mit einer gewaltigen Schwerkraft, aus dem nichts entkommen kann - nicht einmal Licht. Dieses Schwarze Loch entstand, als der Kern eines Sterns von mindestens 8 Sonnenmassen in sich zusammenfiel und dabei die äußeren Sternschichten ins All schleuderte.

    Das Schwarze Loch stiehlt Gas von seinem Begleitstern. Dieses Gas bildet eine helle, heiße Scheibe um das Schwarze Loch. Ein Teil dieser Materie fällt jedoch nicht in das Schwarze Loch, sondern schießt in Form von zwei superschnellen Jets ins All. Sie sind wie Geysire aus elektrisch geladenen Teilchen. Starke Magnetfelder bündeln die Jets und leiten sie ins All.

    Ein Team europäischer Astronomen unter Leitung von Elena Gallo von der Universität von Amsterdam berichtete kürzlich, dass diese Jets eine riesige Blase in die Gasscheibe getrieben haben. Sie hat einen Durchmesser von etwa 10 Lichtjahren und dehnt sich mit einer Geschwindigkeit von mehr als 300 000 Kilometern pro Stunde aus. Nach Geschwindigkeit und Größe zu urteilen, wächst diese Gasblase bereits seit einer Million Jahre. Demnach muss das Schwarze Loch in Cygnus X-1 mindestens eine Million Jahre alt sein.