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Durchsetzen will gelernt sein

Peter Modler bringt berufstätigen, nicht selten gestandenen Karriere-Frauen das Fünkchen Arrrtoganz und Durchsetzungskraft bei, das ihnen im Umgang mit Männern fehlt. Nicht weil sie es nicht könnten. Es geht darum, die Sprache des Mannes an sich zu verstehen - und auf Augenhöhe und selbstbewusst zu antworten, ohne in eine geschwächte Position zu geraten.

Von Judith Kösters |
    85 Frauen sind im Raum, business-mäßig angezogen, viele kommen direkt von der Arbeit, die meisten sind um die 40 - und wirken ausgesprochen selbstbewusst. Kaum zu glauben, dass ein jünglingshaft wirkender Student sie keine 10 Minuten später im Gespräch locker in die Tasche stecken wird.
    Referent Peter Modler kommt herein, stellt sich kurz vor und bittet um die erste Meldung. Eine Frau steht auf. Sie sei Europaverantwortliche eines amerikanischen Konzerns, erzählt sie. Im Job habe sie oft Telefonkonferenzen mit männlichen, gleichgestellten Kollegen, und andauernd lande sie bei diesen Anrufen blitzschnell in der Defensive. Der junge Student, der für den Abend engagiert wurde, wird hereingerufen und stellt mit einer anderen Frau aus dem Publikum die Telefonszene nach. Die beiden sitzen Rücken an Rücken auf zwei Stühlen.

    "- Wie sieht's denn aus mit den Interviews?
    - Ja, wir sind dran, wir sind dabei.
    - Ja, läuft das soweit? Oder, entspricht das unseren Vorstellungen bisher?
    - Naja, ich muss neu..., ich brauch da noch ein bisschen Zeit...
    - Wofür brauchen Sie denn jetzt noch mal Zeit?"

    Wie er sich fühle, fragt Referent Modler den jungen Mann: "So in der erhabenen Position", antwortet der. Seine Gesprächspartnerin fühlt sich in die Defensive gedrängt. Zweiter Versuch:

    "- Na, wie sieht's denn aus mit dem Interview?
    - Ich bin dran, ich bin dran.
    - Das freut mich, schön zu hören."

    Wieder fragt Modler den jungen Mann, wie er sich fühle. "Ausgeglichen", antwortet er, "auf gleicher Augenhöhe", und das von dem Augenblick an, in dem die Frau ihm "sachlich" geantwortet habe. Die Frauen im Publikum lachen - "Ich bin dran" erschien ihnen offenbar nicht gerade als sachliche Antwort. Aber, fragt Referent Modler, war denn die Frage "Wie sieht's aus mit den Interviews" sachlich? Nein, antwortet er dann selbst, hier klingele ein Machtanspruch.

    "Zunächst mal war das Typische, dass die beteiligte Frau im Konflikt gedacht hat, sie muss sofort auf eine sachliche Rechtfertigungs-Ebene kommen, also ein Mann stellt eine Frage, die scheinbar sachlich daherkommt, und die Frau fährt voll auf diese sachliche Ebene ab, ohne zu verstehen, dass schon die Frage von dem Mann gar nicht sachlich gemeint war, sondern eine Machtansage war."

    ...die deshalb eine Antwort auf der gleichen Ebene fordert. Peter Modler ist promovierter Theologe und seit zehn Jahren Unternehmensberater, Schwerpunkt Führungskräfte-Coaching. Seit zweieinhalb Jahren bietet er spezielle Arroganztrainings-Seminare für Frauen an.
    Als nächstes meldet sich nun eine junge Frau: viel frecher hätte die Frau in der Szene auftreten müssen, fordert sie - und wird dann selbst nach vorne gebeten, um nun ihrerseits die Frau am Telefon zu spielen. "Richtig arrogant sein" lautet nun der Auftrag des Referenten:

    "- Also ich kann mir gut vorstellen, dass bei unserem letzten Gespräch ich Sie ein bisschen aus der Ruhe gebracht habe. Das tut mit natürlich auch ehrlich leid.
    - Stopp, nein!"

    Im Anschluss an das Seminar berichtet die 32-Jährige von ihrem eignen Job in einem mittelständischen Betrieb, mit 50 Untergebenen.

    "Wenn ich zum Beispiel meinem Vorgesetzten Bericht erstatten muss über meine Arbeit, dann habe ich das Gefühl, dass ich mich da sehr stark rechtfertigen muss, einen guten Eindruck machen muss und sehr viel sachliche Argumente bringen muss, und ich merke dann immer wieder, dass er, vielleicht aus einer Laune heraus, irgendwie einen schlechten Tag hat oder so und das an mir auslässt ohne jetzt auf die Sachebene einzugehen, sondern einfach nur eine blöde Bemerkung macht und mich das komplett aus dem Konzept bringt."

    Als sie die Szene nachgestellt habe vorhin, sei sie total nervös gewesen, berichtet sie - während der Student komplett ruhig blieb. Genau das will sich die junge Frau in Zukunft von ihm und ihren echten männlichen Kollegen abschauen: Machtspielchen nicht persönlich nehmen - und arroganter sein.

    "Arrogant sein heißt für mich, in einer Situation drauf zu vertrauen, dass man selber keinen Fehler gemacht hat, dass man selber gut ist wie man ist und dass es eigentlich nur an dem anderen liegen kann, und ich glaube, das können Männer."