Die neuen Studien stützen sich auf Strahlungsmessreihen von Bodenstationen wie auch von Satelliten im All. Demnach ist die Erde bis 1990 herum zunächst dusterer geworden - als hätte jemand das Deckenlicht schwach abgedimmt. Seit 15 Jahren aber kehrt sich der Trend langsam um: Mehr und mehr Sonnenlicht erreicht den Boden, die Erde hellt sich wieder auf. Der US-Amerikaner Robert Charlson zählt zwar nicht zu den Studienautoren. Doch das Fachmagazin "Science" bat ihn, die neuen Arbeiten zu kommentieren. Charlson ist Professor für Atmosphärenwissenschaften an der Universität von Washington in Seattle. Und er warnt zunächst vor Missverständnissen:
"Hier wird keine neue Klima-Debatte angestoßen. So von wegen: Es ist ja doch nur die Sonne! Sie strahlt immer heller! Es ist völlig unstrittig, dass Treibhausgase in der Atmosphäre zunehmen und sich die Erde vor allem dadurch erwärmt. Aber es gibt weitere Faktoren, die die Strahlungs- und Energieflüsse am Erdboden beeinflussen. In diesem Fall geht es um Staubpartikel und Wolken in der Atmosphäre."
Wälder werden brandgerodet; Kraftwerke verfeuern Kohle, Autos und Flugzeuge Benzin beziehungsweise Kerosin. Dadurch gelangen Unmengen von Schwebstaub in die Luft. Die Ruß- und Sulfatpartikel schieben sich wie ein Vorhang zwischen Erde und Sonne. Denn sie werfen die einfallende Strahlung zurück ins All. Ganz ähnlich verhalten sich Wolken. Auch ihre helle Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht und lässt es nicht bis zum Boden durchdringen. Doch was ist nun der Grund für den Wechsel von Abdunklung zu Aufhellung? Geht der Schwebstaub inzwischen zurück, weil immer mehr Länder Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergreifen? Oder hat sich die Bewölkung verändert? Auch Rachel Pinker kann da nur spekulieren. Die Meteorologin wertete die Satelliten-Daten aus. Sie forscht an der Universität von Maryland in College Park in den USA:
"Auch für uns ist das ein großes Puzzle, und es ist schwierig, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Was unsere Studie zeigt, ist, dass der Strahlungsfluss über dem Meer zugenommen hat. Und wir wissen von anderen Untersuchungen, dass die Bewölkung allgemein zurückgeht. Das würde ja zusammenpassen: weniger Wolken, mehr Einstrahlung. Aber man muss erst noch prüfen, ob das auch wirklich für die Ozeane gilt. Global gesehen haben wir jedenfalls eine Bewölkungsabnahme."
Insgesamt bleibt das Bild aber konfus. Die Strahlungs-Messwerte von Bodenstationen und Satelliten weichen zum Teil um Größenordnungen voneinander ab. Und es gibt sogar eine Studie aus dem Vorjahr, die behauptet, dass die Erdoberfläche gar nicht mehr Sonne abbekomme, sondern, im Gegenteil, noch immer abgedimmt sei. Die Autoren dieser Arbeit hatten sich den sogenannten Erdschein angeschaut. Das ist reflektiertes Licht, das von der Erde auf den Mond fällt. Bei so viel Durcheinander will Robert Charlson lieber nicht von Abdunklungs- und Aufhellungsphasen der Erde sprechen - und erst recht nicht von verlässlichen Forschungsergebnissen. Die Albedo, die Rückstrahlung der Erde, sei noch immer eine große Unbekannte und mit den heutigen Messmethoden kaum richtig zu bestimmen:
"Wie will man die gesamte Strahlungsenergie messen, die ein Planet reflektiert, wenn man sich auf dem Planeten selbst befindet? Oder nur knapp darüber, in niedrigen Umlaufbahnen? Wenn wir die Albedo der Erde exakt bestimmen wollen, müssen wir sie aus jedem Winkel messen, zu jeder Tageszeit und überall auf dem Globus. Das ist eine Aufgabe für Satelliten. Aber die heutigen kriegen das noch nicht hin."
Für Abhilfe ist eigentlich schon gesorgt. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat längst Satelliten nach den Vorschlägen der Wissenschaftler gebaut. Sie heissen Calipso, CloudSat und Dscovr. Doch ihr Start wurde immer wieder verschoben, zum Teil aus politischen Gründen, wie zu hören ist. Und wenn ein Satellit dann endlich doch im All ist, kann es passieren, dass die NASA kein Geld für die Analyse der Daten bereitstellt. Auch dafür gibt es Beispiele. So wird die Albedo wohl noch länger die große Unbekannte im Strahlungshaushalt der Erde bleiben.
"Hier wird keine neue Klima-Debatte angestoßen. So von wegen: Es ist ja doch nur die Sonne! Sie strahlt immer heller! Es ist völlig unstrittig, dass Treibhausgase in der Atmosphäre zunehmen und sich die Erde vor allem dadurch erwärmt. Aber es gibt weitere Faktoren, die die Strahlungs- und Energieflüsse am Erdboden beeinflussen. In diesem Fall geht es um Staubpartikel und Wolken in der Atmosphäre."
Wälder werden brandgerodet; Kraftwerke verfeuern Kohle, Autos und Flugzeuge Benzin beziehungsweise Kerosin. Dadurch gelangen Unmengen von Schwebstaub in die Luft. Die Ruß- und Sulfatpartikel schieben sich wie ein Vorhang zwischen Erde und Sonne. Denn sie werfen die einfallende Strahlung zurück ins All. Ganz ähnlich verhalten sich Wolken. Auch ihre helle Oberfläche reflektiert das Sonnenlicht und lässt es nicht bis zum Boden durchdringen. Doch was ist nun der Grund für den Wechsel von Abdunklung zu Aufhellung? Geht der Schwebstaub inzwischen zurück, weil immer mehr Länder Maßnahmen zur Luftreinhaltung ergreifen? Oder hat sich die Bewölkung verändert? Auch Rachel Pinker kann da nur spekulieren. Die Meteorologin wertete die Satelliten-Daten aus. Sie forscht an der Universität von Maryland in College Park in den USA:
"Auch für uns ist das ein großes Puzzle, und es ist schwierig, die einzelnen Teile zusammenzufügen. Was unsere Studie zeigt, ist, dass der Strahlungsfluss über dem Meer zugenommen hat. Und wir wissen von anderen Untersuchungen, dass die Bewölkung allgemein zurückgeht. Das würde ja zusammenpassen: weniger Wolken, mehr Einstrahlung. Aber man muss erst noch prüfen, ob das auch wirklich für die Ozeane gilt. Global gesehen haben wir jedenfalls eine Bewölkungsabnahme."
Insgesamt bleibt das Bild aber konfus. Die Strahlungs-Messwerte von Bodenstationen und Satelliten weichen zum Teil um Größenordnungen voneinander ab. Und es gibt sogar eine Studie aus dem Vorjahr, die behauptet, dass die Erdoberfläche gar nicht mehr Sonne abbekomme, sondern, im Gegenteil, noch immer abgedimmt sei. Die Autoren dieser Arbeit hatten sich den sogenannten Erdschein angeschaut. Das ist reflektiertes Licht, das von der Erde auf den Mond fällt. Bei so viel Durcheinander will Robert Charlson lieber nicht von Abdunklungs- und Aufhellungsphasen der Erde sprechen - und erst recht nicht von verlässlichen Forschungsergebnissen. Die Albedo, die Rückstrahlung der Erde, sei noch immer eine große Unbekannte und mit den heutigen Messmethoden kaum richtig zu bestimmen:
"Wie will man die gesamte Strahlungsenergie messen, die ein Planet reflektiert, wenn man sich auf dem Planeten selbst befindet? Oder nur knapp darüber, in niedrigen Umlaufbahnen? Wenn wir die Albedo der Erde exakt bestimmen wollen, müssen wir sie aus jedem Winkel messen, zu jeder Tageszeit und überall auf dem Globus. Das ist eine Aufgabe für Satelliten. Aber die heutigen kriegen das noch nicht hin."
Für Abhilfe ist eigentlich schon gesorgt. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat längst Satelliten nach den Vorschlägen der Wissenschaftler gebaut. Sie heissen Calipso, CloudSat und Dscovr. Doch ihr Start wurde immer wieder verschoben, zum Teil aus politischen Gründen, wie zu hören ist. Und wenn ein Satellit dann endlich doch im All ist, kann es passieren, dass die NASA kein Geld für die Analyse der Daten bereitstellt. Auch dafür gibt es Beispiele. So wird die Albedo wohl noch länger die große Unbekannte im Strahlungshaushalt der Erde bleiben.